Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 55


55
Martin Kippenberger
We Don't Have Problems with Friends, We Sleep with Them, 1986.
Mischtechnik auf Leinwand
Schätzpreis: € 200.000 - 300.000
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We Don't Have Problems with Friends, We Sleep with Them. 1986.
Mischtechnik auf Leinwand.
180 x 150 cm (70,8 x 59 in).


• Raffiniert-doppeldeutige Arbeit aus den gesuchten 1980er Jahren: Kippenbergers Kunst ist bisweilen hochintelligent und eng mit gesamtgesellschaftlichen Themen verwoben.
• Mit der "No Problem"-Werkgruppe kommentiert er die Vergangenheitsbewältigung seines Heimatlandes.
• Zeitgleich entsteht zusammen mit Albert Oehlen das Pamphlet "No Problem · no problème" – eine ironische Würdigung "nicht vorhandener" Probleme.
• Im Entstehungsjahr erhält Kippenberger seine erste umfassende Museumsausstellung im Hessischen Landesmuseum, Darmstadt
.

PROVENIENZ: Galerie Christoph Dürr (Buck & Nagel), München.
Privatsammlung Süddeutschland (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Die No Problem Bilder, Galerie Christoph Dürr (Buck & Nagel), München, 22.10.-22.11.1986.
Q.U.I., Centre national des arts plastiques, Villa Arson, Nizza, 28.2.-13.4.1987 (verso m. Etikett).
No Problem: Cologne/New York 1984-1989, David Zwirner, New York, 1.5.-14.6.2014.
Body Check. Martin Kippenberger - Maria Lassnig, Lenbachhaus München, 21.5.-15.9.2019.

LITERATUR: Gisela Capitain, Lisa Franzen (Hrsg.), Werkverzeichnis der Gemälde, Volume Two 1983-1986, Köln 2023, WVZ-Nr. MK.P 1986.59 (m. Farbabb. S. 447).
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Angelika Muthesius (Hrsg.), Martin Kippenberger. Ten years after, Köln 1991, S. 111 (m. Abb. Nr. 80).
Angelika Taschen, Burkhard Riemschneider (Hrsg.), Kippenberger, Köln 1997 u. Köln 2014, S. 131 (m. Farbabb. Nr. 80).
Chris Reitz, Aftermarket. Chris Reitz on "No Problem: Cologne/New York 1984-1989" at David Zwirner, New York, in: Texte zur Kunst, Nr. 95, Sept. 2014, S. 196-198 (m. Abb. S. 196).
Bob Nicklas, I love eternity or more love hours than can ever be repaid, in: No Problem: Cologne/New York 1984-1989, New York 2015, S. 201-221 (m. Abb. S. 91).
Diedrich Diederichsen, Before Globalization: Cologne and New York in the 1980s, in: No Problem: Cologne/New York 1984-1989, New York 2015, S. 11-20 (m. Abb. S. 91).
Kara Carmack, Cologne/New York in the 1980s: A Chronology, in: No Problem: Cologne/New York 1984-1989, New York 2015, S. 225-259 (m. Abb. S. 91).

"Ich bin eher ein Vertreter, verkaufe und vermittle Ideen, ich bin doch viel mehr für die Leute als einer, der Bilder malt."
Martin Kippenberger, zit. nach: Angelika Taschen, Burkhard Riemschneider (Hrsg.), Kippenberger, Köln 1997, Umschlag.

Aufrufzeit: 06.12.2024 - ca. 18.48 h +/- 20 Min.

No problem – Martin Kippenberger
"We Don't Have Problems with Friends, We Sleep with Them", schreibt Martin Kippenberger 1986 in plakativen Grossbuchstaben entlang der Ränder seiner 180 x 150 Zentimeter messenden Leinwand. In der Mitte platziert er auf schwarzem Grund eine Krücke vor einem zweiten, nicht näher definierbaren Gegenstand. Ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen Text und Bild ist nicht zu erkennen. An der Grenze zur Unverständlichkeit kommt die menschliche Neugier mit ihren einstudierten, kunsthistorisch geschulten Denkmustern daher schnell aus dem Takt. Zu komplex und gleichzeitig zu unkonventionell sind Kippenbergers Gedankensprünge, Assoziationen, Verwirrspiele und Täuschungen, als dass sich allein aus dem Dargestellten ein Reim auf den Inhalt machen ließe.

Erst mit Blick auf die insgesamt acht Arbeiten umfassende Werkreihe "No problems" und das zeitgleich zusammen mit dem befreundeten Künstler Albert Oehlen herausgegebene Pamphlet "No problem · no problème" wird deutlich, dass es hier um einen größeren Kontext gehen muss. Mit Titeln wie "We Don't Have Problems with People Who Look Exactly Like Us, Because They Get Our Pain" oder "Nous n'avons pas de problèmes avec les dépressions, tant qu'elles ne se mettent pas à être en vogue" wird durch die stetige Wiederholung der gleichen Phrase deutlich, dass sich der Schlüssel zum Verständnis in den Werktiteln und dem einzelnen Wörtchen "Problem" verbergen muss, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Werkserie zieht. Trotz englischer und französischer Verfremdung lenkt er den Fokus auf "ein sehr deutsches Phänomen, die Problemorientiertheit" und ist letztlich als Martin Kippenbergers Kommentar zum "Status quo der deutschen Vergangenheitsbewältigung" der 1980er Jahre zu verstehen, wie im erst kürzlich erschienen zweiten Band des Werkverzeichnisses erklärt wird (Gisela Capitain, Lisa Franzen (Hrsg.), Werkverzeichnis der Gemälde, Volume Two 1983-1986, Köln 2023, S. 437). Der Satz "Ich habe kein Problem damit, aber .." ist aus dem deutschen Sprachgebrauch weithin bekannt und impliziert bei aller Toleranz ein nach wie vor vorhandenes, nicht überwundenes Problem.

Und so erscheint, vor dem Hintergrund des in den späten 1980er Jahren ausgetragenen Historikerstreits und der einsetzenden Verständigung auf eine gemeinsame Verantwortung an den Kriegsereignissen, Martin Kippenbergers zunächst unschuldig-humorvoll verstandene Alltagsthematik ganz plötzlich in einem gesamtgesellschaftlich relevanten Licht. Mit jeder Zusatzinformation zur Werkserie wird das Verständnis für den Inhalt dieser so hochkomplexen wie raffinierten Arbeit größer, die nur auf den ersten Blick zusammenhanglos erscheint. Nichts ist hier, wie es scheint und doch ist – auf Kippenberger-Art – alles zur deutschen Gesellschaft der 1980er Jahre gesagt, was gesagt werden muss. [AR]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Martin Kippenberger "We Don't Have Problems with Friends, We Sleep with Them"
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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.