Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 314

 

314
Heinrich von Zügel
Hirte mit drei Jungrindern, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inklusive Aufgeld)
Hirte mit drei Jungrindern. 1913.
Öl auf Leinwand.
Diem 833. Unten links der Mitte signiert und datiert. Verso mit altem Etikett sowie handschriftlich bezeichnet. 60 x 80 cm (23,6 x 31,4 in).

PROVENIENZ: Galerie Oscar Maria Hermes, München (mit dem Etikett).
Privatsammlung Niedersachsen.

Um 1894 beginnt Zügel, das "Malerparadies" um das kleine am Altrhein gelegene Fischerdorf Wörth in der Nähe von Karlsruhe für sich zu entdecken, wo er in seiner mehr als 20-jährigen Lehrtätigkeit an der Karlsruher und Münchner Kunstakademie mit seinen Studenten, der sogenannten Zügelschule, in den Sommermonaten zahlreiche impressionistisch gemalte Landschaften und Tierbilder schafft. Ein ihn besonders faszinierendes Motiv, das er in immer neuen Variationen gestaltet, ist dabei das des Hütejungen, der eine Gruppe Rinder vor sich her treibt. Breite Pinselstriche und pastoser Farbauftrag schaffen ein malerisches Äquivalent zur Kraft und Schwere der Rinder, die der sie begleitende Hütejunge zu bändigen hat. In den Rheinauen konnte er dieses Schauspiel immer wieder beobachten und in schnellem, pastosen Duktus auf die Leinwand bannen. Dazu griffen Zügel und seine Schüler auf die Dienste der sogenannten Malbuben zurück, die ihnen die Tiere zum Modellstehen hielten, die Malutensilien nachtrugen oder selbst Modell standen, woraus in der Wörther Jugend ein richtiggehendes Gewerbe entstand. Stärkste Einnahmequelle der Bevölkerung war aber die Vermietung der Tiermodelle – schön gemusterte Tiere oder besonders brave "Modellkühe" hatten natürlich ihren Preis. Nach 1900 hat sich Zügel vollends der Pleinair-Malerei zugewandt, woraufhin seine Werke zusehends an Schwung und Dynamik gewinnen. Sein eigentliches Interesse als bedeutender Vertreter der Tiermalerei gilt weniger einer präzisen Wiedergabe der Tieranatomie und der Formen als vielmehr dem bewegten und lebendigen Licht in der Natur, das so das Bildgeschehen bestimmt. Zügels späte Werke zeigen einen Künstler, der bis in seine letzte Schaffensphase einer Pleinair-Malerei treu bleibt, die ganz aus der kraftvollen Farbigkeit heraus lebt. [KT]



314
Heinrich von Zügel
Hirte mit drei Jungrindern, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inklusive Aufgeld)