Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 6

 

6
Karl Schmidt-Rottluff
Gutshof, 1910.
Aquarell und Graphit
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 300.000

(inklusive Aufgeld)
Gutshof. 1910.
Aquarell und Graphit.
In der rechten unteren Ecke signiert. Verso eigenhändig bezeichnet "Gutshof". Auf festem Velin. 49,8 x 65,1 cm (19,6 x 25,6 in), blattgroß. [KT].

• Aquarelle aus der Zeit um 1910 gehören zu den gefragtesten auf dem internationalen Auktionsmarkt (Quelle: artprice.com).
• Namenhafte Provenienz neben Hermann Gerlinger: Carl Georg Heise war Leiter der Hamburger Kunsthalle und wichtiger Förderer des deutschen Expressionismus.
• Perfektes Zusammenspiel von kraftvoller Farbigkeit und Leichtigkeit des Pinselstrichs.
• In der Auflösung der architektonischen Formen wirkt die die Komposition fast abstrakt und die Farbe tritt in den Vordergrund
.

Das Werk ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, Berlin dokumentiert.

PROVENIENZ:
Carl Georg Heise (1890-1979), Hamburg (bis mindestens 1963).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).

AUSSTELLUNG:
Kestner Gesellschaft, Hannover, 1920, Kat.-Nr. 54.
Meister des Aquarells aus der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts, Kunstverein Hamburg, 3.8.-15.9.1963, Kat.-Nr. 165 (m. Abb.)
Schmidt-Rottluff. Aquarelle aus den Jahren 1909 bis 1969, 55. B.A.T. Ausstellung, B.A.T. Cigaretten Fabriken GmbH, Hamburg, 13.6.-10.8.1974, Kat.-Nr. 52 (m. Abb. S. 165).
Das Aquarell der Brücke, Brücke-Museum, Berlin, 5.9.-16.11.1975, Kat.-Nr. 61.
Karl Schmidt-Rottluff, Retrospektive, Kunsthalle Bremen, 16.6.-10.9.1989; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 27.9.-3.12.1989, S. 229, Kat.-Nr. 65 (m. Abb., u. Abb. Taf. 31).
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Aquarelle der Brücke, Brücke-Museum Berlin, 14.9.1995-7.1.1996, Kat.-Nr. 61.
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Die Brücke in Dresden. 1905-1911, Dresdner Schloss, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister, 20.10.2001-6.1.2002, Kat.-Nr. 328 (m. Farbabb.).
Expressiv! Die Künstler der Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina, Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 16 (m. Farbabb.).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 28.10.2017-25.2.2018, S. 222 (m. Farbabb.).
Schmidt-Rottluff. Form, Farbe, Ausdruck, Buchheim Museum, Bernried am Starnberger See, 29.9.2018-3.2.2019, S. 153 (m. Abb.).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR:
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 220, SHG-Nr. 291 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 47, SHG-Nr. 69 (m. Abb.).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim! Museumsführer durch die "Brücke"-Sammlungen von Hermann Gerlinger und Lothar-Günther Buchheim, Feldafing 2017, S. 222 (m. Abb., S. 223).

In einem Brief vom 25. September 1908 an Luise Schiefler, Frau des Juristen und Kunstförderers Gustav Schiefler, schreibt Schmidt-Rottluff nach Hamburg: „Meine malerischen Anschauungen haben sich dieses Jahr in einer Weise geändert und einen neuen Weg genommen, von dem ich selbst nicht weiß, wohin er eigentlich führen soll. Mit dieser Verwandlung war aber auch verbunden, daß ich wenig gemalt und das Wenige tastend und suchend“ (Karl Schmidt-Rottluff, Bestandskatalog der Sammlung der Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz, Chemnitz 1993, S. 323). In diesen Jahren tritt die Malerei zugunsten des Aquarells in den Hintergrund. Schmidt-Rottluff erreicht einen Punkt seiner Entwicklung, die Beziehung von Dargestelltem in einer betonten Zweidimensionalität zur Bildfläche zu klären. Mit bewegten Pinselzügen voller Leichtigkeit und Transparenz erfasst Schmidt-Rottluff Landschaften wie hier den Gutshof, dessen eigentliche architektonische Präsenz sich zwischen Bäumen, Buschwerk, zwischen erdigem Vordergrund und rotglühendem Hintergrund quasi auflöst. Schmidt-Rottluff zitiert nur mehr die Dinge dieser Landschaft, ohne dass deren Dynamik verloren geht, ganz im Gegenteil: Der Künstler steigert den Farbklang, indem er bisweilen schwarze Konturlinien setzt, um die einzelnen, ineinander übergehenden Bildeinheiten zu festigen. Alle Teile der Darstellung, Nähe und Ferne, Vorder- und Hintergrund wirken in einer Ebene. Meisterlich bindet Schmidt-Rottluff nicht mit Aquarell besetzte Papierstellen ein zu einem festen Bestandteil der Komposition. Die um 1910 geschaffenen Aquarelle gehören zu Schmidt-Rottluffs großartigsten Leistungen. [MvL]



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Karl Schmidt-Rottluff
Gutshof, 1910.
Aquarell und Graphit
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 300.000

(inklusive Aufgeld)