Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 308

 

308
Leo Putz
Lisl und Buberl, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 47.580

(inkl. Käuferaufgeld)
Lisl und Buberl. 1920.
Öl auf Leinwand.
Putz 636. Links unten signiert. Auf dem Keilrahmen mit einem alten Etikett, dort handschriftlich betitelt "Lisl und Buberl Gauting". 53,8 x 48,3 cm (21,1 x 19 in). [KD].

PROVENIENZ: Privatsammlung Südtirol.

Gegen den Willen des Vaters siedelt Leo Putz bereits mit 16 Jahren nach München über, um bei seinem Stiefbruder Prof. Robert Poetzelberger ersten Zeichenunterricht zu nehmen. Es folgt eine künstlerische Ausbildung zunächst an der Münchener Akademie und von 1891 bis 1892 an der Pariser Akademie Julian bei den Professoren Adolphe Bouguereau und Benjamin Constant. Nach der Rückkehr aus Paris besucht Putz die Atelierklasse des Genremalers Paul Höcker. Im Jahr 1892 wird die Münchner Sezession gegründet, an deren Ausstellungen Putz sich jährlich beteiligt. Einige Jahre später, 1899, entsteht aus der Atelierklasse Höckers die Künstlergruppe "Scholle", zu deren Gründungsmitgliedern Leo Putz gehört. Dem vorherrschenden Akademiestil und Historismus der damaligen Zeit wird eine neue, temperamentvolle Malweise entgegengesetzt, die den Einfluss Wilhelm Trübners erkennen lässt. Der Mensch, vornehmlich die Frau, wird zum zentralen Thema des künstlerischen Schaffens. Schönstes Beispiel hiervon geben die sogenannten "Hartmannsberger-Bilder", die in den Aktstudien badender Mädchen den Zauber und das Licht der Plein-air-Malerei einfangen.

In Gauting bei München hat sich Leo Putz ein privates Refugium geschaffen. Haus und Garten bieten reichlich Motive als Rahmen für seine Personendarstellungen, die fast ausschließlich das malerische Œuvre von Leo Putz in jener Zeit prägen. Die intime Szene auf dem altertümlichen Sofa ist ganz von der Intention einer häuslichen Geborgenheit geprägt. Putz thematisiert hier das traute Nebeneinander in seiner selbstverständlichen Alltäglichkeit. Der gestisch beschwingte Malstil, der im Gegensatz zu den Arbeiten der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg einen freieren Pinselduktus zeigt, bleibt für die Folgejahre verbindlich. Die Gemälde dieser Zeit leben von einer besonderen Art der Lichtführung, die, seitlich einfallend, den dargestellten Personen eine Frische des momentan Erlebten verleiht. Leo Putz hat mit diesen Gemälden eine sehr eigene Technik entwickelt, die nur noch in Anklängen den Einfluss eines manierierten Spätimpressionismus erkennen lässt, der für seine frühen Arbeiten kennzeichnend ist.

1929 tritt Putz seine erste Fernreise nach São Paulo an. Er verbringt die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika, unternimmt ausgedehnte Reisen nach Buenos Aires und nach Bahia in den Urwald. Putz' Arbeit wird mit einer außerordentlichen Professur an der Escola Nacionala de Bellas Artes in Rio geehrt. Die Jahre in Südamerika geben seiner Malerei neue Impulse, die Motive zeigen nun südländische Landschaften und Menschen, die Farbpalette erweitert sich um kräftige und farbenfrohe Töne. 1933 kehrt Putz mit seiner Familie wieder nach Gauting zurück. Sein Werk wird zwar mit einer großen Ausstellung vom Künstlerverein München geehrt, trotzdem sieht Putz sich 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu fliehen. Er erhält 1937 Berufsverbot und bereits 1938 bewirkt die NSDAP die Auflösung der Sezession und sämtlicher Münchener Künstlergruppen. Am 21. Juli 1940 stirbt Leo Putz im Meraner Exil, die Beerdigung findet auf dem Gautinger Friedhof statt.




308
Leo Putz
Lisl und Buberl, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 47.580

(inkl. Käuferaufgeld)