Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1214

 

1214
Hans Hartung
T1964-H12, 1964.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 63.440

(inkl. Käuferaufgeld)
T1964-H12. 1964.
Acryl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen zweifach handschriftlich betitelt und bezeichnet. 50 x 65 cm (19,6 x 25,5 in).

Das Werk ist im Archiv der Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Schweiz.

Hans Hartung ist einer der wenigen Künstler, die ihr ganzes Leben lang ausschließlich in informellen Formen gearbeitet haben. Er beginnt seine Studien der Philosophie und Kunstgeschichte 1924 an der Universität in Leipzig und wechselt dann an die Akademien der Bildenden Künste in Leipzig und Dresden. 1928 bildet Hartung sich bei dem Maler Max Doerner in München weiter. In dieser Zeit entstehen spontane, zeichenhafte Linienkompositionen, in denen sich der Künstler von der Inspiration des Zufälligen leiten lässt und das Spannungsverhältnis von Farbfläche und Linie untersucht. Nach einem längeren Aufenthalt auf der Insel Menorca übersiedelt Hartung 1932 nach Paris. Hier lernt er Kandinsky, Mondrian, Miró und Calder kennen und beteiligt sich an den Ausstellungen im "Salon des Surindépendants". In den folgenden Jahren entstehen Bilder mit schwebenden Farbfeldern, die von kalligrafischen Linienbündeln überlagert werden. Ab 1949 nimmt Hartung an bedeutenden Ausstellungen in Paris, Brüssel, München und Basel teil. In den Jahren 1955-64 ist er auf der Documenta in Kassel vertreten. 1956 wird Hartung mit dem "Prix Guggenheim" geehrt und als außerordentliches Mitglied an die Akademie der Künste in Berlin berufen. 1960 erhält er den Großen Internationalen Preis für Malerei auf der Biennale in Venedig.

In den 1960er Jahren entstehen monochrome Farbflächen, in die Hartung Reihen paralleler Rillen in Form von Bündeln einritzt, so dass zu der kalligrafischen noch eine plastische Qualität hinzukommt. In der hier vorliegenden Arbeit wird diese Plastizität unterstützt durch den moduliert gearbeiteten, vom Gelben ins Schwarze sich wandelnden Bildgrund, der den Eindruck einer Bodenfläche mit weitem Horizont erweckt. Dem Betrachter eröffnet sich eine kosmische, gleichsam metaphysische Welt voller Farb- und Formspiele, die ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. Faszinierend ist überdies die malerische Qualität, sind die Linienbündel doch aufs Feinste nuanciert und von einer kraftvollen Rhythmik durchdrungen.

Unser Gemälde ist ein frühes Beispiel für die seit Ende der 60er Jahre immer weiter fortschreitende malerische Entwicklung im Œuvre Hartungs, die Strenge seiner linearen Strukturen zunehmend aufzubrechen und zu sich diffus über die Leinwand ausbreitenden Pinselstrukturen auszuweiten. Jener Prozess des Aufbrechens geht in Hartungs Spätwerk zugleich mit einem Prozess der Reduktion einher. Die Farbe tritt in Hartungs Kompositionen nun zunehmend zugunsten der Form zurück, bis schließlich die Nichtfarben Schwarz und Weiß und der klare Kontrast von Fläche und Struktur den Bildraum beherrschen. 1977 wird Hartung Mitglied der Académie des Beaux-Arts in Paris und 1981 erhält er den Oskar-Kokoschka-Preis der Republik Österreich. Die große Anzahl an Auszeichnungen, mit denen das künstlerische Schaffen Hartungs bereits zu seinen Lebzeiten bedacht wird, zeugt vom internationalen Rang des Künstlers. 1989 stirbt er in Antibes als einer der wichtigsten Repräsentanten des europäischen Informel. [KP].




1214
Hans Hartung
T1964-H12, 1964.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 63.440

(inkl. Käuferaufgeld)