Kenneth Noland bekam als Air Force-Veteran des 2. Weltkriegs ein Stipendium am Black Mountain College in North Carolina und studierte unter anderem bei dem emigrierten Bauhaus-Lehrer Josef Albers, ging Ende der vierziger Jahre für einige Zeit nach Paris und lernte schließlich in New York den einflussreichen, der Avantgarde mit all seinem Wissen, Sachverstand und Spürsinn zugewandten Kritiker Clement Greenberg kennen.
Das Zusammentreffen mit ihm und Helen Frankenthaler, die der gelinde gesagt ungestümen Gruppe der American Abstract Expressionists nahestand, ließ ihn einen entscheidenden Weg in seiner Malerei einschlagen. Frankenthaler experimentierte mit Magna-Farbe, mit aufgelösten Pigmenten, die mit Öl gemischt und mit Terpentin verdünnt werden konnte und so ungehindert in die nicht grundierte Leinwand sickerte. Auch Noland bediente sich nun dieser soak-stained method, deren Ergebnis unterschiedlich gesättigte Farbfelder auf der teils sichtbar rohen Leinwand waren. Es gab, anders als bei mit Pinsel auf eine grundierte Leinwand geschichteten Farben, keine Möglichkeit der Korrektur, kein Schaben, kein Übermalen. Die Konsequenz war ein minimalistischer Ansatz, Präzision sowieso, aber vor allem ein unerschütterliches Vertrauen in Gestaltung und Wahl der Mittel. Hinzu kamen, ganz wichtig, wie Noland einmal sagte, Kraft und Nerven, der Versuchung zu widerstehen, doch noch irgendwelche Änderungen vorzunehmen . „I guess it had to do with the fact that if you were impressed with what you were doing, you only had to do it one time … so that each thing that you did was just done that one time with no afterthoughts and it had to stand“, so der one-shot painter Kenneth Noland. Sein Hauptelement der Bildsprache war die Farbe.
Eines seiner bevorzugten Motive waren ab den sechziger Jahren die „chevrons“, mal aufrechte, mal auf den Kopf gestellte V-förmige Abzeichen, mal einfach, mal dupliziert oder verdreifacht ineinander gesetzt. Unterschiedlich breit, farbstark, die Schenkelenden förmlich an den Bildrand gepresst, ein Manifest der Dynamik.
Chevrons sind vor allem als militärische Rangkürzel bekannt, dekoriert als Abzeichen auf Schultern oder Ärmeln einer Uniform. Tatsächlich kannte man sie jedoch schon in der Antike als schmückendes seinerzeit allgemein verständliches Symbol der Kraft, der Macht, des Rechts, schlicht der guten Energie. Sie sind ein Zeichen, das sich über Jahrhunderte, Jahrtausende in unser unbewusstes Gedächtnis eingegraben hat. Ein starkes Signal. Kenneth Noland bedient sich dieser Hieroglyphe und steigert ihre Wirkung mit dem flachen, in den textilen Bildträger versunkenen Farbauftrag. Figurative Elemente waren überflüssig. Die räumliche Wirkung war mit der puren, der puristischen Abstraktion gegeben.
Unser monumentales Gemälde Via Media (Suddenly) von 1963, spätestens seit 1967 in etlichen internationalen Ausstellungen vertreten, gehört zu den ersten Exemplaren seiner von nun an so wichtigen Motivreihe. Einmal mehr und überaus konsequent hatte sich der heute anerkannte Pionier der amerikanischen Avantgarde, insbesondere des Color Field Painting, damit deutlich von dem gestischen Furor seiner amerikanischen Zeitgenossen abgesetzt.
Das Werk "Via Media (Suddently)" von 1963 kommt im Evening Sale am 6. Dezember 2024 zu einem Schätzpreis von € 600.000 - 800.000 zum Aufruf.
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