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Sigmar Polke
Kallablüten (3-teilig), 1965.
Acryldispersion auf Papier
Schätzpreis: € 400.000 - 600.000
Kallablüten (3-teilig). 1965.
Acryldispersion auf Papier.
Jeweils ca. 63,5 x 53,5 cm (25 x 21 in).
Eines der vorliegenden Blätter (I) diente als Vorlage für das Plakat zur Ausstellung "Sigmar Polke" im Neuen Museum Weserburg, Bremen 1996.
• Frühes "signature piece": Der gemalte Rasterpunkt wird fortan zu Sigmar Polkes künstlerischem Markenzeichen.
• "Neuer Realismus" und "German Pop": aus Polkes früher Düsseldorfer Schaffenszeit gemeinsam mit Gerhard Richter, die heute als die gefragteste seines Oeuvre gilt.
• Polkes "Kallablüten" und Warhols "Flowers": Mitte der 1960er Jahre nutzen beide Künstler eine gedruckte fotografische Vorlage für ein technisch wie stilistisch innovatives, serielles Blumenmotiv.
• Eines der Blätter war 1999 Teil der Ausstellung "Sigmar Polke. works on paper 1963–1974" im Museum of Modern Art, New York.
• Beste Provenienz: aus der Galerie Fred Jahn, München, in die Sammlung Deutsche Bank.
• Polkes Rasterbilder der 1960er Jahre befinden sich heute zum Großteil in internationalen Sammlungen und gelten als Seltenheit auf dem Auktionsmarkt.
• 2014/15 würdigten das Museum of Modern Art, New York, und die Tate Modern, London, Polkes revolutionäres Schaffen mit einer spektakulären Retrospektive.
Wir danken Herrn Michael Trier für die wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Sammlung Deutsche Bank (vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Sigmar Polke. Neues Museum Weserburg, Bremen, 18.2.-3.3.1996 (Blatt I wurde für das Plakat zur Ausstellung ausgewählt, Becker/von der Osten S. 409).
Sigmar Polke. works on paper 1963-1974, Museum of Modern Art, New York, 1999, Kat.-Nr. 124 (m. Abb. S. 116, Blatt II).
"Wir können uns nicht darauf verlassen, daß eines Tages gute Bilder gemalt werden, wir müssen die Sache selber in die Hand nehmen! "
Sigmar Polke und Gerhard Richter, 1966
"Ich liebe alle Punkte. [..] Mit vielen Punkten bin ich verheiratet. Ich möchte, dass alle Punkte glücklich sind, die Punkt sind meine Brüder. Ich bin auch ein Punkt."
Sigmar Polke und Gerhard Richter, 1966
Aufrufzeit: 06.06.2025 - ca. 19.00 h +/- 20 Min.
Acryldispersion auf Papier.
Jeweils ca. 63,5 x 53,5 cm (25 x 21 in).
Eines der vorliegenden Blätter (I) diente als Vorlage für das Plakat zur Ausstellung "Sigmar Polke" im Neuen Museum Weserburg, Bremen 1996.
• Frühes "signature piece": Der gemalte Rasterpunkt wird fortan zu Sigmar Polkes künstlerischem Markenzeichen.
• "Neuer Realismus" und "German Pop": aus Polkes früher Düsseldorfer Schaffenszeit gemeinsam mit Gerhard Richter, die heute als die gefragteste seines Oeuvre gilt.
• Polkes "Kallablüten" und Warhols "Flowers": Mitte der 1960er Jahre nutzen beide Künstler eine gedruckte fotografische Vorlage für ein technisch wie stilistisch innovatives, serielles Blumenmotiv.
• Eines der Blätter war 1999 Teil der Ausstellung "Sigmar Polke. works on paper 1963–1974" im Museum of Modern Art, New York.
• Beste Provenienz: aus der Galerie Fred Jahn, München, in die Sammlung Deutsche Bank.
• Polkes Rasterbilder der 1960er Jahre befinden sich heute zum Großteil in internationalen Sammlungen und gelten als Seltenheit auf dem Auktionsmarkt.
• 2014/15 würdigten das Museum of Modern Art, New York, und die Tate Modern, London, Polkes revolutionäres Schaffen mit einer spektakulären Retrospektive.
Wir danken Herrn Michael Trier für die wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Sammlung Deutsche Bank (vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: Sigmar Polke. Neues Museum Weserburg, Bremen, 18.2.-3.3.1996 (Blatt I wurde für das Plakat zur Ausstellung ausgewählt, Becker/von der Osten S. 409).
Sigmar Polke. works on paper 1963-1974, Museum of Modern Art, New York, 1999, Kat.-Nr. 124 (m. Abb. S. 116, Blatt II).
"Wir können uns nicht darauf verlassen, daß eines Tages gute Bilder gemalt werden, wir müssen die Sache selber in die Hand nehmen! "
Sigmar Polke und Gerhard Richter, 1966
"Ich liebe alle Punkte. [..] Mit vielen Punkten bin ich verheiratet. Ich möchte, dass alle Punkte glücklich sind, die Punkt sind meine Brüder. Ich bin auch ein Punkt."
Sigmar Polke und Gerhard Richter, 1966
Aufrufzeit: 06.06.2025 - ca. 19.00 h +/- 20 Min.
Sigmar Polke – Genie wider Willen
Genie wider Willen, dies ist vermutlich die richtige Bezeichnung für Sigmar Polke und sein revolutionäres künstlerisches Schaffen. Die besondere Energie und Frische, die von Polkes Schöpfungen bis heute ausgeht, ist seiner unangepassten Persönlichkeit geschuldet, die Traditionen und Konventionen nicht als Orientierung, sondern vielmehr als hinfällige und lässig zu überwindende Herausforderung begreift. Spätestens mit seinem für die deutsche Nachkriegskunst heute ikonisch gewordenen Gemälde "Höhere Wesen befahlen: obere rechte Ecke schwarz malen!" (1969, Sammlung Froehlich, Stuttgart) hat Polke sich den viel beschworenen Titel des revolutionären Antikünstlers verdient. Mit Witz und Ironie macht Polke sich hier über den traditionellen Kunstbetrieb und die allgemeine Vorstellung eines auf geradezu göttliche Weise inspirierten Künstler-Genies lustig. Polkes Kunst hat radikal mit der kunsthistorischen Tradition gebrochen und ist doch dadurch zugleich heute, 15 Jahre nach seinem Tod, zu einem bedeutenden Teil der Kunstgeschichte geworden. Spätestens die vom Museum of Modern Art, New York, und der Tate Modern, London, organisierte Polke-Retrospektive im Jahr 2014/15 hat Polkes herausragende Position in der europäischen Nachkriegskunst unmissverständlich deutlich gemacht. Neben New York und London war die wichtige Ausstellung auch im Museum Ludwig in Köln zu sehen und hat all das zusammengeführt, was Polkes Werk über ein halbes Jahrhundert hinweg so unvergleichlich und spannend macht.

Punkt für Punkt – Polkes legendäre Rasterbilder und die Kunst der "Neuen Realisten"
Allem voran sind da die grandiosen Rasterbilder der 1960er Jahre zu nennen, wie das berühmte Gemälde "Freundinnen" (1965, Sammlung Froehlich, Stuttgart), in denen Polke ganz im Sinne der Pop-Art den Rasterdruck der Magazine für seine eigene künstlerische Sprache nutzt. Mit seinen gerade mal 24 Jahren schabloniert Polke damals, wie auch in unserer Werkfolge "Kallablüten", aus der ein Blatt 1999 im Museum of Modern Art, New York, ausgestellt war, mit viel Geduld fein säuberlich Punkt für Punkt auf die Leinwand und lässt mit irisierenden Farbverläufen eine vollkommen neuartige malerische Ästhetik entstehen. Wie Gerhard Richters frühe schwarz-weiße Fotogemälde sind diese faszinierenden Arbeiten Polkes der Bild gewordene Ausdruck des unkonventionellen Lebensgefühls der 1960er Jahre. Auch unsere Werkfolge "Kallablüten" ist ein wichtiges Beispiel dieser frühen Werkphase, die heute als die gesuchteste im äußerst vielschichtigen Œuvre des Künstlers gilt. In diesen Jahren haben Polke und Richter, die damals beide Studenten an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Karl Otto Götz waren, eng zusammengearbeitet und mit ihrer gegenständlichen, fotobasierten Kunst den damaligen Kunstbetrieb aufgemischt. Die jungen Künstler brechen radikal mit der etablierten gestischen Malerei des europäischen Informel, malen gegenständlich und nahezu ohne sichtbaren Pinselduktus.

Ähnlich wie für Andy Warhols "Flowers", die der amerikanische Pop-Art-Künstler seit 1964 schafft, könnte auch für Polkes etwa zeitgleich entstandene "Kallablüten" eine fotografische Vorlage aus den Massenmedien grundlegend gewesen sein. Auch Polke nutzt das vermeintlich triviale Blumenmotiv, das darüber hinaus ebenso Verweise auf die beliebte Blumenmalerei der Vorkriegszeit beinhaltet, wie sie in den 1960er Jahren über Reproduktionen in einer Vielzahl der gutbürgerlichen deutschen Wohnzimmer verbreitet war, um seinen damals vollkommen neuartigen gegenständlichen und zudem seriellen künstlerischen Ansatz zu etablieren. In "Kallablüten" überwindet Polke die lange Tradition des Blumenstilllebens und erfindet dessen Ästhetik grundlegend neu. Für seine Vorlagen, die Polke oft ausschnitthaft oder stark vergrößert aufgreift, hat sich der Künstler häufig in der Printwerbung und den Kleinanzeigen der Zeitschriften bedient. Oft ist, wie auch im vorliegenden Fall, die genaue Vorlage – anders als bei Richter, der all seine Bildquellen im "Atlas" sammelte – nicht mehr genau zu identifizieren. Polke baut das Kunstwerk aus einzelnen Punkten auf und macht auf diese Weise den Prozess der Bildwerdung transparent. Und so wie das Zeitungsfoto mit der Illusion von Realität spielt, spielen Polkes Rasterbilder mit der Illusion eines Zeitungsdruckes, die sich dann jedoch bei genauer Betrachtung der höchst präzise, aber in einem manuellen Verfahren ausgeführten Punkte als Unikat und damit als reine Täuschung erweist. Jeder Punkt ist in Ausführung und Farbzusammensetzung unterschiedlich und erhält auf diese Weise seinen ganz individuellen Charakter. Es ist bis heute spannend, diesen Punkt-Charakter vor Polkes Originalen optisch zu erleben und den speziellen Rhythmus ihrer Abfolge ergründen zu wollen.
Unmittelbar vor Entstehung der "Kallablüten" hat Sigmar Polke zusammen mit Gerhard Richter die heute legendäre Ausstellung "Neue Realisten" in der Galerie Parnass in Wuppertal bespielt, ein Titel der fortan neben "German Pop" und der ironisch gemeinten Selbstbezeichnung "Kapitalistischer Realismus" fortan zur Klassifizierung dieser jungen, von Polke und Richter maßgeblich geprägten Kunstrichtung herangezogen wird. Es ist der unangepasste, jugendliche Esprit, der Polkes seltene Rasterbilder der 1960er Jahre auszeichnet, und die Liebe zum Punkt, die fortan zu Polkes künstlerischem Markenzeichen wird.

Sigmar Polke – Meister der Punkte und der spielerisch freien Assoziation
Die technische Errungenschaft des Rasterpunktes greift Polke in den 1980er und 1990er Jahren für seine berühmten Stoffbilder erneut auf. Hier werden die Rasterpunkte auch teils nur noch als unkenntlich vergrößerte Versatzstücke oder Zitate eingebaut, sie bleiben stets Verweise auf das eigene, revolutionäre Frühwerk, aber natürlich zugleich immer auch auf das Schaffen der Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein, Richard Hamilton und Andy Warhol, für deren Werk ebenfalls die künstlerische Auseinandersetzung mit den Benday-dots, jenen Punkten, die für die Reproduktion von Vorlagen im Offsetdruck nötig sind, grundlegend waren. Die Stoffbilder verschmelzen in einer Art additivem Verfahren ein stark vergrößertes System aus Rasterpunkten, das Muster des Stoffes sowie gegenständliche und gestische Elemente zu einem assoziativen Ganzen und nutzen damit ein aus der freien Kombination verschiedenster Elemente entwickeltes Verfahren. Dieses erinnert an Robert Rauschenbergs Siebdruck-Gemälde, die der Amerikaner aus seinen frühen "Combines" entwickelt hat. Auch Polke gibt dem Betrachter seiner dichten Schöpfungen immer wieder ein spannendes, aber möglicherweise nicht zu entwirrendes Rätsel auf. Es ist von Beginn an das äußerst gekonnte Spiel, verschiedene Verweise und Bezüge zu einem assoziativen Ganzen zu verschmelzen, das Polkes unterhaltsam-selbstironisches Werk lebenslang auszeichnet. 2021 wäre Polke 80 Jahre geworden und das Kunstmagazin Monopol hat ihn anlässlich dieses Jubiläums mit den folgenden Worten gefeiert: "Das Lachen von Sigmar Polke hallt nach. Es stammt von einem wunderbar albernen Andachtsschreck, der zugleich ein von allen Zwängen befreiter Künstler war – und einer, dessen epochale Wirkung sich weiter entfaltet." [JS]

Genie wider Willen, dies ist vermutlich die richtige Bezeichnung für Sigmar Polke und sein revolutionäres künstlerisches Schaffen. Die besondere Energie und Frische, die von Polkes Schöpfungen bis heute ausgeht, ist seiner unangepassten Persönlichkeit geschuldet, die Traditionen und Konventionen nicht als Orientierung, sondern vielmehr als hinfällige und lässig zu überwindende Herausforderung begreift. Spätestens mit seinem für die deutsche Nachkriegskunst heute ikonisch gewordenen Gemälde "Höhere Wesen befahlen: obere rechte Ecke schwarz malen!" (1969, Sammlung Froehlich, Stuttgart) hat Polke sich den viel beschworenen Titel des revolutionären Antikünstlers verdient. Mit Witz und Ironie macht Polke sich hier über den traditionellen Kunstbetrieb und die allgemeine Vorstellung eines auf geradezu göttliche Weise inspirierten Künstler-Genies lustig. Polkes Kunst hat radikal mit der kunsthistorischen Tradition gebrochen und ist doch dadurch zugleich heute, 15 Jahre nach seinem Tod, zu einem bedeutenden Teil der Kunstgeschichte geworden. Spätestens die vom Museum of Modern Art, New York, und der Tate Modern, London, organisierte Polke-Retrospektive im Jahr 2014/15 hat Polkes herausragende Position in der europäischen Nachkriegskunst unmissverständlich deutlich gemacht. Neben New York und London war die wichtige Ausstellung auch im Museum Ludwig in Köln zu sehen und hat all das zusammengeführt, was Polkes Werk über ein halbes Jahrhundert hinweg so unvergleichlich und spannend macht.

Sigmar Polke, Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!, 1969, Lack auf Leinwand, Sammlung Froehlich, Stuttgart. © The Estate of Sigmar Polke, Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Punkt für Punkt – Polkes legendäre Rasterbilder und die Kunst der "Neuen Realisten"
Allem voran sind da die grandiosen Rasterbilder der 1960er Jahre zu nennen, wie das berühmte Gemälde "Freundinnen" (1965, Sammlung Froehlich, Stuttgart), in denen Polke ganz im Sinne der Pop-Art den Rasterdruck der Magazine für seine eigene künstlerische Sprache nutzt. Mit seinen gerade mal 24 Jahren schabloniert Polke damals, wie auch in unserer Werkfolge "Kallablüten", aus der ein Blatt 1999 im Museum of Modern Art, New York, ausgestellt war, mit viel Geduld fein säuberlich Punkt für Punkt auf die Leinwand und lässt mit irisierenden Farbverläufen eine vollkommen neuartige malerische Ästhetik entstehen. Wie Gerhard Richters frühe schwarz-weiße Fotogemälde sind diese faszinierenden Arbeiten Polkes der Bild gewordene Ausdruck des unkonventionellen Lebensgefühls der 1960er Jahre. Auch unsere Werkfolge "Kallablüten" ist ein wichtiges Beispiel dieser frühen Werkphase, die heute als die gesuchteste im äußerst vielschichtigen Œuvre des Künstlers gilt. In diesen Jahren haben Polke und Richter, die damals beide Studenten an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Karl Otto Götz waren, eng zusammengearbeitet und mit ihrer gegenständlichen, fotobasierten Kunst den damaligen Kunstbetrieb aufgemischt. Die jungen Künstler brechen radikal mit der etablierten gestischen Malerei des europäischen Informel, malen gegenständlich und nahezu ohne sichtbaren Pinselduktus.

Ausstellungsplakat: Neue Realisten, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Konrad Lueg, Galerie Parnass, Wuppertal, November-Dezember 1964. © Gerhard Richter 2025 (06052025) / The Estate of Sigmar Polke, Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Ähnlich wie für Andy Warhols "Flowers", die der amerikanische Pop-Art-Künstler seit 1964 schafft, könnte auch für Polkes etwa zeitgleich entstandene "Kallablüten" eine fotografische Vorlage aus den Massenmedien grundlegend gewesen sein. Auch Polke nutzt das vermeintlich triviale Blumenmotiv, das darüber hinaus ebenso Verweise auf die beliebte Blumenmalerei der Vorkriegszeit beinhaltet, wie sie in den 1960er Jahren über Reproduktionen in einer Vielzahl der gutbürgerlichen deutschen Wohnzimmer verbreitet war, um seinen damals vollkommen neuartigen gegenständlichen und zudem seriellen künstlerischen Ansatz zu etablieren. In "Kallablüten" überwindet Polke die lange Tradition des Blumenstilllebens und erfindet dessen Ästhetik grundlegend neu. Für seine Vorlagen, die Polke oft ausschnitthaft oder stark vergrößert aufgreift, hat sich der Künstler häufig in der Printwerbung und den Kleinanzeigen der Zeitschriften bedient. Oft ist, wie auch im vorliegenden Fall, die genaue Vorlage – anders als bei Richter, der all seine Bildquellen im "Atlas" sammelte – nicht mehr genau zu identifizieren. Polke baut das Kunstwerk aus einzelnen Punkten auf und macht auf diese Weise den Prozess der Bildwerdung transparent. Und so wie das Zeitungsfoto mit der Illusion von Realität spielt, spielen Polkes Rasterbilder mit der Illusion eines Zeitungsdruckes, die sich dann jedoch bei genauer Betrachtung der höchst präzise, aber in einem manuellen Verfahren ausgeführten Punkte als Unikat und damit als reine Täuschung erweist. Jeder Punkt ist in Ausführung und Farbzusammensetzung unterschiedlich und erhält auf diese Weise seinen ganz individuellen Charakter. Es ist bis heute spannend, diesen Punkt-Charakter vor Polkes Originalen optisch zu erleben und den speziellen Rhythmus ihrer Abfolge ergründen zu wollen.
Unmittelbar vor Entstehung der "Kallablüten" hat Sigmar Polke zusammen mit Gerhard Richter die heute legendäre Ausstellung "Neue Realisten" in der Galerie Parnass in Wuppertal bespielt, ein Titel der fortan neben "German Pop" und der ironisch gemeinten Selbstbezeichnung "Kapitalistischer Realismus" fortan zur Klassifizierung dieser jungen, von Polke und Richter maßgeblich geprägten Kunstrichtung herangezogen wird. Es ist der unangepasste, jugendliche Esprit, der Polkes seltene Rasterbilder der 1960er Jahre auszeichnet, und die Liebe zum Punkt, die fortan zu Polkes künstlerischem Markenzeichen wird.

Ausstellungsplakat: Sigmar Polke, Neues Museum Weserburg, Bremen 1996 (mit einer der angebotenen Arbeiten).
© The Estate of Sigmar Polke, Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
© The Estate of Sigmar Polke, Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Sigmar Polke – Meister der Punkte und der spielerisch freien Assoziation
Die technische Errungenschaft des Rasterpunktes greift Polke in den 1980er und 1990er Jahren für seine berühmten Stoffbilder erneut auf. Hier werden die Rasterpunkte auch teils nur noch als unkenntlich vergrößerte Versatzstücke oder Zitate eingebaut, sie bleiben stets Verweise auf das eigene, revolutionäre Frühwerk, aber natürlich zugleich immer auch auf das Schaffen der Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein, Richard Hamilton und Andy Warhol, für deren Werk ebenfalls die künstlerische Auseinandersetzung mit den Benday-dots, jenen Punkten, die für die Reproduktion von Vorlagen im Offsetdruck nötig sind, grundlegend waren. Die Stoffbilder verschmelzen in einer Art additivem Verfahren ein stark vergrößertes System aus Rasterpunkten, das Muster des Stoffes sowie gegenständliche und gestische Elemente zu einem assoziativen Ganzen und nutzen damit ein aus der freien Kombination verschiedenster Elemente entwickeltes Verfahren. Dieses erinnert an Robert Rauschenbergs Siebdruck-Gemälde, die der Amerikaner aus seinen frühen "Combines" entwickelt hat. Auch Polke gibt dem Betrachter seiner dichten Schöpfungen immer wieder ein spannendes, aber möglicherweise nicht zu entwirrendes Rätsel auf. Es ist von Beginn an das äußerst gekonnte Spiel, verschiedene Verweise und Bezüge zu einem assoziativen Ganzen zu verschmelzen, das Polkes unterhaltsam-selbstironisches Werk lebenslang auszeichnet. 2021 wäre Polke 80 Jahre geworden und das Kunstmagazin Monopol hat ihn anlässlich dieses Jubiläums mit den folgenden Worten gefeiert: "Das Lachen von Sigmar Polke hallt nach. Es stammt von einem wunderbar albernen Andachtsschreck, der zugleich ein von allen Zwängen befreiter Künstler war – und einer, dessen epochale Wirkung sich weiter entfaltet." [JS]

Sigmar Polke, Freundinnen, 1965, Dispersion auf Leinwand, Sammlung Froehlich, Stuttgart. © The Estate of Sigmar Polke, Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
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Sigmar Polke
Kallablüten (3-teilig), 1965.
Acryldispersion auf Papier
Schätzpreis: € 400.000 - 600.000
Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Sigmar Polke "Kallablüten (3-teilig)"
Dieses Objekt wird regelbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.
Berechnung der Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer von 7 % erhoben.
Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.
Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.
Berechnung der Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer von 7 % erhoben.
Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.
Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.
Hauptsitz
Joseph-Wild-Str. 18
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Fax: +49 (0)89 55 244-177
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Holstenwall 5
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