Auktion: 555 / 19th Century Art am 08.06.2024 in München Lot 331

abbildung folgt


331
Max Liebermann
Schweinekoben, Wochenstube, 1887.
Öl auf Karton, kaschiert auf Malpappe
Schätzpreis: € 30.000 - 40.000
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Schweinekoben, Wochenstube. 1887.
Öl auf Karton, kaschiert auf Malpappe.
Links unten signiert. Verso mit fragmentiertem Etikett sowie zweifach mit dem Galerieetikett Bruno & Paul Cassirer, Nr. 209 u. Nr. 757, dort betitelt "Schweinekoben". 50 x 64,4 cm (19,6 x 25,3 in).

• Studie zur großformatigen Atelierfassung des Motivs von 1888, das lange Zeit als Leihgabe in der Nationalgalerie Berlin sowie in der Liebermann-Villa am Wannsee ausgestellt war.
• Charakteristisches Motiv der Frühzeit in Holland, entstanden im Sommer in Katwijk.
• Aus demselben Jahr wie das Hauptwerk "Flachsscheuer in Laren" (Alte Nationalgalerie, Berlin).
• Die Atelier-Version wird bei der Ausstellung 1888 in der Galerie Gurlitt als eines der besten Werke des Künstlers bezeichnet
.

PROVENIENZ: Wir danken der Familie von Bruno Cassirer und Frau Dr. Imke Gielen, Berlin, für Beratung und Auskünfte.

AUSSTELLUNG: Werke deutscher Meister aus Privatbesitz, Galerie Fritz Gurlitt, Berlin, April 1915, Nr. 53.
Max Liebermann zum 70. Geburtstag, Königliche Akademie der Künste, Berlin, 1917, Nr. 82.
Max Liebermann zum 80. Geburtstag, Preussische Akademie der Künste, Berlin, 1927, Nr. 28.
Max Liebermann, Neue Galerie, Wien, 1937, Nr.17.
Max Liebermann, 1847-1935, Kunsthalle Basel, 1937, Nr. 140.

LITERATUR: Matthias Eberle, Max Liebermann. 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. I: 1865-1899, München 1995, S. 314, WVZ-Nr. 1887/20 (m. Abb.).
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Erich Hancke, Max Liebermann, sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, S. 242 (m. Abb.).
Julius Elias, Liebermann - Corinth, in: Kunst und Künstler, Jg. XIII, Heft 9, Mai 1915, S. 411 (m. Abb.).
Hans Ostwald, Das Liebermann Buch, Berlin 1930, S. 371 (m. Abb. Nr. 190).
Karl Scheffler, Max Liebermann, Wiesbaden 1953 (m. Abb. Taf. 22).
Neumeister Auktionen, 22.11.1988, Los 268 (m. Abb. Taf. 2).
Katrin Boskamp, Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866-1889, Hildesheim u. a. 1994, Kat.-Nr. 228.
Christie's, London, Impressionist/Modern Day Sale, 10.2.2011, Los 512 (m. Abb.).

ARCHIVALIEN:
Korrespondenz Walter Feilchenfeldt an Dr. Otto Kallir-Nirenstein, datiert 21.XII.1936 mit Liste der Ölgemälde, hier Nr. 8 (Belvedere Research Center, Wien, Sammlung: Archiv Neue Galerie, Nr. 286/12, 121. Ausstellung Max Liebermann 1937).
Liste der Bilder von Max Liebermann, erstellt von der Neuen Galerie, Dr. Otto Kallir-Nirenstein, Wien, datiert 29.XII.1936, Nr. 49 (Belvedere Research Center, Wien,Sammlung: Archiv Neue Galerie, 121. Ausstellung Max Liebermann 1937).
Korrespondenz der Pariser Spedition Wacker-Bondy zur Lieferung der Liebermann Gemäldenach Wien, datiert 31.12.1936 (Belvedere Research Center, Wien, Sammlung: Archiv Neue Galerie, Nr. 286/31, 121. Ausstellung Max Liebermann 1937).
N.V. Amsterdamsche Kunsthandlung Paul Cassirer & Co. an Dr. Otto Kallir-Nirenstein, Neue Galerie, Wien, datiert 5. Januar 1937, Liste Leihgaben zur Ausstellung 1937, Nr. 8, Schweinekoben, verkäuflich, netto 2500,- Fr. (Belvedere Research Center, Wien, Sammlung: Archiv Neue Galerie, Nr. 480/8, 121. Ausstellung Max Liebermann 1937).

Aufrufzeit: 08.06.2024 - ca. 14.41 h +/- 20 Min.

Das vorliegende Gemälde entsteht während eines Aufenthaltes von Max Liebermann in Katwijk in Holland, wohin er seit seinem ersten Besuch im Jahr 1871 regelmäßig reist. Er findet dort Ende der 1880er Jahre die Motive zu seinen bedeutendsten Gemälden der Frühzeit, wie bspw. "Flachsscheuer in Laren" (1887, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie) oder "Netzflickerinnen" (1887, Hamburger Kunsthalle). Liebermann bewegt sich in Holland im ländlichen Raum, wo sein Interesse, ganz einem impressionistisch gefärbten Realismus entsprechend, der einfachen Bevölkerung und den dortigen Lebensumständen mit der Natur und den Tieren gilt, die er oft vor dem Motiv einfängt. Die "Wochenstube" zeigt eine quirlige Schar Ferkelchen bei der Fütterung im Schweinekoben durch eine Bäuerin. Neben ihr schaut ein Kind dieser Fütterung gebannt zu. Der Bauer wirft ebenso einen Blick auf die kleinen Tierchen, die sich um die sich füllende Schüssel drängen. In der hinteren Ecke liegt die erschöpfte Muttersau. Auch ein schwarz gefiedertes Huhn hat sich neugierig herangeschlichen. Alles ist in einem Liebermann-typischen derben Duktus und dämmrigem Halbdunkel gegeben, das den aus schwerem Holz gezimmerten Koben und die sich aus dem Hintergrund nähernde Bauernfamilie im erdigen Kolorit zusammenhält. Helle, rosig-weiße Akzente im Vordergrund setzen die Hauptdarsteller der Szene, die übereinanderpurzelnden Ferkelchen. Liebermann bringt den Schweinen ein besonderes Interesse entgegen: “So um 1885 rum plagte mich arg Rheumatismus. Ich fahre also nach Kissingen zur Kur. Aber sowat is ja schrecklich – so ’ne langweilige Kur! Da schenkte mir’n Verwandter so’n niedlichet Ferkelchen. Der hatte nämlich gehört, das ich ‘nen neuen Schweinekoben malen wollte. Un nu konnte ich das kleene Schwein auf alle Weise zeichnen und malen – und mir die Zeit vertreiben” (Max Liebermann, in: Hans Ostwald, Das Liebermann-Buch [..], Berlin 1930, S. 370ff.). Das Thema beschäftigt Liebermann nachhaltig. Nicht nur verrät das oben genannte Künstlerzitat die intensive, am lebenden Objekt erfolgte Beschäftigung mit diesem Tier, bei der mannigfaltige Studien zu Schweinen entstehen, sondern auch die verschiedenen Versionen des hier vorliegenden Motivs, das Liebermann wie die oben genannten Gemälde im Sommer des Jahres 1887 in Katwjik aufnimmt. Neben einigen Studien (vgl. Eberle 1887/18, 19) und dieser ersten Fassung, die zum Teil noch vor Ort angefertigt werden, entstehen eine zweite und dritte Fassung im Berliner Atelier des Künstlers (vgl. Eberle 1887/30, 1888/7). Die beiden Atelier-Fassungen variieren im Bildpersonal sowie in der Positionierung der Muttersau: In der zweiten, verschollenen Fassung liegt sie noch faul auf der Seite und verpasst dabei das eigentliche Bildgeschehen – das Fütterungsspektakel ihrer Ferkel. Die dritte Fassung ist lange Zeit im Max-Liebermann-Raum der Berlinischen Nationalgalerie zu sehen. In der öffentlichen Wahrnehmung und Kunstkritik ist das Motiv der Nationalgalerie-Version schon früh greifbar in den Rezensionen zu Gurlitts Berliner Kunstsalon, wo das Bild im Februar 1888 erstmals ausgestellt ist. In der Rezension des Kunsthistorikers Georg Voß heisst es hierzu lobend: "Liebermann – hat diesmal das Bedürfnis gehabt, ein Bild voll Frohsinn und Leben zu geben. Doch die Wesen, in deren Zügen er nach dem ewigen Einerlei von Stumpfsinn und Langeweile endlich einmal Glück und Freude malt, sind nicht Menschen, sondern Tiere, eine Schar munterer Ferkel, die sich um einen frisch gefüllten Trog drängen. [..] Die Landleute, welche diesen Schweinen zuschauen, sind so schmutzbedeckt wie auf fast allen Bildern Liebermanns. Die Schweine dagegen strahlen so weiß und rein, als ob sie eben aus dem Bade kämen. Das Bild ist übrigens in der Darstellung des Lichts eines der besten Werke des Künstlers." (zit. nach: Georg Voß, Eine Ausstellung der Hellmaler, in: Die Kunst für Alle, Jg. III, Heft 12, 1888, S. 188). [KT]




Aufgeld und Steuern zu Max Liebermann "Schweinekoben, Wochenstube"
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