Auktion: 357 / Moderne Kunst am 23.10.2009 in München Lot 238

Anita Rée - Verkündigung


238
Anita Rée
Verkündigung, 1919.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 8.540

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Bruhns G 46. Rechts unten signiert. Auf dem Keilrahmen bezeichnet "D.h.s.u. Reh". 60,5 x 75,5 cm (23,8 x 29,7 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.

AUSSTELLUNG: Leihausstellung aus Hamburgischem Privatbesitz in der Kunsthalle, Hamburg 1925, Nr. 270.

LITERATUR: Der Kreis, 3. Jahrgang, 1926, H. 8, S. 326.
Kunstblatt, 1926, Band 10, S. 355 (mit Abb. S. 361).
Claudia Heuer, Anita Reé Hamburg 1885-1933. Ein vorläufiges Werkverzeichnis, Regensburg 1982, S. 98, S. 134 u.136.

Nach ihrem Paris-Aufenthalt kehrt Anita Rée 1913 wieder in ihre Geburtsstadt Hamburg zurück. In den Werken der folgenden Jahre experimentiert die junge Malerin mit der Vielzahl der in der französischen Metropole gesammelten Eindrücke. Trotz der augenscheinlichen stilistischen Differenzen, welche die Arbeiten dieser Jahre aufweisen, ist in ihnen doch stets das zentrale Bestreben Fernand Légers, dessen Schülerin Rée in Paris gewesen ist, präsent. Wie viele andere Maler beginnt Anita Rée sich im Zuge des Ersten Weltkrieges mit biblischen Themen auseinanderzusetzen. In unserer Verkündigungsszene wird die umgebende Architektur in ihre geometrischen Grundformen aufgelöst und auf detaillierte Binnenstrukturen weitgehend verzichtet. Allein Maria und der Engel fallen aus dieser Art der Gestaltung heraus. Ihre Körper werden anders als in den unter Léger entstandenen Aktstudien nicht gliederpuppenartig in ihre geometrischen Binnenformen zerlegt, sondern präsentieren sich dem Betrachter in mittelalterlicher Manier in bodenlangen Gewändern mit reichem Faltenwurf. Gerade im Kontrast zur kubischen Dorfansicht wirkt die der mittelalterlichen Ikonografie entnommene Szene der Verkündigung vielmehr als eine Vision, denn als Schilderung einer historischen Begebenheit. Die vorliegende Arbeit ist ein herausragendes Beispiel für Rées Hinwendung zur Religion und dem Versuch der Hamburger Künstlerin, die Greuel der Kriegsjahre mit Hilfe der Inszenierung von transzendenten Bildinhalten zu verarbeiten. [JS].




238
Anita Rée
Verkündigung, 1919.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 8.540

(inkl. Käuferaufgeld)