Auktion: 553 / Contemporary Day Sale am 07.06.2024 in München Lot 113


113
Rupprecht Geiger
OE 264, 1957.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 124.460

(inklusive Aufgeld)
OE 264. 1957.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert sowie auf dem Keilrahmen signiert, datiert, betitelt und mit den Maßangaben bezeichnet. 175 x 145 cm (68,8 x 57 in). [AW].

• Rot ist die für Geigers Œuvre bedeutendste Farbe.
• Kraftvoll durchmoduliertes, frühes Gemälde Rupprecht Geigers, das durch sanftes Oszillieren zwischen den verschiedenen Farbwerten begeistert.
• Die Gemälde der späten 1950er und frühen 1960er Jahre gehören zu den gesuchtesten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt (Quelle: artprice.com)
.

PROVENIENZ: Galerie Schurr, Stuttgart.
Privatsammlung Süddeutschland (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Rupprecht Geiger. Retrospektive, Akademie der Künste, Berlin, 10.2.-17.3.1985; Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen a. Rhein, 14.4.-2.6.1985; Städtische Kunsthalle, Düsseldorf, 21.6.-21.7.1985, Kat.-Nr. 67.

LITERATUR: Rupprecht-Geiger-Gesellschaft, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München (Hrsg.), bearbeitet von Pia Dornacher und Julia Geiger, Rupprecht Geiger. Werkverzeichnis 1942-2002. Gemälde und Objekte, architekturbezogene Kunst, München 2003, WVZ-Nr. 211 (m. Farbabb. S. 94).

Farbe ist bei Rupprecht Geiger nicht nur Farbe, sondern sie entfaltet ihren eigenen Wirkungsraum, eröffnet eine besondere Ebene des Geistigen und zieht die Betrachtenden in ihren Bann. Und es ist insbesondere die Farbe Rot, die Rupprecht Geiger zeitlebens nicht loslassen sollte. Das vorliegende Werk ist hierfür ein besonders schönes und frühes Beispiel. Der zarte Verlauf der intensiv leuchtenden Rottöne in Verbindung mit einem kleinen weißen Kontrastfenster fesselt das Auge. Eine sogartige Tiefenwirkung öffnet das Werk und es entwickeln sich ganz im Sinne des Künstlers unterschiedliche Assoziationsmöglichkeiten.
Rupprecht Geiger wird 1908 in München als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger geboren und verbringt seine Kindheit sowohl in München als auch in den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien und bereits in dieser Zeit beginnt Geiger zu zeichnen und zu aquarellieren. Zurück in München tritt er ein Studium der Architektur an, schließt dieses 1935 erfolgreich ab, um dann 1940 direkt an die Front nach Russland eingezogen zu werden. Nach Kriegsende kehrt Geiger nach München zurück und schon 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im Salon des Réalistes Nouvelles in Paris ausgestellt. Im darauffolgenden Jahr gründet er gemeinsam mit Willi Baumeister, Fritz Winter und anderen die Gruppe "ZEN 49". Bereits 1959 erhält Geiger den Solomon-Guggenheim-Preis, New York, im selben Jahr erfolgt seine Teilnahme an der Biennale in Sao Paulo sowie an der documenta II in Kassel. In diese für Geiger künstlerisch wichtige Phase fällt auch die Entstehung von "OE 264". Die Farbe wird bei Geiger zum Mittel des Ausdrucks. Rot und Blau prägen das beeindruckende künstlerische Schaffen des Farbfeldmalers, erst noch kompositorisch eingesetzt und etwas später dann getrennt als eigenständige Farbwerte. "OE 264" ist ein frühes Beispiel, in der Geiger die Trennung der Farbwerte vollzogen hat und sich nur noch der Farbe des Blutes und des Feuers widmet. Er entfacht auf der Leinwand eine extreme Energie, es scheint als absorbiere uns ein blutroter Kosmos in der Bildmitte. Doch auch die Form kommt bei Geiger nicht zu kurz, wird meist auf wenige geometrische Elemente wie Kreise oder, in unserem Fall, Rechtecke reduziert. Ein kleines weißes Rechteck am linken unteren Bildrand erscheint wie ein kleines Himmelsfenster. So bringt Geiger die Komposition in eine wunderbare, fast schwebende Balance. [AW]



113
Rupprecht Geiger
OE 264, 1957.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 124.460

(inklusive Aufgeld)