Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 51


51
Emil Nolde
Sonnenblumen mit Fuchsschwanz, 1937.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 300.000 - 500.000
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Sonnenblumen mit Fuchsschwanz. 1937.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert. Auf dem Keilrahmen nochmals signiert und betitelt. 68 x 89 cm (26,7 x 35 in).


• Für Nolde sind Blumen "beseelt" - besonders die Sonnenblume symbolisiert für ihn den unendlichen Zyklus von Leben und Tod.
• Mit ihrer menschlichen Physiognomie sind sie für Nolde Träger starken expressiven Ausdrucks.
• Im Entstehungsjahr 1937 werden über 1.000 Werke Noldes in deutschen Museen beschlagnahmt und mit der Ausstellung „Entartete Kunst“ diffamiert.
• Bis 1970 im Besitz der Familie Aage Vilstrups, Bruder von Ada Nolde.
• Nolde versteht es immer wieder, seine überwältigende Farbpalette auf Papier oder Leinwand vorzustellen
.

PROVENIENZ: Aage Vilstrup, Kopenhagen (Bruder von Ada Nolde).
Vilda Vilstrup, Kopenhagen (seit 1953).
Siegfried Adler, Montagnola/Schweiz (1970 erworben).
Privatsammlung Köln (1971 erworben).
Privatsammlung (in den 1990er Jahren erworben).
Privatsammlung Norddeutschland (2014 erworben).

AUSSTELLUNG: Emil Nolde, Kunstforening Oslo, 1956, Nr. 13.
Emil Nolde: malerier, akvareller, grafik: udstilling arrangeret i anledning af den internationale museumsuge, Fyns Stiftsmuseum Odense, 1956, Nr. 22.
Emil Nolde; Koloristerne, Slot Charlottenborg Kopenhagen, 18.4. - 4.5. 1958, Nr. 63.
Emil Nolde 1867-1956: Målningar, grafik, Moderna Museet Stockholm, 14.1. - 15.2.1967, Nr. 64.
Emil Nolde 1867-1956, Nykobing/Annenberg, 15.7. - 28.8. 1967, Nr. 20.

LITERATUR: Martin Urban, Emil Nolde. Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. ll ( 1915-1951), München 1990, WVZ-Nr. 1174 (m. SW-Abb.).

"Die Sonnenblumen sind so groß, dass ich stehe mit zurückgeworfenem Kopf unter ihnen und bewundere dankbar ihre Schönheit [..] kaum vorstellbare Farben leuchten, und der Duft der Mignonetten reicht bis ins Haus.“

Emil Nolde, Brief an Hans Fehr, 20. September 1928.

Im Entstehungsjahr des Werkes „Sonnenblumen mit Fuchsschwanz“ beginnt Ende Juni die Aktion „Entartete Kunst“. Es werden über 1000 Werke Emil Noldes aus deutschen Museen beschlagnahmt. Es folgt im Juli 1937 die gleichnamige Ausstellung, in der von Emil Nolde 29 Gemälde, aber auch Aquarelle und Grafik gezeigt werden. Unter diesen Umständen, die in ihrer Konsequenz voraussehbar waren, konnte Nolde nur noch bedingt frei über seine Sujets bestimmen. Die Blumenbilder und Landschaften schienen davon unberührt. Doch das Verdikt galt dem Künstler und seinen Werken, und das ab 1941 verhängte Berufsverbot ist der Endpunkt in dieser Entwicklung. Die künstlerische Schaffenskraft Noldes scheint jedoch auch in diesen Jahren kaum eingeschränkt.

Emil Nolde hatte sich schon in den Jahren davor auf seine landschaftliche Umgebung und den von ihm gestalteten Blumengarten konzentriert und daraus einige seiner schönsten Motive gewonnen. Für Nolde war das Malen von Blumen ein wirksamer Rückzug aus der Welt der Politik und der alltäglichen Realität in eine nahezu abstrakte Welt der Farben und der Freude. Sein Rückzugsort ist das malerisch in der Nähe zur Küste gelegene Seebüll. Der üppige Bauerngarten, der das Wohn- und Atelierhaus umgibt, ist von Emil Nolde selbst entworfen. Der Grundriss des Gartens generiert sich aus Adas und Emils Anfangsbuchstaben A und E, in der Mitte zentriert ein Wasserspiel die Anlage. Dieser Garten wird ein unerschöpflicher Quell der Inspiration, wo eine Vielzahl der Blumenstillleben entstehen, die ewiglich mit dem Namen Emil Nolde verbunden sind. Die Liebe zum Garten und der Botanik gibt ihm seine Mutter mit auf den Weg, mit ihr verbringt er in seinem Elternhaus viel Zeit mit der Pflege der Blumen.

Noldes erste künstlerische Arbeiten waren Blumen- und Gartenbilder. Der üppige Blumengarten um das Atelierhaus bietet dem Maler Anregung genug: Wenn er sich sonst interpretatorische Freiheiten erlaubt, seine Blumen lassen sich immer botanisch genau bestimmen. Groß in Szene gesetzt sind die aus dem Garten in das Haus geholten Sonnenblumen mit Fuchsschwanz. Die strahlenden Farben der Blütenköpfe setzen sich kontrastreich von dem im dunklen liegenden Raum ab. Der Raum und die Umgebung spielen keine Rolle bei der Komposition, Hauptdarsteller sind die Geschöpfe der Natur und ihre atemberaubende Schönheit. Noldes Blumenbilder sind Ausdruck von Stimmung und Emotion. Wie ein Hoffnungsschimmer leuchten die Farben aus der Dunkelheit heraus. Ein Quell der Freude in sorgenvollen Zeiten. Einen großen Teil der Faszination Emil Noldes an der Schöhnheit der Blume liegt in der poetischen Betrachtung und schlichten Eleganz ihres Lebenszyklus: „Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporsprießend, blühend, leuchtend glühend, beglückend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend. Nicht immer ist unser Menschenschicksal ebenso folgerichtig und schön [..]" (Emil Nolde zitiert nach: Martin Urban, Emil Nolde – Blumen und Tiere, 1965, S. 7/8).

Die Beschäftigung mit dem Bildmotiv der Sonnenblume kann nicht losgelöst von Vincent van Gogh und seiner ikonischen Darstellung der Sonnenblumen betrachtet werden. 1928 ist bei Paul Cassirer in Berlin eine Ausstellung von Vincent van Gogh zu sehen, doch bereits zuvor hat Nolde bei Ausstellungsbesuchen in München und Berlin Werke des großen niederländischen Meisters bewundert. Er versteht van Goghs virtuosen und dynamischen Umgang mit der Farbe und steigert die Dramatik zu einer seiner typischen, eindringlichen, der Farbe huldigenden Kompositionen. Die Blumenbilder, die einen großen Anteil am künstlerischen Gesamtwerk von Emil Nolde haben, sollten in ihrer Eigenart gesehen werden. Sie sind Ausdruck einer gesteigerten Empfindung, die das malerische Gesamtwerk von Emil Nolde bestimmt. [SM]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Emil Nolde "Sonnenblumen mit Fuchsschwanz"
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weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
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Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.