Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 62


62
Günther Uecker
Bewegtes Feld, 1964.
Nägel und weiße Farbe auf Leinwand, auf Holz
Schätzpreis: € 200.000 - 300.000
+
Bewegtes Feld. 1964.
Nägel und weiße Farbe auf Leinwand, auf Holz.
Verso signiert, datiert, bezeichnet und mit Richtungspfeil. 87 x 87 x 7 cm (34,2 x 34,2 x 2,7 in).
[SM].

• Eines der frühen Nagelbilder – kunsthistorisch von epochaler Bedeutung.
• Das Jahr 1964 bringt für Günther Uecker den internationalen Durchbruch.
• Vergleichbare Arbeiten von 1964 befinden sich u. a. in den renommierten Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, und der Tate Gallery, London.
• Seit Entstehung in Familienbesitz
.

Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.64.123 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker-Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Galerie Schmela, Düsseldorf.
Privatsammlung Nordhein-Westfalen (direkt vom Vorgenannten, seit 1964 in Familienbesitz).

Aufrufzeit: 07.06.2024 - ca. 19.02 h +/- 20 Min.

In der vorliegenden Arbeit "Bewegtes Feld" beleben wirbelartig gedrängte Nägel die Fläche und erschaffen im Spiel von Licht und Schatten eine rhythmische Dynamik, die sich je nach Standort des Betrachters verändern kann. Scheinbar schwerelos und nahezu 'flüchtig' verbreiten sich Ansätze von Wogen über die Leinwand und erweitern das Medium der Malerei um die dritte Dimension. Uecker gelingt gerade in seinen frühen Nagelbildern – die kunsthistorisch von epochaler Bedeutung sind – das vermeintliche Paradoxon, den Nagel durch seine bewegte Anordnung im Spiel des Lichtes seiner materialbedingten Starrheit scheinbar zu berauben; bestimmte Bewegungsmuster, dicht an dicht auf die Fläche gedrängt, geraten vor unserem Auge in diese Bewegung. Ueckers frühe Nagelbilder überzeugen somit nicht nur durch ihre einzigartige künstlerische Progressivität, sondern auch durch ihre zeitlos schöne Ästhetik, welche die hier weiß gefassten Nagelköpfe vor der monochromen Leinwand schweben lässt und die optische Wirkung des Werkes befreit von der enormen Wucht und Härte seines Entstehungsprozesses. Uecker verwendet für diese frühen Arbeiten mit Vorliebe solide, dünne, scharfe und spitze Nägel unterschiedlicher Länge, die aus farblich unauffälligem, nagelgrauem Metall gearbeitet sind. In der Form, wie der Künstler den Nagel für seine künstlerischen Arbeiten einsetzt, ihn zumeist in quadratische, mit Leinwand bespannte Paneele hineintreibt, wird der Betrachter gleichwohl doch immer wieder an ihre nichtästhetischen Funktionen erinnert. Dabei ist hier die Nagelung nicht akribisch geordnet, sondern bildet Spiralen, die an Haarwirbel, Wasserstrudel oder an mysteriöse Kreise erinnern. Der Kreis in Ueckers Schaffen ist ohnehin von zentraler Bedeutung, bildet quasi den Beginn seiner spirituellen wie hochkonzentrierten Handlung. Zudem bevorzugt Uecker das Prinzip der Monochromie. Die mystische Wirkung, die seine Werke mit den Arbeiten von Yves Klein und Lucio Fontana gemeinsam haben, verdankt sich vor allem dem Einsatz von gedämpften Farben. Die Nägel, die der Künstler uns meist in ihrem natürlichen Nagelgrau präsentiert, werden hier beispielsweise im Ton von hellen Eierschalen überzogen. Bisweilen trägt Uecker die Farbe vor der Nagelung auch mit den Fingern auf den Bildträger auf; eine unmittelbare emotionale Handlung, mit der Uecker auf die eher gleichmäßige Vermalung mit dem Pinsel verzichtet.
Die Düsseldorfer Künstlergruppe "ZERO", die 1958 von Heinz Mack und Otto Piene gegründet wird und der Uecker im Jahr 1961 beitritt, findet bereits im November 1966 auf dem Höhepunkt ihrer öffentlichen Wahrnehmung ein bewusstes Ende. "ZERO" beschert der Nachkriegskunst einen revolutionären Neuanfang, verkörpert einen spektakulären künstlerischen Nullpunkt, der alle kunsthistorischen Konventionen hinter sich lassen will und nach einem gereinigten, puristischen künstlerischen Ausdruck sucht, für den dieses "Weiße Feld" in besonderer Weise exemplarisch ist. Die revolutionären Schöpfungen dieser Jahre erobern den Raum, lassen die Zweidimensionalität hinter sich und erreichen trotz der Materialität eine feine, puristische Ästhetik, die das wechselvolle, verlebendigende Spiel von Licht und Schatten bewusst in die Komposition mit einbezieht. "Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund. Zero dreht sich. [..] Zero ist weiss", lauten die Zeilen aus dem von Piene, Mack und Uecker verfassten "ZERO-Manifest" von 1965 und könnten kaum treffender das beschreiben, was uns hier als sanft klingender, ästhetischer Eindruck bezaubert. Ueckers Geste und Duktus in gebrochenem Weiß fasziniert und fesselt uns immer wieder; die Geste ist – gerade im Frühwerk – reduziert und leise, und doch zugleich von einer unbeschreiblichen ästhetischen Präsenz. [MvL]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Günther Uecker "Bewegtes Feld"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

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Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.