Auktion: 546 / 19th Century Art am 09.12.2023 in München Lot 368


368
Hans Unger
Akt mit Paradiesvogel, Wohl um 1908.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 33.020

(inklusive Aufgeld)
Akt mit Paradiesvogel. Wohl um 1908.
Öl auf Holz.
Verso auf dem Schmuckrahmen mit diversen Ausstellungetiketten, handschriftlich bezeichnet und nummeriert sowie mit dem Brandstempel mit Künstlernamen. 170 x 140 cm (66,9 x 55,1 in).

PROVENIENZ: Sammlung John Knittel (1891-1970), Schweiz (seither in Familienbesitz).

AUSSTELLUNG: Künstlerbund Hagen, Wien, 1912, Nr. 668 (auf dem Schmuckrahmen mit Etikett).
Kunstpalast Düsseldorf, Nr. 2568 (auf dem Schmuckrahmen mit Etikett).
Leipziger Kunstverein, Nr. 8.627 (auf dem Schmuckrahmen mit Etikett).
Große Berliner Kunstausstellung, 12.5.-31.8.1926, Nr. 897.

Hans Unger gehört zu den zentralen, wenn auch bisher weniger beachteten Vertretern des Symbolismus und Jugendstils in Deutschland um die Jahrhundertwende. Ursprünglich als Dekorationsmaler am Königlichen Hoftheater Dresden ausgebildet, nimmt er daselbst ein Studium an der Kunstakademie in der Landschaftsklasse Friedrich Prellers auf, nach dem er auf seinen Reisen durch Italien und im Austausch mit der Goppelner Schule mit der aufgehellten freien Palette des Impressionismus Bekanntschaft macht. Ungers künstlerische Tätigkeit fasziniert durch die Vielzahl an Techniken und Materialien, mit denen er sich zwischen Symbolismus, Impressionismus und Jugendstil beschäftigt, darunter Plakatkunst, Illustrationen für Zeitschriften wie "PAN" und "Jugend", Bühnenvorhänge und Mosaiken. 1897 kauft die Dresdner Gemäldegalerie sein Werk "Die Muse", mit dem er größere Bekanntheit als Maler erlangt. Im selben Jahr begibt sich Unger nach Paris, um dort ein halbes Jahr an der Académie Julian zu studieren. Prägend dürfte der Kontakt mit Werken der Maler des französischen Symbolismus gewesen sein, wie Pierre Puvis de Chavannes und Gustave Moreau, deren traumverlorene, sinnende Frauengestalten auch Ungers Schaffen in Zukunft beeinflussen. Dabei inszeniert Unger diese oftmals in allegorischem Kontext, etwa als die Sonne, der Frühling oder die Natur. Elemente impressionistisch-pastoser Lichtmalerei, die Schönlinigkeit weiblicher Formen im Jugendstil sowie exotistische Anklänge vereint Unger im vorliegenden Gemälde auf großem, wandfüllenden Format. Der reduzierte Bildinhalt mit den großen Flächen des Körpers und des Himmels wird durch äußerst lebendige, irisierende Farbsplitter zusammengesetzt. Rätselhaft mutet die ihr Haar richtende Frauengestalt auf der marmornen Terrasse an, in Zwiesprache mit ihrem Spiegelbild, bewundert von dem mit langen eleganten Federn ausgestatteten Paradiesvogel. Der mit perlmuttschimmernden Intarsien versehene Hocker mag auf Inspirationen durch Ungers Reise nach Ägypten zurückzuführen sein. Überlebensgroß gewinnt die exotische Venus bei ihrer Toilette einen erhabenen, monumentalen Charakter. In Ungers Werk sind die Frauengestalten keine Individuen, sondern stets Sinnbilder für die Kraft und Rätselhaftigkeit des Weiblichen. [KT]



368
Hans Unger
Akt mit Paradiesvogel, Wohl um 1908.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 33.020

(inklusive Aufgeld)