Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 37


37
Pierre-Auguste Renoir
Femme assise dans un paysage, 1918.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 406.400

(inklusive Aufgeld)
Femme assise dans un paysage. 1918.
Öl auf Leinwand.
Links unten mit dem Signaturstempel (Lugt 2137 b). Verso auf der Leinwand mit verblasstem Rundstempel. Verso mit diversen Etiketten, Besitzervermerken sowie handschriftlichen Bezeichnungen und Nummerierungen. 38 x 46 cm (14,9 x 18,1 in).
Weitere Werke aus dieser Privatsammlung werden in unserem 19th Century Art Sale am Samstag, den 9. Dezember 2023 angeboten (siehe ebenfalls die Sammlungsbroschüre "Humor, Poesie, Schönheit. Eine deutsche Privatsammlung").

• Kunsthistorisch bedeutsame Provenienz-Stationen: Jean Renoir, Sohn des Künstlers; mit Barbazanges und Bernheim Jeune zwei der wichtigsten Pariser Impressionismus-Galerien; sowie der Kunsthändler, Sammler und Mäzen Paul Guillaume.
• Entstanden in der Villa "Les Collettes" in Cagnes-sur-Mer bei Nizza.
• Modell steht Madeleine Bruno, die Muse der späten Schaffensjahre ab 1910.
• Besonders im Spätwerk gelangt Renoir zu einer Essenz des Impressionismus aus Farbe, Licht und Natur.
• Von ungebändigter malerischer Freude zeigt sich hier seine bewegte Handschrift in der Farbigkeit des Südens.
• 2022 wirft das Städel Museum in Frankfurt einen neuen Blick auf das Werk des Künstlers mit der großen Ausstellung "Renoir. Rococo Revival"
.

Mit einer Expertise des Wildenstein Institute, Paris, vom 7. September 2001. Das Werk ist vom Wildenstein Plattner Institute, Paris, in das in Vorbereitung befindliche digitale Werkverzeichnis der Werke von Pierre-Auguste Renoir aufgenommen.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Jean Renoir, Paris (verso auf dem Keilrahmen bezeichnet "L2").
Galerie Barbazanges, Paris (verso auf dem Keilrahmen nummeriert "2682", zwischen 1922-1927).
Sammlung Paul Guillaume (1891-1934), Paris (verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Galerie Bernheim-Jeune, Paris (verso auf dem Keilrahmen bezeichnet "PH").
Galerie Salis & Vertes, Salzburg.
Privatsammlung Süddeutschland.
Privatsammlung Baden-Württemberg.

LITERATUR: Guy-Patrice Dauberville/Michel Dauberville, Renoir. Catalogue raisonné des tableaux, pastels, dessins et aquarelles, Bd. 5: 1911-1919 & Ier supplément, Paris 2014, S. 148, WVZ-Nr. 3872 (m. Abb.).

Bernheim-Jeune/Albert André/Marc Elder, L’Atelier de Renoir, Paris 1931, Bd. II, Taf. 202, Nr. 646 (m. Abb.).

„Als Renoir sich schließlich dort niederließ, bot das Anwesen 'Les Collettes' eine wohltuende Atmosphäre mit seinem hellen, von viel Grün umgebenen Haus, den großen Olivenbäumen mit ihren knorrigen und rissigen Stämmen, die wie aus grauem Stein gefertigt zu sein schienen, und den zahlreichen Orangenbäume, die einen mit Früchten behangen, die anderen noch in Blüte, deren Fülle im Frühling einen duftenden Wald bildete. Schließlich belebte auch die Vielzahl der überall wachsenden Pflanzen mit ihren unterschiedlichen Formen und Farben diesen Garten, in dem Renoir wollte, dass die Natur einen großen Teil ihrer Freiheit behielt.“
Georges Rivière (1855-1943), Kunstkritiker, Maler und enger Freund Renoirs, in: Renoir et ses amis, Paris 1921, S. 250.

Auguste Renoir gilt mit Claude Monet, Alfred Sisley und Camille Pissarro zu den ersten Malern der impressionistischen Strömung, die sich ab Mitte der 1870er Jahre in Paris zu etablieren beginnt. Von zentraler Bedeutung dieser losen Gruppe, die sich in unterschiedlichen Konstellationen zu Ausstellungen zusammenfand, ist von Beginn an die Landschaftsmalerei. Abseits von akademischen Konventionen begeben sich die Maler in die freie Natur, oftmals ins nahe Pariser Umland, um vor allem die bürgerliche Schicht bei ihren Freizeitbeschäftigungen malerisch zu begleiten. Spaziergänge in den Parks, an den Ufern der Paris umgebenden Flussläufe und kleinen Waldungen, Picknicks und Bootsfahrten prägen dabei das Motivrepertoire. Oftmals direkt vor dem Motiv unter freiem Himmel gemalt, werden Lichtreflexe, atmosphärische Stimmungen und die schillernde prismatische Zerlegung der Sonnenstrahlen zum zentralen Bildinhalt. Besonders Renoir erlaubt sich in der Darstellung seiner Landschaften, in die er die Figuren einbettet, koloristische Freiheit. Durchsetzt von hellblauen, gelben und rosigen Farbakzenten verschmilzt die mit dem im Werk Renoirs so typischen Blumenhut geschmückte Frauenfigur mit der in sämtlichen Farben bewegten Landschaft. Das südliche Licht seiner letzten Wohnstätte in der Villa Les Collettes in Cagnes-sur-Mer bei Nizza bricht sich im gesamten koloristischen, hellen Spektrum seiner Palette Bahn. Solche Sujets im kleineren Format, wie dieses in seinem letzten Lebensjahr entstandene, unterstreichen die immense Bedeutung seines Spätwerks. Von rheumatischer Arthritis geplagt, hatte sich Renoir um die Jahrhundertwende immer wieder in den Süden begeben, 1907 bezieht er die Villa Les Collettes, in der er im Park auch über ein kleines Atelierhäuschen verfügt. Im großen, parkartigen Garten der Villa entstehen etliche seiner schönsten Gemälde, die er, unter einem Sonnenschirm sitzend, direkt vor dem Motiv auf die Leinwand bringt. Nach seinem Tod bleiben einige dieser letzten Gemälde in seinem dortigen Atelier zurück. Sein künstlerischer Nachlass wird unter den drei Söhnen aufgeteilt. Außergewöhnlich gut dokumentiert liefert die Rückseite des vorliegenden Bildes Zeugnis von seiner Provenienzgeschichte: Es gelangt in den Besitz seines zweiten Sohnes, dem späteren Filmregisseur Jean Renoir, der 1975 mit dem Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird. Über die renommierte Pariser Impressionisten-Galerie Barbazanges wird das Gemälde verkauft und befindet sich anschließend in der Sammlung von Paul Guillaume, Kunsthändler und bedeutender Sammler, auf dessen Bestände sich das heutige Musée de l’Orangerie zurückführen lässt. Eine letzte Pariser Station, für die Kunst der Moderne nicht weniger bedeutend, ist schließlich die Galerie Bernheim-Jeune. [KT]



37
Pierre-Auguste Renoir
Femme assise dans un paysage, 1918.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 406.400

(inklusive Aufgeld)