Auktion: 547 / Modern Art Day Sale am 09.12.2023 in München Lot 463


463
Kurt Schwitters
Mz 122 Tropfen rot. (Merzzeichnung), 1920.
Collage. Papier auf Papier
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 93.980

(inklusive Aufgeld)
Mz 122 Tropfen rot. (Merzzeichnung). 1920.
Collage. Papier auf Papier.
Auf dem Originalpassepartout monogrammiert und datiert sowie betitelt. 8,4 x 6,8 cm (3,3 x 2,6 in), Collage im Passepartoutausschnitt. Originalpassepartout: 16,5 x 11,5 cm (6,5 x 4,5 in).
[JS].

• Frühe "Merzzeichnung" des bedeutenen Dadaisten.
• Nach impressionistischen und konstruktivistischen Anfängen findet Schwitters in seinen "Merzzeichnungen", Collagen aus typografischen Fundstücken, zu seiner eigenen, revolutionären Bildsprache.
• Kurz nach Erfindung der abstrakten Malerei geht Schwitters hier noch einen entscheidenden Schritt weiter, indem er jeglichen Duktus als künstlerische Handschrift aus seinen Schöpfungen verbannt.
• "Mz 122" – ein kleines, feines Zeugnis dieses künstlerischen Aufbruchs in die Moderne.
• Schwitters berühmte "Merzzeichnungen" sind heute Teil zahlreicher bedeutender Museumssammlungen, wie u. a. der Tate Modern, London, und des Museum of Modern Art, New York
.

PROVENIENZ: Rose Fried Gallery, New York.
Gertrude Stein Gallery, New York.
Privatbesitz, Beverly Hills, Kalifornien.
Rachel Adler Fine Art, New York.
B.C. Holland Inc., Chicago.
Annely Juda Fine Art, London.
Privatbesitz London.
Timothy Baum, New York (vor 1994-2000).
Galerie Brockstedt, Hamburg (seit 2000).
Firmensammlung Ahlers AG, Herford (2000 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Surrealism. revolution by Night. National Gallery of Australia, Canberra, 12.3.-2.5.1993; Queensland Art Gallery, Brisbane, 21.5.-11.7.1993; Art Gallery of South Wales, Sydney, 30.7.-19.11.1993.
Small Formats, Leonard Hutton Galleries, New York, Oktober-Dezember 1994 (außer Katalog).
Ruhestörung. Streifzüge durch die Welten der Collage, Marta Herford, 28.9.2013-26.10.2014, S. 17 (m. Abb.).
Schwitters. Miró. Arp, Hauser & Wirth, Zürich, 12.6.-18.9.2016, S. 23 (m. Abb. S. 188).
Konstruktive Welten. Anfänge einer neuen Universalsprache der Kunst, Stiftung Ahlers Pro Arte, 17.9.-11.12.2022, S. 61 (m. Abb.).

LITERATUR: Karin Orchard/Isabel Schulz, Kurt Schwitters. Catalogue raisonné, Bd. 1: 1905-1922, Ostfildern-Ruit 2000, WVZ-Nr. 673 (m. Abb.).

Schwitters "Merzzeichnungen", wie Kurt Schwitters seine ab 1919 entstandenen dadaistischen Collagen nennt, gelten gemeinsam mit den "Merzbildern" als der bedeutendste und bekannteste Werkkomplex des Künstlers. Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg befreit Schwitters sich und seine Kunst von jeglicher akademischen und kunsthistorischen Tradition, lässt seine impressionistischen und konstruktivistischen Anfänge hinter sich. "Merz" war für Schwitters nicht nur die Bezeichnung für den künstlerischen Stil seiner Ein-Mann-Kunstbewegung, sondern vielmehr gleichbedeutend mit künstlerischer Revolution und Neuanfang. In seinen "Merz"-Arbeiten löst Schwitters die Grenzen zwischen den Kunstgattungen auf, kombiniert verschiedene Materialien, Zeitungsausschnitte, Eintrittskarten und sonstige banale Fundstücke des Alltages, stellt neue, unerschließbare Bezüge her und wird auf diese Weise vom introvertierten Künstler zum experimentellen Bürgerschreck von unerschöpflicher künstlerischer Produktivität. Auch als Dichter, Schriftsteller und Architekt verleiht Schwitters seiner progressiven Produktivität Ausdruck und schafft auf diese Weise ein provokantes und beeindruckendes Gesamtkunstwerk, zu dessen international gefragtesten künstlerischen Produkten die "Merzzeichnungen" zählen. Die vorliegende frühe Collage "Mz 122", in der Schwitters verschiedenste typografische Produkte wie Fahrkarten und Zeitungsfragmente scheinbar zufällig zu einem neuen ästhetischen Eindruck verbindet, trägt diesen künstlerischen Aufbruch in komprimiertem Format in sich. Sie ist ein kleines, feines Zeugnis dieses bedeutenden Kapitels der Moderne. Nachdem Kandinsky und die Konstruktivisten zu Beginn der 1910er Jahre den Gegenstand überwunden und die abstrakte Malerei erfunden hatten, geht Schwitters kurz darauf noch einen entscheidenden Schritt weiter. In seinen berühmten "Merzzeichnungen", Collagen aus typografischen Fundstücken, ist es ihm gelungen, sogar jeglichen Duktus und damit die künstlerische Handschrift aus seinen faszinierenden Schöpfungen zu verbannen. [JS]



463
Kurt Schwitters
Mz 122 Tropfen rot. (Merzzeichnung), 1920.
Collage. Papier auf Papier
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 93.980

(inklusive Aufgeld)