Auktion: 548 / Contemporary Art Day Sale am 08.12.2023 in München Lot 144


144
Günther Uecker
Feld, 2011.
Nägel und weiße Farbe, auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 158.750

(inklusive Aufgeld)
Feld. 2011.
Nägel und weiße Farbe, auf Leinwand auf Holz.
Verso signiert, datiert, betitelt und mit Richtungspfeil sowie mit Widmung. 40,5 x 30 x 10 cm (15,9 x 11,8 x 3,9 in).

• Gebündelte Energie auf kleinem Format.
• Dichte, kraftvolle Nagelung.
• Von bestechender optischer Wirkung, die die charakteristische Nageltechnik des Künstlers auszeichnet
.

Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.11.009 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker-Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Privatsammlung (seit 2011, direkt vom Künstler).

"Mein Körper spielte für die Proportionen meiner Arbeit von Anfang an eine Rolle. Die Abstände der Nägel zum Beispiel, die ich ja als Lichtartikulationsmittel benutze, hatten ihren Ursprung in den Verhältnissen meiner Hände."
Günther Uecker 1977, zit. nach: Ausst.-Kat. Günther Uecker. Eine Retrospektive, München 1993, o. S.

"Feld" von 2011 ist ein Paradebeispiel für die archetypischen Nagelreliefs von Günther Uecker. Als einer der Hauptakteure der 1958 gegründeten Gruppe ZERO strebte Uecker gemeinsam mit seinen Künstlerkollegen Otto Piene und Heinz Mack danach, das künstlerische Schaffen auf die ursprünglichsten und elementarsten Facetten der visuellen Wahrnehmung zu reduzieren: Licht, Schatten und Bewegung. Um 1957 begann er industriell gefertigte Massenprodukte in sein Werk zu integrieren. Nägel stellten sich als das perfekte Mittel heraus, diese Grundideen zum Ausdruck zu bringen und bis heute sind sie sein bevorzugtes Medium. Der Nagel ist "das ideale Objekt […], um Licht und Schatten zu modellieren - um Zeit sichtbar zu machen. Er ragt als taktiler Fühler aus der flachen Oberfläche heraus, ähnlich wie eine Sonnenuhr" (Günther Uecker zitiert in: Alexander Tolnay, Hrsg., Günther Uecker Zwanzig Kapitel, Ostfildern-Ruit 2006, S. 72). In schrägen Winkeln und verschiedenen Tiefen hämmert Uecker in schwerer körperlicher Anstrengung die Nägel in einer fast rituellen Wiederholung ein und schafft so eine fesselnde Dualität von organischer Form und linearer Struktur. Die Ordnung der Nägel folgt einem instinkthaften Schwung, so dass die Nägel miteinander in Interaktion treten. In dieser Arbeit von ansprechendem Format gelingt ihm das auf eine besonders subtile und dennoch expressive Art und Weise. Eine dichte Landschaft aus zahllosen positionierten und leicht schräg gestellten Nägeln wird in ein dramatisches Hell-Dunkel verwandelt, das sich durch die weiß bemalten Nagelköpfe noch intensiviert. Es entsteht so eine komplexe Wirkung die sowohl vom Standpunkt des Betrachters aus als auch von der Richtung und Intensität der umgebenden Lichtquelle abhängt. Uecker fordert uns als Sehende auf, um das Werk herumzugehen, es zu erleben, denn aus jedem Blickwinkel lassen sich neue Mischungen aus Mustern, Bewegungen und Schatten entdecken. Uecker schafft hier einen sowohl Zeit als auch Raum überwindenden Effekt, der sich weigert, nachzulassen. Unsere Nagellandschaft "Feld" ist so als ein wunderschönes Beispiel für Günther Ueckers perfektionierte monumentale Leichtigkeit anzusehen. [AW]



144
Günther Uecker
Feld, 2011.
Nägel und weiße Farbe, auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 158.750

(inklusive Aufgeld)