Auktion: 533 / Modern Art Day Sale und Sammlung Hermann Gerlinger am 10.12.2022 in München Lot 504


504
Emil Nolde
Bärtiger Männerkopf im Profil und junges Paar, 1931/1935.
Aquarell und Federzeichnung mit schwarzer Tusche
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inklusive Aufgeld)
Bärtiger Männerkopf im Profil und junges Paar. 1931/1935.
Aquarell und Federzeichnung mit schwarzer Tusche.
Links unten signiert. Auf Japan. 30,5 x 22,9 cm (12 x 9 in), blattgroß.
[AM].
• Farbstarkes Aquarell aus der wichtigen Motivfolge der „Phantasien“, die Nolde im Herbst 1931 beginnt.
• Gestalten aus Märchen und Sagen, Spukfiguren und fratzenhafte Gesichter verbindet der Künstler in den „Phantasien“ zu höchst charaktervollen Kompositionen.
• Unnachahmliche Ausdruckskraft durch Noldes meisterhafte Beherrschung der Nass-in-Nass-Aquarelltechnik
• Bedeutende Provenienz: Ehemals Teil der Sammlung Sprengel, Hannover
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Ada und Emil Nolde Stiftung Seebüll, vom 6. Mai 2009.

PROVENIENZ: Sammlung Bernhard Sprengel, Hannover.
Privatsammlung Norddeutschland (wohl Galerie Nierendorf, Berlin).

AUSSTELLUNG: Emil Nolde. Ausstellung zu Ehren des 80-Jährigen, Galerie Günther Franke, München, 1947, Kat.-Nr. 17.
Emil Nolde, Kestner-Gesellschaft, Hannover, Oktober/November 1948, Kat.-Nr. 66.
Emil Nolde. Gemälde, Aquarelle, Graphik, Städtisches Kunsthaus, Bielefeld, 1.-30.4.1951, Kat.-Nr. 20.
Emil Nolde, Kunsthalle Mannheim, 20.4.-21.5.1952, Kat.-Nr. 50.
Emil Nolde, Kunsthalle Kiel, 22.6.-27.7.1952, Kat.-Nr. 72.
Sammlung Sprengel, Kunstverein Hannover, 10.10.-28.11.1965, Kat.-Nr. 242 (m. Abb. S. 174) (hier betitelt „Gegensätze“).

In der Technik des Aquarells gelingen Emil Nolde Arbeiten von unvergleichlicher Meisterschaft. Aus den scheinbar zufällig gesetzten Farbklecksen arbeitet er mit Tusche und Feder zeichnerisch die Umrisse der drei Figuren heraus. Die sehr polychrome Auffassung basiert auf einer künstlerischen Freiheit, die sich Nolde in diesen Jahren erarbeitet hat und die seinem gesamten späteren Werk ihre Prägung gibt. Der Gestaltungswille, aus dem Pinselstrich und der Farbe den Gegenstand zu formen, findet sich hier bis auf das Äußerste gesteigert. Der farbdurchtränkte Bildgrund entwickelt mit seinen sanften Übergängen eine eigene Dynamik und bedarf einer beschreibenden Zeichnung. Der Betonung des Malerischen steht das gezeichnete Motiv gegenüber und verleiht der Komposition ihren besonderen Reiz. Als Nolde erstmals 1934 die „Phantasien“ bei Ferdinand Möller in Berlin präsentiert, sind sie eine Sensation, werden aber kontrovers diskutiert. Nolde, der sich eigentlich als Figurenmaler versteht, wendet sich wegen der lauter werdenden Kritik an seinen „abnormen“ und „negroiden“ Figurendarstellungen vermehrt den weniger verfänglichen Landschafts- und Blumendarstellungen zu, bei denen er seinen ungestümen Malstil beibehalten kann. Ab 1938 zieht sich Nolde immer mehr zurück und malt seine „ungemalten Bilder“, gestalterische Grundlage für diese sind jene farbkompositorischen Lösungen, die er sich in den „Phantasien“ erarbeitet hatte. [AM]



504
Emil Nolde
Bärtiger Männerkopf im Profil und junges Paar, 1931/1935.
Aquarell und Federzeichnung mit schwarzer Tusche
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inklusive Aufgeld)