Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 308


308
Max Emanuel Ainmiller
Venezianisches Interieur mit Ausblick auf Campanile und Dogenpalast, 1841.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 11.250

(inklusive Aufgeld)
Venezianisches Interieur mit Ausblick auf Campanile und Dogenpalast. 1841.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts der Mitte signiert und datiert. 58 x 75 cm (22,8 x 29,5 in).

PROVENIENZ: Sammlung Wilhelm II von Württemberg (bis 1918 König von Württemberg, bis 1920: Fleischhauer Stuttgart).
Privatsammlung Süddeutschland (seit vier Generationen in Familienbesitz).

LITERATUR: Hofkunsthändler Felix Fleischhauer, Stuttgart, Sämtl. Oelgemälde alter und neuer Meister aus der Galerie des Schlosses Rosenstein b. Stuttgart: Besitz des ehemal. Königs Wilhelm II von Württemberg, 26./27.10.1920, Nr. 3.

Max Ainmiller ist einer der Künstler, deren vielfältiges, gattungs- und disziplinübergreifendes Schaffen dennoch im formalen und motivischen Ausdruck Homogenität aufweist. Für Ainmiller ist dies die Architektur, der historische Wandel ihrer Formen und ihre perspektivische Rekonstruktion in der Fläche des Bildes. Bei Friedrich Gärtner, bedeutendster Architekt unter Ludwig I., Professor für Baukunst an der Münchner Akademie und Leiter der Porzellanmanufaktur Nymphenburg sowie der Glasmalereianstalt, studiert er Architektur und Ornamentik. Seine Kenntnisse bringt er in Dekoren für Porzellan sowie in den Entwürfen großer kirchlicher Glasfenster ein, die u. a. den Regensburger und den Kölner Dom zieren. 1851 übernimmt er die mittlerweile von der Porzellanmanufaktur unabhängige Glasmalereianstalt auf eigene Rechnung, die unter seiner Leitung zu einer der führendsten Spezialanstalten europaweiter Anerkennung wird – Glasfenster aus seiner Hand finden sich in Madrid, Rom, Glasgow und London sowie in St. Petersburg und Boston. Besonderes Interesse bringt Ainmiller, ganz dem Geist der späten Romantik entsprechend, der gotischen Architektur mit ihren Kreuzgewölben, Spitzbögen und ihrer fein ziselierten Ornamentik entgegen. Seine Gemälde der Innenräume englischer gotischer Kathedralen bilden unter anderem einen nicht unerheblichen Anteil der Sammlung des Berliner Bankiers Joachim Heinrich Wagener, dessen Werke 1861 den Grundstock der Berliner Nationalgalerie bilden. Das Interesse für die gotische Architektur dürfte Ainmiller auch nach Venedig geführt haben, hier inszeniert über die architektonische und ornamentale Innenausstattung die eklektische Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Epochen: Über antikisierende Säulen, die renaissancehafte Kassettendecke hin zu den barocken Muschelornamenten wölben sich die geschwungenen charakteristischen venezianischen Bogenformen der italienischen Spätgotik. Der Ausblick gestaltet sich ebenso fantasievoll: Ainmiller beruft sich auf seine künstlerische Freiheit und arrangiert den venezianischen Anleger, im Hintergrund Campanile und Dogenpalast, nach seinen malerischen Vorstellungen. Romantisches Lokalkolorit fügt er mit der anmutigen Rückenfigur der Italienerin und den beiden Kindern, eines davon mit italienischem Tamburin, hinzu. Als außergewöhnliches Beispiel spätromantischer Architekturmalerei besitzt das Gemälde als Venedigansicht im Werk Ainmillers Seltenheitswert. [KT]



308
Max Emanuel Ainmiller
Venezianisches Interieur mit Ausblick auf Campanile und Dogenpalast, 1841.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 11.250

(inklusive Aufgeld)