Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 327


327
Rupprecht Geiger
OE 306/59 (Rot-Blau), 1959.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inkl. Käuferaufgeld)
OE 306/59 (Rot-Blau). 1959.
Öl auf Leinwand.
Dornacher/Geiger WV 264. Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt "306/59" und handschriftlich bezeichnet sowie mit Richtungspfeil. 120 x 100 cm (47,2 x 39,3 in).

• Im Entstehungsjahr auf der documenta II. (1959) ausgestellt.
• Seither in einer rheinländischen Privatsammlung.
• Fein durchmoduliertes, frühes Farbfeld, das durch sein sanftes Oszillieren zwischen roten und blauen Farbwerten begeistert.
• Gemälde Rupprecht Geigers befinden sich in zahlreichen bedeutenden Sammlungen
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Rheinland (direkt vom Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: II. documenta ’59. Kunst nach 1945, Internationale Ausstellung Druckgrafik/Malerei, Museum Fridericianum, Kassel, 1959 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Peinture et sculpture contemporaines en Allemagne, Charleroi, 1961 (mit Abb. im Kat.).
Rupprecht Geiger. Gemälde, Kunst- und Museumsverein, Wuppertal, 1965.

"Ich glaube an den psychologischen Effekt von Farbe auf den Menschen. [..] Auch ein Bild könnte eine starke Wirkung auf einen Menschen ausüben, rein von der Kraft der Farbe her, und das ist schon etwas sehr wesentliches an der Farbe."
Rupprecht Geiger, zit. nach: Pinc kommt! Rupprecht Geiger, The Schaufler Foundation, Dresden 2017, S. 19.



"Der Himmel ist von beispielloser Farbenpracht und von unglaublicher Weite. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt", hatte Rupprecht Geiger bereits 1941 in seinem russischen Kriegstagebuch festgehalten (Rupprecht Geiger, zit. nach: Pinc kommt! Rupprecht Geiger, The Schaufler Foundation, Dresden 2017, S. 31). Es sind die sanften Farbmodulationen des Himmels, die Geiger reizen und die in der Nacht durch brennende Städte in eindrucksvolle Farbszenarien verwandelt werden, die für Geiger zu Gegenbildern der bedrückenden Realität des Krieges werden. Rot und Blau sind schließlich ab den 1950er Jahren die Farben, die das beeindruckende künstlerische Schaffen des deutschen Farbfeldmalers Rupprecht Geiger in entscheidender Weise prägen und bis Ende der 1950er Jahre - wie auch in unserer wunderbar sanften Modulation - noch in Kombination eingesetzt werden, bevor Geiger in seinen späteren Kompositionen schließlich eine klare Trennung beider Farbwerte vollzieht. Während Rot als die Farbe des Blutes und des Feuers für extreme Energie und emotionale Aufgeladenheit steht, ist das kühlere Blau der rationalere, stärker in sich ruhende Farbwert, der in der vorliegenden Arbeit von einer leuchtenden Tonalität bis hin in ein tiefes Nachtblau moduliert wird. Parallel steigert Geiger das Blutrot des leuchtenden Quadrates im unteren Teil in einer sanften Modulation hin zu einem diffus glühenden Dunkelrot, eine optische Gegenbewegung, welche die Komposition in eine wunderbare, fast schwebende Balance bringt. Rupprecht Geiger hat nicht nur mit seinen Farbmodulationen, sondern auch mit seinen shaped canvases kunsthistorisch Bedeutendes geschaffen, das ihm innerhalb Deutschlands eine progressive Sonderstellung zuweist, die, wie von Helmut Friedel im Vorwort zum Werkverzeichnis nahegelegt, viel mehr den Vergleich mit Geigers Zeitgenossen in Amerika, wie etwa Mark Rothko, Ellsworth Kelly und Barnett Newman, fordert. In den USA werden Geigers Gemälde bereits seit den 1950er Jahren in unterschiedlichen Ausstellungen gezeigt und bereits 1959 wird der Künstler mit dem Solomon-Guggenheim-Preis, New York, ausgezeichnet. [JS]



327
Rupprecht Geiger
OE 306/59 (Rot-Blau), 1959.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inkl. Käuferaufgeld)