Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 880


880
A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler)
Rock 5, 1984.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Rock 5. 1984.
Acryl auf Leinwand.
Links oben signiert. 150 x 105 cm (59 x 41,3 in). [CH].

PROVENIENZ: Galerie Michael Werner, Köln (verso mit dem zweifachen Galerieetikett).
Galerie Michael Haas, Berlin (verso mit dem Galerieetikett).
Galerie Sander, Darmstadt (verso mit dem Galerieetikett).
Privatsammlung Hessen.

"Bild ist das entscheidende Kriterium, nicht um es zu erklären, zu begründen, auszulegen, auszudeuten, sondern um es zu erleben."
A. R. Penck, 1978, zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 9, S.6.

Die DDR-Regierung und die DDR-Kulturbehörden machen es A. R. Penck über Jahrzehnte hinweg unmöglich, sein künstlerisches Schaffen angemessen zu entfalten. Der Künstler verweigert, sich der von der DDR vorgegebenen akademischen Lehre anzupassen, bricht seine formale Ausbildung ab und arbeitet fortan als Autodidakt, nachdem er sich lange Jahre als Heizer, Nachtwächter oder Briefträger durchschlägt. Mit seiner Ausbürgerung nach Westdeutschland 1980 und der dortigen neuen Erlebniswelt werden Pencks Arbeiten dynamischer und abstrakter. Im Westen ist er mit seiner bereits 1960 noch in der DDR entwickelten Chiffrensprache längst als Künstler etabliert. Er wird sie während seiner gesamten Künstlerkarriere beibehalten und sich damit auf die Suche nach einem universellen Zeichenkatalog begeben, der es ihm ermöglicht, den ihn umgebenden Lebensraum und seine persönliche Weltanschauung prägnant und eindrücklich zur Darstellung zu bringen. So entsteht die "Welt seiner Bilder: ein archaischer, anarchischer, oft wüster, immer aber mitreisender [sic!] Bewußtseinsstrom.“ (J. Schweinebraden Frhr. von Wichmann-Eichhorn, in: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 9, S. 10). Diese hieroglyphenähnlichen Strichmännchen und Formengebilde sind nun das Markenzeichen des Künstlers und werden häufig mit der Höhlenmalerei in Verbindung gesetzt. Tatsächlich ähneln sie in ihrer expressiven, plakativen Eindeutigkeit und der gleichzeitigen symbolhaften Verschlüsselung einem Wandgemälde. Der Künstler scheint eine spontan entstandene Eingebung auf die Leinwand bannen zu wollen, für die Penck jedoch keinerlei Decodierung zur Vefügung stellt. Der "junge Wilde" kommt dabei in der Darstellungsweise, so auch in der vorliegenden Arbeit deutlich zum Ausdruck: farbkräftig, kontrastreich, mit pastosem Farbauftrag und lebhaftem Pinselstrich lebt er sich mit ungemischtem, buntem Kolorit und dunklem Grauschwarz auf der Leinwand aus. Mit eindrucksvoller Fernwirkung und einer ganz individuellen Monumentalität beweisen die Werke die große künstlerische Vitalität eines sich nun - nach jahrelanger kreativer Unterdrückung - frei entfaltenden Künstlers. Inspirationen für diese lauten, hochgradig ästhetischen Darstellungen mit dem für Penck so typischen, gestisch-dynamischen Malstil liefern nicht nur seine inneren Konflikte mit dem Kapitalismus oder die politische Situation nach Ende des Kalten Krieges, sondern auch Pencks große Leidenschaft für die Musik, unter anderem für den Free Jazz und Free Rock, die sich auch in der Wahl des Titels dieser Werkserie widerspiegelt. [CH/CE]



880
A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler)
Rock 5, 1984.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)