Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 133


133
Emil Nolde
Hof Seebüll unter Abendhimmel, Um 1940.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Hof Seebüll unter Abendhimmel. Um 1940.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 34,5 x 47,5 cm (13,5 x 18,7 in), blattgroß.

• Ansicht Noldes vom Hof Seebüll, von seinem Wohn- und Atelierhaus gesehen.
• Farbintensive Abendstimmung mit außergewöhnlicher Wolkendarstellung.
• Charakteristisches Motiv des Künstlers in der typischen atmosphärischen Dichte
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther vom 29. August 2013. Das Aquarell ist in der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde registriert.

PROVENIENZ: Galerie Utermann, Dortmund.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (in den 1960er Jahren beim Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Süddeutschland.

„Unsere Landschaft ist bescheiden, allem Berauschenden, Üppigen fern, das wissen wir, aber sie gibt dem intimen Beobachter für seine Liebe zu ihr unendlich viel an stiller, inniger Schönheit, an herber Größe und auch an stürmisch wildem Leben.“ Emil Nolde: Reisen, Ächtung, Befreiung. 1919-1946, hrsg. von der Nolde-Stiftung Seebüll, Köln 2002, Bd IV, S. 9

"Die Wolken am hohen Himmel sind die eigentlichen Akteure in diesem flachen Land am Meer. Die Natur bietet ihm die Bilder wie auf einer riesigen Bühne, der Wolkenhimmel wird zur erregenden Szene [.]" (M. Urban in: E. Nolde. Landschaften. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 1969, S. 28). Noldes Landschaftsaquarelle nehmen einen wichtigen Platz in seinem Œuvre ein. Die intensiven Farben der weiten Wiesenflächen, der roten Bauernhäuser und des endlosen Himmels, verstärkt durch das nördliche Licht, verwandeln sich in Noldes Aquarellen zu einem glühenden Farbenmeer. Dabei schafft er aber nie bloße Stimmungsbilder. Auch spiegeln diese offenen Landschaften nicht nur zufällige atmosphärische Erscheinungen der Natur im Ablauf des Jahres oder Tages, sondern werden zu wahren „Seelenlandschaften, freier und unmittelbarer Ausdruck des künstlerischen und Menschlichen Erlebens.“ (Martin Urban, zit. nach: Martin Urban, Emil Nolde-Landschaften, DuMont Buchverlag Köln, 2002, S. 7). Hier lässt er sich von dem Licht der Abendsonne, die orange an den Rändern der Wolken aufflammt, inspirieren, doch verdichtet er das Gesehene farblich und verleiht der Landschaft so eine fast transzendente Intensität. In der Übersteigerung des verinnerlicht Gesehenen findet er zu einem pathetischen Farbrealismus, der seine Landschaftsaquarelle auszeichnet. So ziehen markant artikulierte Wolken über die flache Landschaft und den in der Ferne liegenden Hof Seebüll, ein Gut in unmittelbarer Nähe zum Haus, das der Künstler seit 1927 bewohnte. Er sieht die geliebte, heimische Landschaft, trotz ihrer Kargheit, in einer Farbenfülle, die er vornehmlich dem Himmel zuordnet. Alle Farbenpracht, die die Landschaft vermissen lässt, kommt ihm zugute. Mittels einer fulminanten Nass-in-nass Aquarelltechnik, die Nolde sich erarbeitet hatte, lässt er den Himmel aufleuchten; macht ihn zum bildbeherrschenden Element. Die Dramatik des Himmels bestimmt die Dramatik der gesamten Bildaussage. An ihr lässt sich die hohe künstlerische Einfühlungsgabe Noldes ermessen, die er seiner Heimatlandschaft entgegenbringt. Es ist seinem überragenden malerischen Können zu verdanken, dass die Lichtstimmungen, in denen Emil Nolde seine Landschaften sieht, nie ins Trivial-Vordergründige abgleiten. So gibt er der herben friesischen Landschaft ein neues Gesicht und erweitert die Sehweise auf eine höchst ungewöhnliche Art, das verschafft seinen farbintensiven Aquarellen einen großen Kreis von Bewunderern. Sie wirken in ihrer Singularität bis in die Kunst der Gegenwartsmoderne. [SM/KK]



133
Emil Nolde
Hof Seebüll unter Abendhimmel, Um 1940.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 75.000

(inkl. Käuferaufgeld)