Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 804


804
Jan Schoonhoven
R 70-1, 1970.
Relief. Pigment und Papiermaché auf Holz
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inkl. Käuferaufgeld)
R 70-1. 1970.
Relief. Pigment und Papiermaché auf Holz.
Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 48 x 48 x 4 cm (18,8 x 18,8 x 1,5 in).

Schoonhovens weiße Reliefs der 1960er und frühen 1970er Jahre gelten auf dem internationalen Auktionsmarkt als die gefragtesten Arbeiten des Künstlers.

Die Authentizität der vorliegenden Arbeit wurde von Herrn Antoon Melissen bestätigt. Wir danken für die freundliche Beratung.

PROVENIENZ: Galerie M, Bochum.
Privatsammlung Süddeutschland (1970 beim Vorgenannten erworben).

"Schoonhovens Werk ,R 70-1' lebt von der Wiederholung eines schmalen Rechtecks, das in der dritten Dimension keilförmig ausläuft. Das Spiel mit der vermeintlich perfekten Geometrie der drei horizontalen Zonen lässt das Bild visuell vibrieren. Es atmet im Spannungsfeld der Formen zwischen filigraner Annäherung und Abweichung des Immergleichen."
Dirk Pörschmann, Schoonhoven-Experte

Schoonhovens Faszination gilt dem seriellen Relief, welchem sowohl im Prozess der Herstellung als auch der Betrachtung ein meditativer Moment innewohnt. Schoonhovens minimalistische monochrome Schöpfungen machen ihn nicht nur zu einem der bedeutendsten Künstler der niederländischen Nachkriegskunst, sondern auch zu einem der gefragtesten Protagonisten der europäischen "ZERO"-Bewegung. In der vorliegenden Arbeit öffnen sich 45 Rechtecke in drei vertikalen Spalten harmonisch zum Quadrat zusammengefügt in den Raum. Die radikale Reduktion auf die Farbe Weiß, die in den frühen Arbeiten noch nicht rein, sondern leicht gebrochen ist, ermöglicht es dem Licht, in der strengen Struktur ein wechselvolles Licht-Schatten-Spiel zu entfalten. "Die weißen Reliefs sind dreidimensionale und als solche auch tastbare Objekte. Sie sind Objekte, insofern sie sind, was sie sind, also nichts darstellen oder nachahmen, was sie nicht sind. [..] Die weißen Reliefs von Schoonhoven sind jeweils serielle und in ihrer Oberfläche zumeist gitterartige Systeme mit einer Vielzahl jeweils gleicher und gleichwertiger Raumvertiefungen. In der Wiederholung des Gleichen besteht das Serielle.“ (Max Imdahl, zit. nach: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 9, S. 7) Vor Schoonhovens minimalistischen Reliefs wird erfahrbar, was der Kunsthistoriker Max Imdahl das "sehende Sehen" nennt: Sehen als ästhetische Grunderfahrung, frei vom Wiedererkennen eines Gegenstandes. Ein besonders schönes Beispiel von Schoonhovens Arbeitsweise ist die vorliegende Arbeit, die ihre Besonderheit aus dem kompositionsbeherrschenden Einsatz der Schräge gewinnt, durch welchen es Schoonhoven optisch überzeugend gelingt, seine charakteristischen Rechteckstrukturen auch noch hinsichtlich ihrer Tiefenwirkung zu rhythmisieren. Und so lädt auch die vorliegende Arbeit dazu ein, sie optisch zu erkunden und sich an ihrer streng geometrischen und doch wechselvollen Erscheinung, die jegliche Form von gegenständlicher Assoziation ausschließt, stets aufs Neue zu erfreuen. Denn wie Schoonhoven bereits 1985 festgehalten hat: "Objektivität ist einfache Geometrie. Jeder weiß, was ein Quadrat oder ein Rechteck ist. Es ist ganz einfach. Es gibt nichts zu hinterfragen." (zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, S. 15) [JS]



804
Jan Schoonhoven
R 70-1, 1970.
Relief. Pigment und Papiermaché auf Holz
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inkl. Käuferaufgeld)