Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 382


382
Max Ernst
Le code de l´amour, 1966.
Schätzung:
€ 24.000
Ergebnis:
€ 28.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Le code de l´amour. 1966.
Folge von 6Frottagen in Rötel.
Spiess/Metken 4219-4224 (mit Abb. S. 189-192). Alle signiert und betitelt sowie teils datiert (4). Auf Japan. Jeweils ca. 37,5 x 13,5 cm (14,7 x 5,3 in). alle blattgroß. [KD].

AUSSTELLUNG: Max Ernst, Oltre la pittura. Palazzo Grassi, Venedig Juni-Oktober 1966 (Nr. 137 - 142)
Max Ernst, Esculturas, obras sobre papel, obras gráficas. Museo Basileiro da Escultura Marilisa Rathsam, Sao Paulo, Juli - September 1997 (mit Abb. S. 128-129).

LITERATUR: G. Ruggeri. Il magico surrealismo di Max Ernst. Paris 1981, S. 103 (m.Abb).

Max Ernst studiert zunächst Kunstgeschichte. Als er 1910 August Macke kennenlernt, beginnt er als Autodidakt zu malen. Die Faszination des expressionistischen Stils Mackes hält jedoch nicht lange an. Spätestens als Ernst aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, ist er davon überzeugt, dass die traditionelle Sichtweise der Kunst nicht mehr zeitgemäß ist. Aus dieser Erkenntnis heraus gründet er 1919 zusammen mit Arp die Gruppe der Kölner Dadaisten. In den 1920er Jahren schließt sich Ernst in Paris der Bewegung des Surrealismus an. Phantastisch-mythische Darstellungen mit visionären Landschaften, Wald- und Vogeltieren und märchenhaften Muschelblumen sind nun der Inhalt seiner Arbeiten. Schon früh verwendet Ernst die Technik der Collage, kombiniert mit Hilfe der Verfremdung nicht zusammengehöriger Bilder und Objekte und erzeugt so einen neuen, oft absurden Bildsinn. 1925 befasst sich Ernst mit der "écriture automatique" - darunter verstehen die Schriftsteller des Surrealismus ein automatisches, unkontrolliertes und vom Unterbewusstsein motiviertes Schreiben. Die adäquate malerische Technik sieht Ernst in der Frottage. Als Ernst den Sommer 1934 gemeinsam mit Giacometti verbringt, wird sein Interesse für das Plastische geweckt. Zum ersten Mal überträgt er sein allgegenwärtiges Vogelmotiv ins Dreidimensionale und experimentiert von nun an mit Begeisterung auf diesem Gebiet. Er modelliert Skulpturen, in denen Gebrauchsartikel stecken und lässt sie in Bronze gießen. Phasenweise entstehen Mischwesen zwischen Pflanze, Tier und Mensch als Synthese zwischen Vorgefundenem und Modelliertem. Die größte dieser Kompositskulpturen ist der Betonguss "Capricorne", den Ernst 1948 vor seinem Haus aufstellt. Große Beachtung findet Ernst auch mit seinen grafischen Folgen "Histoire Naturelle", "La femme 100 Têtes", "Rêve d'une Fille" und "Semaine de Bonté". An dem darin erkennbaren Stil hält Max Ernst auch fest, als er von 1941 bis 1953 in den USA lebt und später wieder nach Frankreich zurückkehrt.

Die alte Technik der Frottagen oder besser gesagt Abreibungen war ursprünglich der Visualisierung reliefplastischer Darstellungen vorbehalten. Bekannt ist das Abreiben der Oberfläche von Münzen. Max Ernst erhebt diese Technik in den Rang einer eigenen künstlerischen Aussage, indem er nicht wie üblich vorhandene Objekte als Grundlage seiner Darstellungen nimmt, sondern eigene Zeichnungen, von denen er Strichätzungen anfertigen lässt, deren erhabener Reliefcharakter die Grundlage der Frottage bildet. Nur so ist das Formenspiel der uns vorliegenden Frottagen erklärbar, das bewusst auf dem Fundus der Ideenwelt in den Zeichnungen von Max Ernstt fußt. Die reiche graphische Modulation der Formen, in die sich zuweilen auch Reales mischt, ist unverkennbar mit dem zeichnerischen Werk von Max Ernst verbunden. Da eine Abfolge der Blätter nicht bestimmt ist, kommt als zusätzliches Element eine Variation in der Sichtweise ins Spiel. Die Blätter sind Ausdruck einer dichten und mysteriösen Sprache der Zeichnung, die im graphischen Werk von Max Ernst eine bedeutende Rolle einnehmen sollte.

1976 stirbt der Künstler in Paris.




382
Max Ernst
Le code de l´amour, 1966.
Schätzung:
€ 24.000
Ergebnis:
€ 28.750

(inkl. Käuferaufgeld)