Rückseite
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193
Max Ernst
Chéri Bibi, 1973.
Bronze
Schätzung:
€ 12.000 Ergebnis:
€ 15.375 (inkl. Käuferaufgeld)
Chéri Bibi. 1973.
Bronze mit dunkler, rotbrau-grünlicher Patina.
Verso an der Plinthenkante mit dem Namenszug, der Nummerierung und dem Gießerstempel "Cire Valsuani Perdue". Eines von 175 Exemplaren. 33,5 x 18,5 x 15,5 cm (13,1 x 7,2 x 6,1 in).
Gegossen von Valsuani Paris. Insgesamt existieren drei Auflagen in unterschiedlichen Patinierungen. Entstanden nach einem Gipsmodell von 1964. [KP].
LITERATUR: Jürgen Pech, Lieber Bibi, in: Max Ernst - Plastische Werke, Köln 2005, S. 206 (mit Farbabb. S. 207).
Max Ernst studiert zunächst Kunstgeschichte. Als er 1910 August Macke kennenlernt, beginnt er, als Autodidakt zu malen. Die Faszination des expressionistischen Stils Mackes hält jedoch nicht lange an. Spätestens als Ernst aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, ist er davon überzeugt, dass die traditionelle Sichtweise der Kunst nicht mehr zeitgemäß ist. Aus dieser Erkenntnis heraus gründet er 1919 zusammen mit Arp die Gruppe der Kölner Dadaisten. In den 20er Jahren schließt sich Ernst in Paris der Bewegung des Surrealismus an. Phantastisch-mythische Darstellungen mit visionären Landschaften, Wald- und Vogeltieren und märchenhaften Muschelblumen sind nun der Inhalt seiner Arbeiten. Schon früh verwendet Ernst die Technik der Collage, kombiniert mit Hilfe der Verfremdung nicht zusammengehöriger Bilder und Objekte und erzeugt so einen neuen, oft absurden Bildsinn. 1925 befasst sich Ernst mit der "écriture automatique" - darunter verstehen die Schriftsteller des Surrealismus ein automatisches, unkontrolliertes und vom Unterbewusstsein motiviertes Schreiben. Die adäquate malerische Technik sieht Ernst in der Frottage. Er legt dafür ein Papier auf eine stark strukturierte, reliefierte Fläche und reibt mit einem weichen Stift die Strukturen durch. Aus diesen oft geheimnisvollen, nicht bewusst und gelenkt gestalteten Formen erschließen sich so neue Bildideen. Als Ernst den Sommer 1934 gemeinsam mit Giacometti verbringt, wird sein Interesse für das Plastische geweckt. Zum ersten Mal überträgt er sein allgegenwärtiges Vogelmotiv ins Dreidimensionale und experimentiert von nun an mit Begeisterung auf diesem Gebiet. Er modelliert Skulpturen, in denen Gebrauchsartikel stecken und lässt sie in Bronze gießen. Phasenweise entstehen Mischwesen zwischen Pflanze, Tier und Mensch als Synthese zwischen Vorgefundenem und Modelliertem. Die größte dieser Kompositskulpturen ist der Betonguss "Capricorne", den Ernst 1948 vor seinem Haus aufstellt. Große Beachtung findet Ernst auch mit seinen grafischen Folgen "Histoire Naturelle", "La femme 100 Têtes", "Rêve d'une Fille" und "Semaine de Bonté". An dem darin erkennbaren Stil hält Max Ernst auch fest, als er von 1941 bis 1953 in den USA lebt und später wieder nach Frankreich zurückkehrt.
Typisch für das Spätwerk des Künstlers ist der bisweilen zitathafte Rückgriff auf Motive und Techniken der früheren Schaffensphasen. In der Verschmelzung von Figur und Sockel, der Zusammensetzung geometrischer Grundfiguren, der scheibenhaften Auffassung und der bis zur Abstraktion gehenden Reduzierung anthropomorpher Formen sind die Skulpturen gleichermaßen abstrakt wie konkret. "Chéri Bibi" nimmt Bezug auf die gleichnamige Romanfigur, erdacht von Gaston Leroux, der mehrmals aus einem Gefängnis ausbricht. Zugleich reiht sich "Chéri Bibi", mit großen Augen und spitzem Schnabel an ein Küken erinnernd, ein in den Kontext der Vogelikonografie, die sich wie ein roter Faden durch das Œuvre Max Ernsts zieht. Obgleich für den Künstler der Vogel das zentrale Symbol der Freiheit ist, zeigt er das Küken gleichsam in sich selbst gefangen, Käfig und Tier scheinen verschmolzen, das Vögelchen blickt zum Betrachter und ist doch unfähig, sich zu bewegen. Max Ernst zeigt uns hier aussagekräftig, dass Freiheit nichts Selbstverständliches ist, sondern zu jeder Zeit erkämpft werden muss.
1976 stirbt der Künstler in Paris.
Bronze mit dunkler, rotbrau-grünlicher Patina.
Verso an der Plinthenkante mit dem Namenszug, der Nummerierung und dem Gießerstempel "Cire Valsuani Perdue". Eines von 175 Exemplaren. 33,5 x 18,5 x 15,5 cm (13,1 x 7,2 x 6,1 in).
Gegossen von Valsuani Paris. Insgesamt existieren drei Auflagen in unterschiedlichen Patinierungen. Entstanden nach einem Gipsmodell von 1964. [KP].
LITERATUR: Jürgen Pech, Lieber Bibi, in: Max Ernst - Plastische Werke, Köln 2005, S. 206 (mit Farbabb. S. 207).
Max Ernst studiert zunächst Kunstgeschichte. Als er 1910 August Macke kennenlernt, beginnt er, als Autodidakt zu malen. Die Faszination des expressionistischen Stils Mackes hält jedoch nicht lange an. Spätestens als Ernst aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, ist er davon überzeugt, dass die traditionelle Sichtweise der Kunst nicht mehr zeitgemäß ist. Aus dieser Erkenntnis heraus gründet er 1919 zusammen mit Arp die Gruppe der Kölner Dadaisten. In den 20er Jahren schließt sich Ernst in Paris der Bewegung des Surrealismus an. Phantastisch-mythische Darstellungen mit visionären Landschaften, Wald- und Vogeltieren und märchenhaften Muschelblumen sind nun der Inhalt seiner Arbeiten. Schon früh verwendet Ernst die Technik der Collage, kombiniert mit Hilfe der Verfremdung nicht zusammengehöriger Bilder und Objekte und erzeugt so einen neuen, oft absurden Bildsinn. 1925 befasst sich Ernst mit der "écriture automatique" - darunter verstehen die Schriftsteller des Surrealismus ein automatisches, unkontrolliertes und vom Unterbewusstsein motiviertes Schreiben. Die adäquate malerische Technik sieht Ernst in der Frottage. Er legt dafür ein Papier auf eine stark strukturierte, reliefierte Fläche und reibt mit einem weichen Stift die Strukturen durch. Aus diesen oft geheimnisvollen, nicht bewusst und gelenkt gestalteten Formen erschließen sich so neue Bildideen. Als Ernst den Sommer 1934 gemeinsam mit Giacometti verbringt, wird sein Interesse für das Plastische geweckt. Zum ersten Mal überträgt er sein allgegenwärtiges Vogelmotiv ins Dreidimensionale und experimentiert von nun an mit Begeisterung auf diesem Gebiet. Er modelliert Skulpturen, in denen Gebrauchsartikel stecken und lässt sie in Bronze gießen. Phasenweise entstehen Mischwesen zwischen Pflanze, Tier und Mensch als Synthese zwischen Vorgefundenem und Modelliertem. Die größte dieser Kompositskulpturen ist der Betonguss "Capricorne", den Ernst 1948 vor seinem Haus aufstellt. Große Beachtung findet Ernst auch mit seinen grafischen Folgen "Histoire Naturelle", "La femme 100 Têtes", "Rêve d'une Fille" und "Semaine de Bonté". An dem darin erkennbaren Stil hält Max Ernst auch fest, als er von 1941 bis 1953 in den USA lebt und später wieder nach Frankreich zurückkehrt.
Typisch für das Spätwerk des Künstlers ist der bisweilen zitathafte Rückgriff auf Motive und Techniken der früheren Schaffensphasen. In der Verschmelzung von Figur und Sockel, der Zusammensetzung geometrischer Grundfiguren, der scheibenhaften Auffassung und der bis zur Abstraktion gehenden Reduzierung anthropomorpher Formen sind die Skulpturen gleichermaßen abstrakt wie konkret. "Chéri Bibi" nimmt Bezug auf die gleichnamige Romanfigur, erdacht von Gaston Leroux, der mehrmals aus einem Gefängnis ausbricht. Zugleich reiht sich "Chéri Bibi", mit großen Augen und spitzem Schnabel an ein Küken erinnernd, ein in den Kontext der Vogelikonografie, die sich wie ein roter Faden durch das Œuvre Max Ernsts zieht. Obgleich für den Künstler der Vogel das zentrale Symbol der Freiheit ist, zeigt er das Küken gleichsam in sich selbst gefangen, Käfig und Tier scheinen verschmolzen, das Vögelchen blickt zum Betrachter und ist doch unfähig, sich zu bewegen. Max Ernst zeigt uns hier aussagekräftig, dass Freiheit nichts Selbstverständliches ist, sondern zu jeder Zeit erkämpft werden muss.
1976 stirbt der Künstler in Paris.
193
Max Ernst
Chéri Bibi, 1973.
Bronze
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