Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 213


213
Gerhard Hoehme
Spuren im Kosmos paroxistische Spur, 1953.
Öl
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Spuren im Kosmos paroxistische Spur. Um 1953.
Öl auf leichtem Karton, original auf Hartfaserplatte aufgezogen.
Hoehme 53-05. Links unten signiert. Verso signiert sowie mit einer gestrichenen Bezeichnung und dem Richtungspfeil. Zusätzlich auf einem Etikett signiert, betitelt "Spuren im Kosmos" und bezeichnet. 70 x 100 cm (27,5 x 39,3 in), Sichtmaß.

Wir danken der G&M Hoehme-Stiftung, Düsseldorf, für die freundliche Auskunft.

LITERATUR: Gerhard Hoehme. Bilder - Wenn man nichts sieht, schaut man länger hin, Städtische Kunsthalle Düsseldorf und Kunstverein Heidelberg 1979, S.12 (mit s/w-Abb.).

Der am 5. Februar 1920 in Greppin bei Dessau geborene Gerhard Hoehme ist Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg; die Begeisterung für die Fliegerei hat ihn nachhaltig auch in seiner Kunst beeinflusst. Erst 1946, im Alter von 26 Jahren, beginnt Hoehme ein Studium der Buch- und Schriftgestaltung bei Herbert Post an der Burg Giebichenstein in Halle. 1951 wechselt er an die Kunstakademie in Düsseldorf. In diesem Jahr begegnet er Jean-Pierre Wilhelm, der den Kontakt zu Jean Fautrier und Jean Dubuffet herstellt, den bedeutendsten Vertretern des Informel in Paris. Nun ist Hoehme der informellen Malerei verpflichtet. Von 1954 bis 1957 ist Hoehme Vorsitzender der Düsseldorfer Künstlervereinigung "Gruppe 53".

Dieses Werk, in vielen unterschiedlich strukturierten Schichten aufgebaut, vorwiegend in Blau gehalten, ist ganz im Stil des Tachismus zu verstehen. Spontane Empfindungen und das Unbewusste finden in diesem Frühwerk Hoehmes ihren individuellen Ausdruck. "Mag man allererste Bilder des Jahres 1953 noch als Nachklang von Wols oder Fautrier verstehen, ließ Hoehme sich spätestens mit den seit 1955 entstandenen Schwarzen Bildern von seiner eigenen bildnerischen Logik und ihren Konsequenzen tragen. Die Bildfläche verliert ihre plane Idealität, sie wird zum Ort materieller Manifestationen, an denen Sand, Bindfäden, Styropor und natürlich und vor allem Ölfarbe beteiligt sind." (zit. nach: Margarete Hoehme, G.Hoehme. Catalogue Raisonné, Hatje Verlag, Ostfildern 1998, S. 19).

1959 wird der Künstler auf die Documenta II in Kassel eingeladen, ein Jahr später, 1960, mit dem Villa-Massimo-Preis in Rom geehrt. In diesem Jahr nimmt Hoehme zudem eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an, die er bis 1984 innehat. Dem rein malerischen Frühwerk folgt nun, ab den 1960er Jahren, eine Auseinandersetzung mit der Dreidimensionalität in der Kombination von bemalter Fläche und Raumelementen. Ab 1964 entstehen verstärkt Raumobjekte, die neben dem klassischen Leinwandgrund unter anderem auch Holz, Gaze und Nylonschnüre integrieren. In Vergangenheit und Gegenwart wird sein Werk mit zahlreichen Ausstellungen geehrt, so z.B. 1980 im Museum am Ostwall in Düsseldorf oder 1985/86 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim und im Sprengel Museum Hannover. 1998 sind seine Arbeiten im Bonner Kunstmuseum und 2000 in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen. Gerhard Hoehme hat mit seinem Œuvre in den 1950er Jahren einen wesentlichen Beitrag zum deutschen Informel geleistet. [DB].




213
Gerhard Hoehme
Spuren im Kosmos paroxistische Spur, 1953.
Öl
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)