Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 30

Leo von König - Bildnis einer gelähmten Dame


30
Leo von König
Bildnis einer gelähmten Dame, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Bildnis einer gelähmten Dame. 1913.
Öl auf Leinwand.
Bechter 1913/01. Links unten signiert und schwer leserlich datiert sowie bezeichnet "Paris". 82 x 66 cm (32,2 x 25,9 in).
Rückseitig auf dem Rahmen Adressenaufkleber, dort handschriftlich von Leo von König bezeichnet sowie ein Aufkleber: "Kunstpalast, Düsseldorf Nr. 1376" o.J .

PROVENIENZ: Mathilde von König.
Yvonne Becker.
Walter Becker.
Familie von Schlippenbach.
Frieda von Schweinitz.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: 27. Ausstellung der Berliner Sezession, Berlin 1915, Kat.Nr. 48 (mit Abb.).
Leo von König, Galerie Schulte, Berlin 1916.
Große Berliner Kunstausstellung, Berlin 1917, Kat.Nr. 875 (auf dem Rahmen mit dem Ausstellungsaufkleber).
Kunstverein Hannover, Hannover 1926.
Leo von König, Jubiläumsausstellung in der Nationalgalerie, Berlin 1931, Kat.Nr. 87.
Frauen in Not, Berlin 1931.
Leo von König, Gedächtnisausstellung. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1949, Kat.Nr. 5.
Leo von König, Gedächtnisausstellung. Braunschweig/Hannover/Bremen/Oldenburg 1949.

LITERATUR: Die Kunst für Alle, XXXI. Jg. München, Januar 1916 (Abb. S. 141).
Die Dame, XLIV. Jg., Heft 13, Berlin 1917, S. 7.
Die Kunst, XXXII. Jg., Bd. 35, München, Dezember 1917, S. 464.
Wilhelm Waetzoldt, Deutsche Malerei seit 1870, Leipzig 1918 (Abb. Nr. 28).
Die Kunst, XXXV. Jg., Bd. 16, München 1920 (Abb. S. 287).
Westermanns Monatshefte, LXVIII Jg., Bd. 135, Braunschweig, Januar 1924 (Abb. S. 443).
Fritz Nemitz, Leo von König, in: Kunst der Zeit, Nr. 2, Berlin o.J. (Abb. Nr. 10, dort 1910 datiert).
Emil Szittya, Leo von König, Paris 1931, S. 18.
Bruno Kroll, Leo von König, Berlin 1941 (Abb. S. 25).
Anton Dörfler, Leo von König, Königsberg 1944 (Abb. Nr. 3, dort 1910 datiert)
Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, 37. Bände, Band 21, Leipzig o.J., S. 158.

Im Alter von 16 Jahren wechselt Leo Freiherr von König vom Atelier des Bildhauers Carl Boerner aus Hamburg in das Atelier von Franz Lippisch nach Berlin, um sich auf die Akademie der Bildenden Künste vorzubereiten. Dort sind Ernst Hancke und Julius Ehrentraut seine Lehrer. Von 1894 bis 1897 setzt von König seine Ausbildung unter Jules-Joseph Lefebvre und Tony Robert-Fleury an der Académie Julian in Paris fort. Über Saarbrücken und Kassel führt der Weg des jungen Künstlers schließlich wieder in die Reichshauptstadt Berlin, wo von König 1896 in der Großen Berliner Kunstausstellung debütiert. Im gleichen Jahr wird er Mitglied der Münchner Sezession, vier Jahre später tritt er der Berliner Sezession bei und beschickt seitdem deren Ausstellungen. Von Berlin aus unternimmt der Maler schon vor dem 1. Weltkrieg viele Reisen, wovon eine der wichtigsten jene nach Spanien und Portugal ist, die von König zusammen mit Julius Meier-Graefe von April bis Oktober 1908 unternimmt. Von dem Aufenthalt bringt der Künstler eine großformatige El Greco-Kopie und eine Reihe von Reiseimpressionen mit. Als von König zusammen mit Emil Nolde und Max Beckmann 1910 im Rahmen eines längeren Konfliktes innerhalb der Berliner Sezession eine "freie Vereinigung, freie Künstler, freie Worte" fordert und die Vereinigung für reformbedürftig erklärt, werden seine Vorschläge vom Vorstand radikal zurückgewiesen. Der darauffolgende Austritt von Königs zieht derart weite Kreise, die schließlich die Gründung der "Neuen Sezession" nach sich ziehen. Mit einer ausgesprochenen Begabung für das Porträt ausgerüstet, hat von König auf diesem Gebiet ganz Besonderes geleistet. Sein weicher, lockerer, breiter Duktus schafft in Verbindung mit seinem subtilen Erfassen der Psyche des Modells im für ihn typischen Hell-Dunkel-Effekt malerische Leistungen von außerordentlichem Reiz.

Das eindringliche Porträt, das schon aufgrund seiner langen Ausstellungsprovenienz zu den reifsten und wichtigsten Arbeiten Leo von Königs gehört, darf mit recht als eines der markanten Beispiele für die deutsche Porträtkunst am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gelten. In der psychologischen Deutung der Dargestellten, eindringlicher als in Porträts von Max Liebermann und seinen Zeitgenossen, sammelt das Porträt einer gelähmten Dame die Erfahrungen des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, um sie in neuer eindringlicher Sicht zu bündeln. Das fast intime Spannungsverhältnis der Dargestellten mit dem Maler wird zum eigentlichen Thema des Porträts, hinter dem das rein Abbildhafte zurücktritt. Leo von König bleibt hier seinem eigenen Anliegen treu, die Person als solche zu hinterfragen, ihr Schicksal visuell zu deuten.

Im Jahr 1943 siedelt Leo von König von Berlin nach Tutzing am Starnberger See über, wo der Künstler 1944 stirbt. [KD].




30
Leo von König
Bildnis einer gelähmten Dame, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)