Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 304

A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler) - Ohne Titel


304
A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler)
Ohne Titel, 1995.
Plastik
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Plastik. Stahl mit natürlicher Rostpatina auf Bodenplatte geschweißt.
Auf einem separaten Messingschild mit dem Namenszug, der Datierung und Nummerierung. Exemplar 3/5. 186 x 150 x 1,5 cm (73,2 x 59 x 0,5 in). Sockelplatte: 149,5 x 80 x 1,5 cm (58,9 x 31,5 x 0,6 in).
Herausgegeben von der Galerie Rackey, Bad Honnef 1995.

Wir danken Herrn Michael Werner, Berlin, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Rackey, Bad Honnef.

Der Künstler mit dem ursprünglichen Namen Ralf Winkler legt sich im Laufe seiner Schaffenszeit in der ehemaligen DDR eine Reihe an Pseudonymen zu, von denen sich letztendlich "A.R. Penck" behauptet. Dieser chamäleonartige Namenswechsel ist eine listige Antwort auf die dogmatische Kulturpolitik der DDR, denn Kunstwerke können unter verschiedenen "Tarnsignaturen" leichter in den Westen geschafft werden. Zum anderen verweist das Pseudonym Penck auf den gleichnamigen Geomorphologen, den der Künstler schätzt und mit seinem Werk in Zusammenhang bringt. Nach einer Lehre als Werbezeichner bei einer Dresdener Agentur ab 1956, während der sich Penck nebenbei die Grundlagen der Malerei selbst erarbeitet, schlägt er sich - von der Kulturbehörde der DDR wiederholt schikaniert - als Briefträger, Heizer und Nachtwächter durch. Anfang der sechziger Jahre entstehen erste Bilder mit jenen extrem reduzierten, an prähistorische Zeichen erinnernden Figuren, die von nun an seinen Stil kennzeichnen. Eine Auseinandersetzung mit Mathematik, Kybernetik und Informationstheorie führt Mitte der sechziger Jahre zu den "System- und Weltbildern". Während diese, wie auch die ab 1968 folgenden "Standartbilder" eine diagrammhafte Schematik aufweisen, erweitert sich das Bildspektrum ab den siebziger Jahren durch plakative Farbakzente und großflächige, komplex gefüllte Bildformate. Das symbolhafte Zeichenrepertoire überträgt Penck ab 1977 auf den dreidimensionalen Raum in Form von Holzskulpturen, die ab 1982 auch in Bronze gegossen werden. 1980 erfolgt die Ausbürgerung in die BRD, die ihn längst als einen der wichtigsten Zeitgenossen erkannt hat - ab 1972 ist Penck mehrmals auf der documenta, 1984 auch bei der Biennale in Venedig vertreten. 1988 erhält der Künstler eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Düsseldorf.

Pencks Strichmännchen, die in seinen Bildern und Zeichnungen schon seit den 1960er Jahren vorkommen, treten nun auch in seinen Skulpturen ab den 1980er Jahre zu Tage. Das Plakative und Symbolträchtige der Form ist hier die gleich vierfache Verwendung des Skorpions, der als Sternzeichen bekannt für seine triebhafte Gewalt und sexuell hemmungslose Begierde ist, die bei Penck schon immer durch seine ausgeprägte Darstellung des Phallischen in Erscheinung tritt und damit auch seinem Ruf als Wegbereiter der "Neuen Wilden" in jeder Hinsicht gerecht wird.

In Anschluss an seine Emeritierung im Jahr 2003 siedelt Penck nach Irland über, wo er bis heute lebt und arbeitet. [DB].




304
A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler)
Ohne Titel, 1995.
Plastik
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)