Auktion: 361 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.12.2009 in München Lot 341

Kenneth Noland - Kunzite


341
Kenneth Noland
Kunzite, 1966.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 64.660

(inkl. Käuferaufgeld)

Acryl auf Leinwand
Verso signiert, datiert und betitelt sowie mit einem Richtungspfeil. 238 x 60,5 cm (93,7 x 23,8 in)

PROVENIENZ: Galerie Alfred Schmela, Düsseldorf (verso mit dem Etikett).
Sammlung Helmut Klinker, Bochum (verso mit dem Etikett).
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Fünf Sammler - Kunst unserer Zeit, Von-der Heydt-Museum Wuppertal, Juni 1971, Kat.Nr. 87 (mit Abb.).
Sammlung Helmut Klinker. Malerei, Bildhauerei, Objekte und Graphik, Museum Bochum, 12.05.-01.07.1984, Kat.Nr. 134 (mit ganzseitiger Abb.).

Kenneth Noland zählt zu den Hauptvertretern der amerikanischen Farbfeldmalerei. Von 1946 bis 1948 studiert er am Black Mountain Collage in North Carolina, wo die geometrische Abstraktion europäischer Prägung in jenen Jahren durch Ilya Bolotowsky und den emigrierten Bauhaus-Künstler Joseph Albers vertreten wird. Noland beschäftigt sich zu Beginn der 1950er Jahre zunächst intensiv mit der neu entstandenen gestisch-abstrakten amerikanischen Malerei, findet jedoch zu einem anderen künstlerischen Ausdruck, bei dem der Verschmelzung von Farbe und Bildfläche ebenso zentrale Bedeutung zukommt. In der Serie der "Targets", einer ersten großen Serie von Kreisbildern, ist der Farbauftrag noch gestisch, die Kontur bleibt unklar. Ab 1962 beginnt Noland mit einer neuen Kompositionsform, dem Winkelmotiv, in welcher er die Farbe in seinem System V-förmig angeordneter Streifen nebeneinander setzt, was die Signalwirkung der Farbe auch im Formalen wirkungsvoll unterstützt. In diesem Zusammenhang beginnt Noland schließlich mit dem Format zu experimentieren, stellt die quadratische Leinwand auf die Ecke, so dass die farbige Pfeilstruktur auch in der Form der Bildkanten ihren Widerhall findet. In der Serie der "shaped canvases" löst sich Noland schließlich ganz vom rechteckigen Bildformat. Er versucht mit breit gelagerten oder spitz aufragenden Rauten die Signalwirkung seiner Farbstreifen zusätzlich zu betonen und einen möglichst festen Zusammenschluss von Farbe und Bildträger zu erreichen.

In unserer 1966 entstandenen Arbeit schiebt Noland die Raute so stark zusammen, dass die Bildfläche sowohl nach oben als auch nach unten in besonders spitzen Winkeln ausläuft. Die aggressiv in den Raum ausgreifende Form der Leinwand unterstützt so die Dynamik der die Bildfläche durchquerenden Farbstreifen. Allein aus vier nebeneinander gesetzten Farbstreifen in Schwarz, Violett, Cognac und Azurblau ist die Komposition aufgebaut. Frei von jeglicher Bindung an den Gegenstand wird die Farbe hier als reine Sinneswahrnehmung inszeniert, der ihr innewohnende Charakter zum Bildgegenstand erklärt. Das exzentrische Violett und das transparente Blau treten neben das matte Schwarz und den warmen Braunton und akzentuieren die Komposition allein aufgrund ihres Farbcharakters. Noland führt uns die Emanzipation der Farbe, die er in seinem malerischen Werk konsequent verfolgt, in beeindruckender Konsequenz vor Augen. "Wichtig in der Malerei ist, das Mittel zu finden, um die Farbe auszudrücken, ohne sie zu vernichten, und zwar in der Art, dass sie - unabhängig von den bildnerischen supra-realistischen, kubistischen oder strukturellen Systemen - ihren Wert behält." (zit. nach: Kritische Lexikon der Gegenwartskunst, München 1994, S. 2).

Ende der 1960er Jahre entstehen auch die ersten horizontal ausgerichteten, bis zu sieben Meter breiten Streifenbilder. In den 1970er Jahren entwickelt Noland seine bisher ausschließlich auf die Rautenform beschränkten "shaped canvases" zu asymetrischen, vieleckigen Bildformaten weiter. 1968 ist er mit seinen Arbeiten auf der documenta 4 vertreten und wird bereits 1977 vom Guggenheim Museum, New York mit einer ersten Retrospektive geehrt. [JS].




341
Kenneth Noland
Kunzite, 1966.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 64.660

(inkl. Käuferaufgeld)