Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 36

Georg Kolbe - Kauernde


36
Georg Kolbe
Kauernde, 1917.
Bronze
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Kauernde. 1917.
Bronze mit schwarzbrauner Patina.
Berger 31. Mit ligiertem Monogramm hinten rechts an der Plinthe und mit Gießerstempel "H Noack Berlin Friedenau". Wahrscheinlich eines von 15 Exemplaren, die seit 1919 von der Galerie Ferdinand Möller, Berlin, vertrieben wurden. Zusammen mit den Folgeeditionen sind ca. 30 Exemplare dieser Bronze bekannt. 23,5 x 18,5 x 14,5 cm (9,2 x 7,2 x 5,7 in).
Der Zusatz "Friedenau" auf dem Gießerstempel verweist auf ein früheres Datum des Gusses.
Sehr schön differenzierter Guss mit ebener Patina.

Wir danken Frau Dr. Ursel Berger, Georg Kolbe Museum, Berlin, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (1958 erworben auf der Kunst- und Antiquitätenmesse im Haus der Kunst, München).

Georg Kolbe, einer der erfolgreichsten Bildhauer seiner Zeit, studiert anfänglich Malerei in Dresden und München. Unter dem Eindruck der Plastik von Rodin, die er während eines halbjährigen Parisaufenthaltes 1897 ausgiebig studiert, und von Louis Tuaillon kommt Kolbe zur Bildhauerei. Mit selbigem Tuaillon, dem Hauptvertreter der neoklassizistischen Plastik, beschäftigt sich Kolbe, als er 1898 nach Rom übersiedelt. Unter seiner Anleitung entstehen erste Porträtplastiken. Nach sechs Jahren, während derer er zahlreiche Reisen durch Italien, Frankreich, Belgien und Holland unternimmt, entschließt sich Kolbe, wieder nach Deutschland zurückzukehren und zieht nach Berlin. Auch von dort aus macht er sich in den folgenden Jahren immer wieder auf, um in anderen Ländern neue Impulse und Eindrücke zu gewinnen. Im Jahr 1913 wechselt der Bildhauer von der "Berliner Sezession", in die er 1905 aufgenommen worden war, zur "Freien Sezession". Das Kriegsgeschehen bringt ihn ab 1914 als Freiwilligen nach Ostpreußen und Polen.

Die fast symmetrische Anordnung der Gliedmaßen gibt der Kauernden eine innere Geschlossenheit, die sich auch auf die Raumwirkung der Plastik überträgt. Allein der leicht nach hinten geneigte Kopf durchbricht diese Geschlossenheit und öffnet die Raumwirkung nach oben. Die Gesichtszüge der Kauernden werden von den geschlossenen Augen und einer gewissen meditativen Anspannung bestimmt, die im bewussten Gegensatz zu der eher erdverbundenen Körperlichkeit zu sehen ist.

Im Jahr 1918, kurz nach seiner Rückkehr aus dem Krieg, erhält Kolbe den Professorentitel vom Preußischen Kultusministerium.
Während Kolbe in seinem plastischen Schaffen mit einfachen, harmonischen, von Rodin und Maillol beeinflussten Aktfiguren beginnt und im Ausdruck dabei um einen Gleichklang von Körper und Seele bemüht ist, verstärkt sich seine Neigung zu einer heroisierenden Monumentalität in den dreißiger Jahren. 1936 nimmt die Reichskulturkammer den Deutschen Künstlerbund mit Kolbe als Vorsitzenden in ihren Verband auf. Gegen Ende des Krieges werden Haus und Atelier des Bildhauers beschädigt, so dass er bis Anfang 1945 nach Hiershagen in Schlesien übersiedelt. Zurück in Berlin muss sich Kolbe mehreren Augenoperationen unterziehen, die allerdings erfolglos verlaufen. Zudem bricht ein altes Krebsleiden wieder aus. Kolbe stirbt am 20. November 1947 in Berlin. Er gehört zu den ersten Bildhauern, deren Arbeiten nicht mehr auf Aufträge zurückgehen. Neben einem beachtlichen Porträtschaffen konzentriert Kolbe sich weitgehend auf die Aktplastik, womit er prägend für seine und die folgende Bildhauergeneration wird. [KD].




36
Georg Kolbe
Kauernde, 1917.
Bronze
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)