Öl auf Malpappe
Beye/Baumeister 30. Grohmann 29. 37 x 51,4 cm (14,5 x 20,2 in)
Verso mit einer Aktdarstellung in gleicher Technik der Baumeister-Schülerin Sophia-Maria von Waldthausen-Brede aus dem Jahr 1947, rechts unten datiert. Eine briefliche Mitteilung derselben an Felicitas Baumeister vom 24.3.1993 befindet sich im Baumeister-Archiv.

PROVENIENZ: Nachlass Sophia-Maria von Waldthausen-Brede (bekannt unter Fia Ernst als Baumeister-Schülerin).

Ab dem Wintersemester 1905/06 ist Willi Baumeister an der Kunstakademie in Stuttgart eingeschrieben, wo er von 1909 bis 1912 der Kompositionsklasse Adolf Hölzels angehört. Hier knüpft er erste Kontakte zu dem späteren Bauhausmaler Oskar Schlemmer, mit dem ihn fortan eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Baumeisters Malerei zeigt sich in diesen Jahren zunehmend von der französischen Kunst beeinflusst - eine Prägung, welche Hölzel, der sich in seinen farbigen Abstraktionen für eine gänzlich andere Bildsprache entscheidet, toleriert und fördert. Während sich Baumeister zunächst im Stile des Impressionismus erprobt und pointillistische Landschaften mit flirrend-diffuser Lichtwirkung entstehen, findet seine Malerei ab 1910 zu einer zunehmenden Verfestigung der Form im Stile Cézannes. Neben zahlreichen Variationen zum Thema "Badende" ist jene neue Werkphase Baumeisters lediglich in zwei Stillleben des Künstlers dokumentiert. Anders jedoch als im ebenfalls 1910 entstandenen "Stilleben mit Lampe" (Beye/Baumeister 28) entscheidet sich Baumeister im vorliegenden "Stilleben mit grünem Lampenschirm" für eine konsequente Vereinfachung von Form und Farbe. Lediglich das Grün des Lampenschirms und das leuchtende Gelb der Zitronen tritt aus dem Violett-Grau des Hintergundes sowie der sonstigen Bildelemente hervor und verleiht der Komposition ihre einzigartige Spannung, welche die kargen Arrangements Giorgio Morandis gleichsam vorwegzunehmen scheint. [JS].