Auktion: 330 / Modern Art / Kunst nach 45/ Seitenwege am 05.12.2007 in München Lot 415


415
Arnulf Rainer
Übermalung, 1961.
Öl
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 60.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Übermalung. 1961.
Öl und Farbkreide auf Leinwand.
Links unten und rechts unten signiert. Verso nochmals signiert, datiert "61/62" und bezeichnet "F". 50 x 70,3 cm ( 19,6 x 27,6 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (direkt vom Künstler erworben).

Auf Wunsch der Eltern besucht Arnulf Rainer 1947-49 die Staatsgewerbeschule in Villach mit der Fachrichtung Hochbau. Sowohl die Wiener Hochschule für Angewandte Kunst als auch die Wiener Akademie der Bildenden Künste verlässt er 1949 nach künstlerischen Kontroversen innerhalb weniger Tage. Fortan bildet er sich autodidaktisch weiter. Unter dem Eindruck der gestischen Malerei von Jackson Pollock, Jean Paul Riopelle und Wols, die er 1951 in Paris kennen lernt, wendet sich Rainer vom fantastischen Surrealismus ab und geht zu abstrakten Mikrostrukturen über. Um 1953 entstehen die ersten "Übermalungen", die sein gesamtes Werk begleiten werden. Religiöse Themen, meist Kruzifikationen, finden in den Jahren 1956/57 nachhaltigen Eingang in sein Œuvre.

Bei der Entstehung der "Übermalungen" Arnulf Rainers "ist maßgeblich der spezifische Reiz, der von dem zu Übermalenden ausgeht; die Fehlstellen, die zur Korrektur aufforden, der Reiz, aus einer guten Stelle eine noch bessere zu machen; der komplexe Lustgewinn aus einerseits dem Lustmord an dem zu übermalenden Bild, andererseits der Befriedigung des Schöpfertriebs durch Schaffung eines neuen organischen Ganzen. Das Übermalte kann zwar anschließend in den meisten Fällen nicht mehr gesehen werden, es lebt jedoch als höchst wichtiger (und keinesfalls beliebiger) Bestandteil des endgültigen Bildes dadurch weiter, daß es durch seine Eigenart den Vorgang des Übermalens gesteuert hat" (Hermann Kern, Übersicht über die künstlerische Entwicklung Arnulf Rainers, in: Arnulf Rainer, Ausst.Kat. Kunstverein in Hamburg, 1971, S. 3).

Nach Drogenexperimenten und Studien in psychiatrischen Kliniken beginnt Rainer in den 1960er Jahren Fotos des eigenen Körpers sowie Abbildungen alter Meister und zeitgenössischer Künstler zu übermalen. 1978 und 1980 vertritt er Österreich auf der Biennale in Venedig. Ab 1981 ist Rainer Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Dozent für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Nach einer Werkschau 1984 in Paris und einer großen Retrospektive 1989 in New York stellt die Eröffnung des Arnulf Rainer Museums 1993 in New York einen Höhepunkt der Würdigung seines Werkes da. [NB]

Zustand: Von guter Erhaltung. Kleine Bereibung im oberen Rand rechts.




415
Arnulf Rainer
Übermalung, 1961.
Öl
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 60.000

(inkl. Käuferaufgeld)