Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 256


256
Giacomo Manzù
Cardinale seduto, 1970.
Bronze
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 67.100

(inkl. Käuferaufgeld)
Bronze.
Verso unten mit dem Namenszug des Künstlers und dem Gießerstempel der New Fonderia MAF Milan "NFMM". Unikat. 93,5 x 65 x 56 cm (36,8 x 25,5 x 22 in).

Mit einem Foto-Zertifikat von Inge Manzù, Ardea, vom 3. November 2011.

PROVENIENZ: Privatsammlung Italien, direkt vom Künstler erworben.

Der italienische Bildhauer Giacomo Manzù wird 1908 in Bergamo, Italien, geboren. Der Nachname Manzù ist die Verkürzung des bergamaskischen Dialekts für den italienischen Familiennamen Manzoni. Mit elf Jahren nimmt ihn der Vater aus der Schule, damit er bei einem Schnitzer in die Lehre gehen und zum Familienunterhalt beitragen soll. Bald zeigt sich jedoch sein handwerkliches Geschick. 1921 schreibt sich Manzù in die Abendschule in Bergamo ein und besucht dort einen Bildhauerkurs. Sein Lehrer, Ajolfi, stellt ihn in seiner Bildhauerwerkstatt an. Um diese Zeit sieht Giacomo Manzù in einem Buch die Skulpturen von Aristide Maillol, die ihn nachhaltig beeindrucken. Er beschließt, ebenfalls Bildhauer zu werden und reist 1929 nach Paris. 1930 lässt er sich in Mailand nieder, dort nimmt er in den folgenden Jahren mit ersten Werken an Gemeinschaftsausstellungen in der Galleria del Milione teil. In Mailand kommt er auch in Kontakt mit dem Künstler Carlo Carrà. 1937 wird sein Werk in Rom in der Galleria della Cometa gezeigt, Carlo Carrà schreibt einen Begleittext für den Katalog. 1938 erhält Manzù einen eigenen Raum auf der 21. Biennale von Venedig. Ausstellungen in Mailand, Paris und New York folgen. 1940 erhält er einen Lehrauftrag an der Accademia di Brera in Mailand, wo auch Marino Marini und Carlo Carrà lehren. Die Kriegsjahre verbringt Manzù in Bergamo. 1947 wird im Palazzo Reale in Mailand eine große Retrospektive seiner Werke gezeigt. Im selben Jahr nimmt Giacomo Manzù auch an einem Wettbewerb für den Entwurf einer Türe für den Petersdom in Rom teil, in den nächsten Jahren entstehen zahlreiche Zeichnungen und Entwürfe dafür - 1952 erhält er schließlich den offiziellen Auftrag, das Thema ist der "Triumph der Heiligen und der Märtyrer der Kirche". 1955 erhält Manzù den Auftrag für die Gestaltung der Haupttüre des Salzburger Doms, ein Jahr später wird ihm ein eigener Raum auf der 28. Biennale von Venedig gewidmet. Zahlreiche weitere Ehrungen folgen.

"1934 sah Manzù den amtierenden Papst Pius XI. im Petersdom zwischen zwei Kardinälen sitzen. Seitdem […] hat ihn das Thema 'Kardinal' fasziniert. 1938 entstand der erste Kardinal in Bronze, der sich heute in der Galleria nazionale d'arte moderna, Rom, befindet. Ab 1949 gehörte das Thema fest zu seinem Repertoire. 1956 trat er mit seinen Kardinälen erstmals auf der Biennale in Venedig auf. Annähernd dreihundert Werke Manzùs sind dieser Figur gewidmet. Mehr und mehr hat er sie schematisch, in einer dreieckig pyramidalen Form gestaltet, manchmal dynamisch gebogen, manchmal statisch gesetzt, bis sie schliesslich wie ausgehöhlt erschien. Kopf und Mitra des Würdenträgers bekrönen sein Pluviale. Das heilige Ornat, der vorn offene Kardinalsmantel, hat sich bei Manzù um 1950 in einen geometrischen 'Topos' verwandelt, der seitdem immer und immer wieder variiert wird. […] Die Kardinäle sehen dabei nahezu leutselig aus […] [und stehen] nicht erhaben, sondern einfach, ja manchmal komisch da. In ihren Gesichtern, die häuftig pausbäckig und stupsnäsig ausfallen, erkennt man anstelle der hoheitlichen vor allem freundliche, kameradschaftliche Züge.“ (Thomas Kellein, in: Giacomo Manzù. I Cardinali, Kunsthalle Basel, 1989, S. 5ff.).

Am 17. Januar 1991 stirbt Giacomo Manzù in Ardea bei Rom. [KH].




256
Giacomo Manzù
Cardinale seduto, 1970.
Bronze
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 67.100

(inkl. Käuferaufgeld)