Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 124000989


124000989
Per Kirkeby
Ohne Titel, 2008.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 80.000 - 120.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Ohne Titel. 2008.
Öl auf Leinwand.
Verso monogrammiert und datiert '08'. 200 x 130 cm (78,7 x 51,1 in).
[KA/JS].

• Mit seinem vielseitigen Schaffen in den Bereichen Malerei, Literatur und Film zählt Kirkeby zu den bedeutendsten europäischen Künstlern seiner Generation.
• Kirkebys zu sinnlichen "Strukturen" verdichtete, großformatige Landschaftseindrücke gelten als seine gefragtesten Arbeiten.
• Das vorliegende Gemälde war 2008 Teil der großen Kirkeby-Ausstellung im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk.
• Einzelausstellungen u. a. im Museum Ludwig, Köln, in der Tate Modern, London, im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, und im Museum Küppersmühle, Duisburg.
• Kirkebys Gemälde befinden sich in bedeutenden internationalen Sammlungen wie der Tate Modern, London, dem Centre Pompidou, Paris, dem Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, und der Pinakothek der Moderne, München
.

Das Werk ist im Per Kirkeby Archiv, Museum Jorn, Silkeborg, Dänemark verzeichnet und wird in den kommenden dritten Band des von Ane Hejlskov Larsen herausgegebenen begründeten Werkverzeichnisses der Gemälde von Per Kirkeby aufgenommen (1990-2018).
Wir danken Herrn M.A. Lucas Haberkorn für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Michael Werner, Köln (auf dem Keilrahmen mit Galerieetikett).
Galerie Sabine Knust, München.
Privatsammlung Süddeutschland (2011 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Per Kirkeby, Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, 2.9.2008-25.1.2009, Kat.-Nr. 62 (m. Abb).
Hellwach - mit geschlossenen Lidern, Künstlerhaus Göttingen im Lichtenberghaus, Göttingen, 11.4.-13.6.2010, S. 18 (m. Abb.).

Per Kirkeby, der 2018 in seiner Geburtsstadt Kopenhagen gestorben ist, gilt als der international bekannteste dänische Künstler seiner Generation und einer der wichtigsten europäischen Zeitgenossen. Seit seinem Debüt in den frühen 1960er Jahren hat er die Motive – oder in seinen eigenen Worten "Strukturen" – entwickelt, die die Grundsubstanz seiner Malerei bilden. Auf Basis seines Studiums in Geologie wird Kirkeby immer wieder von den reichen Landschaftseindrücken seiner dänischen Heimat inspiriert. In Fortführung einer nordeuropäischen Landschaftstradition, die ihre Wurzeln im Werk von u. a. Caspar David Friedrich hat, entwickelt er eine intuitive, improvisatorische Bildsprache, die sich im erhabenen Bereich zwischen Figuration und Abstraktion bewegt. Mit ihrem organischen Fluss von Farbe, Textur und Form ist das hier angebotene Werk weniger die Darstellung eines bestimmten Ortes als vielmehr eine sinnliche Hymne an die Magie und das Geheimnis der Natur. "Es gibt eine verborgene Realität, und das ist die wahre Realität", äußert sich der Künstler hierzu, "wir sehen sie nur flüchtig. Ein Maler kann sie manchmal sehen .. und wenn ich überhaupt male, dann nur, weil ich diese flüchtigen Augenblicke sehe." (Per Kirkeby, zit. nach: Ausst.-Kat. Per Kirkeby, Galerie Philippe Guimiot, Brüssel, 1991, S. 64).
In großen Formaten und mit einer reichen Farbpalette schafft Kirkeby in seiner charakteristischen Bildsprache sinnliche Motive, die an die amerikanische Farbfeld-Malerei und den abstrakten Expressionismus erinnern und die Vorstellung von der Landschaft als einer sedimentierten Struktur meisterlich auf die Leinwand bringen. Kirkeby sieht die Natur eher im Querschnitt als im Raum, die Fläche erhält ihre Struktur zwischen Transparenz und dichter Schwere, von den gedämpften und verschwommenen Pinselstrichen im Hintergrund bis zu den kraftvollen Gesten im Vordergrund. Die Farbgebung ist dramatisch, ausdrucksstark und in einer herbstlichen Palette ausgeführt. Sie wird in einem langwierigen Arbeitsprozess aufgetragen, dessen viele Schichten im fertigen Werk nur noch teilweise sichtbar sind. Das eigentliche Motiv scheint verborgen, taucht nur in Spuren auf, lässt sich aber nicht sofort entschlüsseln. Kirkebys Gemälde können somit als eine Art geologische Studie über die Substanz der Kunst gesehen werden, in der Kunst und Natur zu parallelen Phänomenen werden.
Kirkeby schreibt: "Die Geologie ist die Lehre von den Kräften hinter den Formen, sowohl den auf- als auch den abbauenden. Und das bedeutet lauter Annahmen. […] Denn keine dieser Kräfte lässt sich beobachten. Kleine Kräfte kann man beobachten, bis hin zu Erdbeben, und man nimmt an, sie seien modellhaft. Es ist allerdings noch immer eine Annahme, dass die riesengrossen Kräfte, von denen die Landschaften zeugen, eine grössen- und zeitmässige Multiplikation der angenommenen Modelle wären. Das Leben ist kurz." (Per Kirkeby in seinem Essay "La Città di Riga", zit. nach: ders., Bravura. Ausgewählte Essays aus Bravura und Naturens blyant, Bern/Berlin 1984, S. 154f.).
Kirkebys eindrucksvolle malerische Werke sind heute Teil bedeutender Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, New York, die Tate Modern, London, das Centre Pompidou, Paris, das Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, und die Pinakothek der Moderne, München. [KA]



124000989
Per Kirkeby
Ohne Titel, 2008.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 80.000 - 120.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.