Von Zwergen, Kunstkritikern und schönen Frauen

Münchner Schule und
Französische Grafik
Defregger
Franz von Defregger
Die Weihnachtsgabe. Öl auf Leinwand. 1885. 47,5 x 97 cm (18.7 x 38.1 in),
Schätzpreis: € 25.000-35.000
München, 17. Oktober 2012, (kk) – Von den fünf von Franz von Defregger gekonnt in Szene gesetzten, schuftenden Zwergen bis hin zu den sechs sinnierenden Kunstkritikern Honoré Daumiers bietet die Auktion Alte Meister & Kunst des 19. Jahrhunderts am 23. November 2012 bei Ketterer Kunst in München ein vielfältiges Spektrum spannender Werke.
Mit einer Schätzung von jeweils € 25.000-35.000 teilen sich Hermann Corrodis um 1880 entstandener „Nächtlicher Aufstieg am Berg Athos” und Franz von Defreggers „Die Weihnachtsgabe”, die Pole Position der Auktion. Beide Werke bestechen durch ihr ungewöhnliches Format, doch während sich Corrodis Arbeit zusätzlich durch die dramatischen Beleuchtungseffekte auszeichnet, glänzt Defreggers Gemälde mit dem außergewöhnlichen Motiv der sich für den „Christabend 1885” (siehe linker unterer Bildrand) vorbereitenden Zwerge. Mit dieser Arbeit führt der Künstler gemeinsam mit Carl Spitzwegs „Siesta (Der Sultan)” zudem eine beeindruckende Folge von Werken der Münchner Schule an.

So glänzt neben Arbeiten von Gabriel Cornelius von Max, Franz von Lenbach und Heinrich von Zügel vor allem Eduard von Grützner mit einem für sein Œuvre so typischen, tief ins Weinglas schauenden Mönch. „Die Weinprobe” aus dem Jahr 1906 ist mit € 18.000-24.000 angesetzt. Daneben besticht auch der in Darmstadt geborene Karl Raupp mit drei Arbeiten, die von der „Heimkehr des verwundeten Soldaten” (Taxe: € 10.000-15.000) angeführt werden. Die Liebe zur Landschaft Süddeutschlands beeinflusste seine Werke nachhaltig und brachte ihm sogar den Beinamen „Chiemsee-Raupp” ein.

Das Fähnlein der Zeichnungen und Aquarelle halten Adolph von Menzel mit seinem „Portärt eines Mannes” (Taxe: € 9.000-12.000) und Edme Bouchardon mit seiner Rötelzeichnung „Kind mit zwei Tauben (Studie)” (Taxe: € 5.000-7.000) hoch. Wilhelm von Kobell entwirft mit seiner „Begegnung am Wegesrand” (Taxe: € 9.000-12.000) eine ebenso stimmungsvolle Idylle wie Salomon Corrodi mit seiner „Abendstimmung am Lago Maggiore” (Taxe: € 6.000-8.000).

Daumier
Honoré Daumier
A Travers les Ateliers
(Ausschn.)
Lithografie, 1862
25,1 x 21 cm (9.8 x 8.2 in)
Schätzpreis:
€ 9.000-12.000
Besonders gut bestückt ist die Abteilung der Französischen Grafik, an deren Spitze Honoré Daumiers mit € 9.000-12.000 bewertete Lithografie „A Travers les Ateliers” aus dem Jahr 1862 steht. Der Titel und die Bildunterschrift „Potz-tausend! … Überwältigend! ... Sagenhaft! … Entzückend! … Das spricht an!” unterstreichen die Reaktionen der sechs Männer, bei denen es sich u.a. um den Künstler selbst, seinen Freund, den Landschaftsmaler und Lithograf Jules Dupré, sowie den Maler Jean-Baptiste Camille Corot handeln könnte. Die diversen Reaktionen der Kunstliebhaber, die sich von skeptisch bis euphorisch erstrecken, unterstreichen in humorvoller Weise wie subjektiv die Wahrnehmung der Kunst doch ist.

Bredt
Ferdinand Max Bredt
In Gedanken
Öl auf Holz, 1920
48 x 37,6 cm (18.8 x 14.8 in)
Schätzpreis:
€ 5.000-7.000

Neben 17 weiteren Arbeiten von Honoré Daumier und acht Werken von Eugène Delacroix, dessen „Méphistophélès dans les airs” (Taxe: € 1.500-2.000) besondere Aufmerksamkeit erregen dürfte, rundet Théodore Géricaults „Mameluck défendant un trompette blessé” (Taxe: € 3.000-4.500) die Offerte ab.

Und auch die Damenwelt kommt nicht zu kurz: Während Ferdinand Max Bredts Ölgemälde einer in Gedanken versunkenen Schönen (Taxe: € 5.000-7.000) bereits den Übergang zur Moderne markiert, bestechen bei den Alten Meistern eine liebliche italienische „Madonna mit Kind” (Taxe: € 12.000-16.000) sowie das „Porträt der Maria Jacobäa von Baden, Ehefrau von Wilhelm IV von Bayern” von Hans I Schöpfer (Taxe: € 7.000-8.000).

Im Bereich der Alten Grafik gipfeln die Werke von Heinrich Aldegrever, Hendrik Goltzius, Giovanni Piranesi und Harmensz. Rembrandt van Rijn in Albrecht Dürers Kupferstich „Melancolia I”, dem in der Kunstgeschichte am meisten besprochenen und kommentierten Werk. Insgesamt ist Dürer mit fast einem Dutzend Grafikarbeiten vertreten.


Vorbesichtigung
01.-03. November Ketterer Kunst Holstenwall 5 Hamburg (ausgewählte Werke)
07.-10. November Ketterer Kunst Fasanenstr. 70 Berlin (ausgewählte Werke)
13.-14. November Ketterer Kunst Malkastenstr. 11 Düsseldorf (ausgewählte Werke)
17.-22. November Ketterer Kunst Joseph-Wild-Str. 18 München-Riem (alle Werke)

Auktion am 23. Nov., 14:00 Uhr: Alte Meister & Kunst des 19. Jahrhunderts in München

Ketterer Kunst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als einer der wichtigsten Kunst- und Buchversteigerer mit dem Stammsitz in München und einer Dependance in Hamburg etabliert. Galerieräume in Berlin sowie Repräsentanzen in Düsseldorf, Heidelberg und Modena (Itlalien) tragen entscheidend zum Geschäftserfolg bei. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen, Sonder- und Benefizauktionen sowie Online-Auktionen statt. Robert Ketterer ist Auktionator und Inhaber von Ketterer Kunst.



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