Philipp Otto Runge: kreativ und genial
Seltenes Schlüsselwerk der Romantik in Ketterer-Auktion
München, 11. April 2011, (kk) - Mit Philipp Otto Runges „Die Zeiten” kommt am 14. Mai ein Hauptwerk der deutschen Romantikergrafik bei Ketterer Kunst zum Aufruf. „Die seltene erste Ausgabe dieses Schlüsselwerks des Künstlers dürfte für großes Interesse sorgen, denn weltweit existieren nur 25 Exemplare, von denen sich viele in wichtigen Museen befinden”, so Robert Ketterer.
Runge
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Philipp Otto Runge - 4 Blätter: Die Zeiten. 1805. Radierung. Ca. 71 x 47,5 cm (2.9 x 18.7 in). Erste Ausgabe. Schätzpreis: € 40.000-60.000

Schon Johann Wolfgang von Goethe, der den Romanikern eher kritisch gegenüberstand, war begeistert von diesem Werk Runges. Der große Dichter zeigte sich sowohl fasziniert von der formalen Anmut und der geistreichen Motivverknüpfung, als auch beunruhigt durch die „labyrinthische Mystik”. Eine Ausgabe der Zeiten-Folge hing in seinem Musikzimmer in Weimar. „Dieses Zeug ist zum rasend werden, toll und schön zugleich” äußerte er sich anlässlich eines Besuchs des Kunstsammlers Sulpiz Boisserée.

Philipp Otto Runge beschäftigte sich seit Ende 1802 in Dresden mit dieser nicht nur für die deutsche Romantik sondern auch für die Kunstgeschichte außerordentlich bedeutsamen Folge. Er entwarf den Zyklus inhaltlich und formal als Gegenstücke und bearbeitete die Blätter wie eine Symphonie. Die seltene erste Auflage erschien 1805 in 25 Exemplaren bei Perthes in Hamburg und sorgte für soviel Aufsehen und Nachfrage bei den führenden Zeitgenossen, dass sich Runge entschloss, 1807 eine zweite, größere Auflage, wohl 250 Exemplare, herauszubringen. Diese Vervielfältigung der „Zeiten” sorgte für einen starken Einfuss auf andere Künstler wie Schinkel und Schwind. Die ungewöhnliche Größe der Radierungen unterstreicht den künstlerischen Anspruch und programmatischen Rang der Folge als grafisches Hauptwerk der Romantik. Der Schätzpreis liegt bei € 40.000-60.000.

Neben zwei Ölgemälden (Taxe: je € 18.000-24.000) von Eduard Léon Cortès, die den Pariser Place de la Madeleine stimmungsvoll in Szene setzen, und einem in Öl auf Holz gemalten „Flussufer” (Taxe: € 12.000-16.000) von Paul Désiré Trouillebert besticht die Abteilung Neuere Meister durch Stanislas Lépines „Landschaft mit Pferdefuhrwerk” (Taxe: € 12.000-16.000) und einem um 1870 entstandene Ölgemälde von Friedrich Preller dem Jüngeren. In dieser großformatigen, ebenfalls mit € 12.000-16.000 angesetzten Landschaft gelingt es dem Weimarer Künstler den unmittelbaren Natureindruck des großartigen Panoramas von „Pieve di Cadore”, dem Geburtsort Tizians, festzuhalten.

Zu den plastischen Hauptwerken Franz von Stucks zählt zweifellos die 1897 entstanden „Amazone” (Taxe: € 12.000-16.000). In ihr führt der Künstler die beiden zentralen Themen seines Schaffens in beeindruckender Weise zusammen. Die Inszenierung des athletischen Körpers verschmilzt in der antiken Kämpferin mit jenem lustvoll-emanzipierten Frauenbild der „Sünde”. Zugleich ist Stucks Bronze u.a. Vorbild für die große Amazone vor dem Portikus der Münchner Villa Stuck.

Weitere spannende Arbeiten kommen neben Jules Achille Noëls „Hafen in der Bretagne” (Taxe: € 9.000-12.000) unter anderem von Abraham Blommaert (von Middelburg), Alexei Charlamov (Harlamoff), Edward Theodore Compton, Franz von Defregger, Jules Louis Dupré, Eduard von Grützner und Alexander Koester.

Für € 25.000-30.000 könnte in der Abteilung Alte Meister eine „Madonna mit Kind” aus dem Umkreis von Bernardino Luini zu haben sein. Das um 1480/85 entstandene Ölgemälde zeigt deutliche Parallelen zu den wenigen bekannten Werken des lombardischen Renaissance-Malers. Vor allem das heute in der Pinacoteca di Brera befindliche Fresko der „Madonna del Roseto” weist deutliche kompositorische Ähnlichkeiten auf.

Mit € 20.000-25.000 ist das „Blumenstillleben mit Kirschblüten und Tulpen” aus dem Umkreis des Jean-Baptiste Belin bewertet. Sowohl aufgrund der Verwendung des Rocaille-Motives, als auch der lockeren, asymmetrisch in die Bildfläche ausgreifenden Anordnung der Blumen ist von einer Entstehung zu Beginn des 18. Jahrhunderts auszugehen.

In Flandern entstand im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts eine „Landschaft mit Flusslauf”. Das 123,5 x 158,5 cm große Ölgemälde auf Holz kommt aus einer schweizerischen Privatsammlung und wird mit € 12.000-16.000 bewertet.

Abgerundet wird das Angebot neben zwei um 1807 gefertigten Zeichnungen Filippo Maria Giuntotardis (Taxe: € 12.000-16.000) von Werken Albrecht Dürers, Adriaen van Ostades und Antonie Waterloos. Während Ersterer mit dem 1514 entstandenen Kupferstich „Hieronymus im Gehäus” vertreten ist, kommen von Letzteren mehrere sehr seltene Frühdrucke zur Versteigerung.

Vorbesichtigung:
18.-19.4Ketterer Kunst Am Meßberg 1Hamburg (ausgewählte Werke)
21., 23., 26., und 27.4Ketterer Kunst Fasanenstr. 70Berlin (ausgewählte Werke)
2.-6.5. und 9-13.5.Ketterer Kunst Joseph-Wild-Str. 18 München alle Werke

Auktion:
14. MaiAlte und Neuere Meister
Ketterer Kunst Joseph-Wild-Str. 18, München-Riem (Messe)


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81829 München 81829 München
Michaela Derra M.A.
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