€ 120.000* für die ganze Welt
Schedelsche Weltchronik erzielt Top-Erlös in der Hamburger Abendauktion „Wertvolle Bücher”
Schedel
Hamburg, 20. Mai 2008, (kk) - Ausgezeichnete Ergebnisse erbrachte der zweitägige Auktionsmarathon bei Ketterer Kunst. Allein die Abendauktion erzielte ein Ergebnis von € 560.000*. Insgesamt erlöste die Auktion Wertvolle Bücher - Manuskripte - Autographen - Dekorative Graphik am 19. & 20. Mai 2008 rund € 1.200.000*.
Die Top 3 der Auktion

€ 120.000*
Hartmann Schedel - „Liber chronicarum” Schätzung: € 80.000

€ 35.000*
Lateinisches Stundenbuch auf Pergament. Paris 1498.
Schätzung: € 20.000

€ 32.000*
Literaturzeitschrift - Pan
Schätzung: € 24.000

„Es freut mich sehr, dass sich unser Konzept der Abendauktion inzwischen so gut etabliert hat und von langjährigen Kunden ebenso geschätzt wird, wie von neuen Interessenten. Besonders schön ist es, dass wir damit Kunden, die sich bisher vor allem der Kunst verschrieben hatten, nun auch die Faszination der Buchwelt näher bringen können.”, so Robert Ketterer, Auktionator und Inhaber von Ketterer Kunst.
An der Spitze der Auktionserlöse steht Hartmann Schedels mit € 80.000 taxiertes und von Johannes Cincinnius eigenhändig koloriertes Exemplar des „Liber chronicarum”. Das 1493 erschienene Buch, das aus der kostbaren Bibliothek des Humanisten Cincinnius stammt, ist eines der umfassendsten Buchunternehmen seiner Zeit und die wohl am reichsten illustrierte Inkunabel überhaupt. Die Chronik mit den ersten authentischen Ansichten deutscher Städte - zuvor kannte man nur Fantasieansichten - war einem persönlich im Saal anwesenden, süddeutschen Privatsammler den Erlös von € 120.000* wert. Damit verwies er diverse private Interessenten ebenso auf die Plätze, wie den internationalen Handel.
Die internationale Besetzung an den Telefonen hatte auch Bestand während des Bietgefechts um das auf Pergament geschriebene Lateinische Stundenbuch von Philippe Pigouchet. Mit ihren ornamentalen Metallschnitt-Bordüren bezauberte die in Paris im Jahre 1498 erschienene, äußerst seltene Inkunabel vor allem Interessenten aus Südeuropa. Den Zuschlag erhielt jedoch ein Käufer aus der Schweiz, der sich zu einer Offerte von € 35.000* hinreißen ließ. Das Nachsehen hatten die Schweizer Bieter dann allerdings bei der vollständigen Folge in 10 Bänden der Kunst- und Literaturzeitschrift PAN (1895-1900). Die mit € 24.000 angesetzte Losnummer, die auch die häufig fehlende Farblithographie der „Mademoiselle Marcelle Lender” von Henri de Toulouse- Lautrec enthielt, ging für den Erlös von € 32.000 in eine deutsche Privatsammlung.
Eine ausgezeichnete Steigerung erfuhr auch die mit 105 Farbgraphiken nach Gouachen von Salvador Dalí illustrierte „Biblia sacra”. Ein Privatsammler aus Deutschland, der sich gegen mehrerer Konkurrenten aus den USA durchsetzte, honorierte die fünfbändige Luxusausgabe der Heiligen Schrift mit dem Erlös von € 34.000* und sorgte damit fast für eine Verdreifachung der Taxe von € 12.000.
Ein im Saal anwesender Holländer sorgte dagegen fast für eine Verdoppelung der Schätzung von € 15.000 für den Sternenatlas von Johann Elert Bode. Er ließ den Bieteifer seiner Mitinteressenten aus Russland, Frankreich, Deutschland und Italien zum Erliegen kommen, als er für die sogenannte „Uronographia” des astronomischen Autodidakten aus Hamburg den Erlös von € 28.000* bot.
Ebenfalls sehr erfolgreich zeigte sich Caspar Danckwerths mit € 8.000 angesetzter Atlas „Newe Landesbeschreibung der zwey Herzogthümer Schleswich und Holstein”, der für den Erlös von € 23.000* nach Schweden abgegeben wurde.
In deutschen Landen verblieb dagegen Friedrich Justin Bertuchs „Bilderbuch für Kinder ...”, das bei einer Taxe von € 16.000 an den Start gegangen war. Einem westdeutschen Privatsammler war dieses vollständige Exemplar der berühmten Kinderenzyklopädie in 24 Bänden mit 1186 Kupfertafeln den Erlös von über € 20.000* wert.
Erst mit seiner Offerte von € 18.000* gelang es einem französischen Händler sich Pierre Corneilles zwölfbändiges „Théatre avec des commentaires (par Voltairre)” zu sichern. Damit sorgte er bei rund einem Dutzend internationaler Bieter, die dieses mit € 2.000 taxierte Prachtexemplar telefonisch bzw. mit einem schriftlichen Gebot mit nach Hause nehmen wollten, für große Enttäuschung.
Mit Spannung erwartet wurde auch die Sammlung Heinrich Zille. Hier konnten über 70 Prozent der rund 80 Objekte erfolgreich abgegeben werden, so auch die aquarellierte Tuschfederzeichnung „Baby im Steckkissen”, die für € 8.000* den Besitzer wechselte.
Bis einschließlich 18. Juli 2008 lädt noch der Auktionsnachverkauf ein, das ein oder andere spannende Objekt zu entdecken.
* Der Erlös entspricht dem Zuschlag + 20 Prozent