Aufgetaucht: Gemälde von August Macke
München, 23. Oktober 2007, (kk) - Seit über 20 Jahren* war es nicht auf dem Markt
und auch nur ein einziges Mal in einer Ausstellung 1952 in New York zu sehen: Nun kommt August Mackes
1912 entstandenes Ölge-mälde Blondes Mädchen mit Buch bei Ketterer Kunst am 5. Dezember in der
Münchner Auktion Modern Art zum Aufruf. Die Schätzung für die 50 x 71 cm große Arbeit liegt bei
€ 300.000-500.000.
Lesende nehmen im Werk von August Macke einen ganz besonderen Platz ein.
Vertieft in ihr Buch scheinen sie völlig versunken in eine andere Welt. Das kleine blonde Mädchen,
hier in einer klassischen Dreieckskomposition, scheint sich jedoch auch seiner Rolle als Modell
durchaus bewusst zu sein. Doch dem Künstler geht es in seinen Personendar-stellungen nicht um
Psychogramme der jeweiligen Persönlichkeit. Er erfasst vielmehr die Person in dem sie umgebenden Raum,
dem er sie stilllebenhaft zuordnet um so sein Grundkonezpt von Kontemplation zu vermitteln.
Einen kurzen Augenblick der Ruhe wählte auch Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeff
mit seiner Zirkusszene bei der Pferde und Dompteuse zu einem Bild von artifizieller Schönheit verschmelzen.
In der für ihn typischen ornamental eingesetzten Schönlinigkeit präsentiert er die Körper der blauschwarzen Pferde,
deren Geschmeidigkeit und Eleganz mit der Anmut der Dompteuse eine einzigartige Symbiose eingehen. Nachdem man bereits
im Dezember letzten Jahres den bisherigen Weltrekordpreis für ein Werk Bechtejeffs bei Ketterer vervierfacht
hatte und im Frühjahr die Taxe von € 240.0000-280.000 seiner Vier badenden Mädchen mit dem Erlös von € 462.000 fast
verdoppeln konnte, wird nun der Aufruf des mit € 180.000-240.000 geschätzten Ölgemäldes mit Spannung erwartet.
Ähnlich hoch ist mit € 180.000-200.000 auch Marc Chagalls Mappe Sur la Terre des Dieux angesetzt.
1967 entstand diese Folge von zehn Farblithografien, Illustrationen zu Texten antiker griechischer Autoren,
in der der Künstler die Eindrücke seiner Griechenlandreisen zu Papier bringt. Obwohl Chagall sich erst spät
der Lithografie zuwendet, erlangt er auf diesem Gebiet innerhalb kürzester Zeit eine außergewöhnliche Meisterschaft.
Meisterhaft ist auch die 1923 entstandene Meistermappe des Staatlichen Bauhauses.
Sie vereint mit Feininger, Kandinsky, Klee, Marcks, Muche, Moholy-Nagy, Schlemmer und Schreyer die
wichtigsten Künstler der europäischen Avantgarde. Das mit 150.000-170.000 taxierte Mappenwerk
fasziniert neben seiner künstlerischen und technischen Qualität vor allem durch die stilistische
Bandbreite der beteiligten Bauhauslehrer. So gleicht der Blick in diese Mappe einem Gang durch die
Kunstgeschichte der 1920er Jahre, der die wesentlichen Tendenzen jener Zeit erkennen lässt.
Ganz oben angesiedelt sind auch zwei Arbeiten von Gabriele Münter. Während sich ihre
1933 entstandenen Drei Madonnen mit dunklen Blättern (Taxe: € 70.000-90.000) in einer Art stummen
Dialog befinden und hier das Bodenständige einer bäuerlichen Kunst zum Ausdruck kommt, besticht die
zwei Jahre zuvor auf Leinwand gebrachte Landschaft mit baumbestandenem Weg (Taxe: € 100.000-150.000)
vor allem durch das herbstliche Farbenspiel der Natur.
Fast eine kleine Sonderauktion hätten die 9 Aquarelle von Emil Nolde bestücken können.
Angeführt wird die Riege von dem mit € 90.000-120.000 taxierten Blumenstillleben Mohn, gelbe und blaue Blüten.
Es folgen Rote Blüten und Agaven und Kaiserkronen für je € 80.000-120.000.
Neben drei weiteren Blumenarbeiten mit Schätzungen von € 50.000-80.000 lassen die 1913 entstandenen
Dschunken sowie die 1923/24 gemalten Zwei rote Fische (Taxe: je € 40.000-60.000) auch die Herzen der
Meeresliebhaber höher schlagen. Bei der mit € 50.000-70.000 angesetzten Almhütte hingegen dürften die
Bergfreunde auf ihre Kosten kommen.
Ein weiteres Glanzlicht kommt von Amedeo Modigliani. Pablo Picassos Demoiselles d'Avignon
könnten den Künstler bei seiner 1911-12 in Bleistift und Kreide festgehaltene Cariatide durchaus inspiriert
haben. Modigliani bleibt jedoch im Formalen der klaren Linie verbunden, der er eine Sinnlichkeit verleiht,
die mit den kompakten Formen des knienden Aktes in seiner eleganten Haltung eine subtile Erotik vermittelt.
Die Taxe liegt bei € 100.000-120.000.
Neben Otto Müllers Aquarell Mädchen im Dünengras bestechen im
Bereich der Modernen Kunst auch Salvador Dalís Gouache Projet pour une conférence surréaliste
(Taxe: € 90.000-110.000), Marino Marinis Cavallo und Alexej von Jawlenskys, Stillleben:
Grauer Klang (Taxe: je € 70.0000-90.000).
Außerdem kommen Werke von Ernst Barlach, Lyonel Feininger, Karl Hofer,
Oskar Kokoschka, Georg Kolbe, Edouard Manet, Ewald Mataré, Giorgio Morandi und Pablo Picasso
zum Aufruf sowie drei Arbeiten von Max Beckmann, der mit seinem 1946 entstandenen Zauberspiegel
passend zur aktuellen Ausstellung über die Amsterdamer Zeit des Künstlers in der Münchner
Pinakothek der Moderne, vertreten ist.
Die Zeitgenössische Kunst aus der Post War-Epoche, die in einem eigenen
Katalog vorgestellt wird, ist bestens repräsentiert mit namhaften Künstlern wie Rainer
Fetting, Rupprecht Geiger, Alberto und Diego Giacometti, Ernst Wilhelm Nay, Markus Prachensky,
Arnulf Rainer, Rosemarie Trockel, Cy Twombly und Tom Wesselmann.
An der Spitze der Offerte steht hier jedoch Gerhard Richter mit seinem
Ölgemälde Sich Ankleidende aus dem Jahr 1960. Mit diesem Thema nimmt der Künstler die
späteren intimen Familienporträts wieder auf. Die Taxe liegt bei € 150.000-250.000.
Spannung im Auktionssaal dürfte auch Pierre Soulages mit € 120.000-150.000
taxierte Mischtechnik Peinture 127 cm x 99 cm, 23 september 1977 hervorrufen, die mit
ihren im Malprozess ausgesparten Perforationen besticht.
Fast schon klassisch mutet dagegen eine Kopffüßler-Arbeit mit dem Titel Interieur mit
Stillleben von Horst Antes an, die mit einer Schätzung von € 90.000-120.000 ins Rennen geht
Nur unwesentlich niedriger ist mit € 80.000-120.000 Jörg Immendorffs Bronze
Sieger bewertet. Eine weitere Bronzeskulptur kommt von Markus Lüpertz, dessen Kleine Spanierin
1995/96 entstand und mit € 50.000-70.000 taxiert ist.
Einen ganz besonderen Höhepunkt der Auktion stellt neben der bereits etablierten
Sonderauktion Seitenwege der deutschen Avantgarde mit fast 90 Arbeiten u.a. von Josef Eberz,
Carlo Mense, William Straube, Arnold Topp und Max Unold auch die außergewöhnliche Sammlung
Prof. Robert Häusser dar, der ebenfalls ein eigener Katalog gewidmet ist.
Professor Robert Häusser, einer der wenigen international anerkannten deutschen
Fotografen der Nachkriegszeit, trug in den 1960er bis 1980er Jahren eine exquisite Sammlung
zeitgenössischer Kunst zusammen. Durch Ausstellungen seiner eigenen fotografischen Werke wurden
Künstler wie Winfried Gaul, Gotthard Graubner, Gerhard Hoehme und Georg Meistermann
auf ihn aufmerksam.Karl Fred Dahmen und Karl Otto Götz zählten zu den ersten, die den direkten Kontakt zu Prof. Häusser
für Fotoaufnahmen ihrer Werke suchten. So entstanden viele persönliche Beziehungen, die großen Einfluss
auf die Sammeltätigkeit des Fotografen hatten. Im Rahmen der Sonderauktion kommen rund 30,
noch nie auf dem Auktionsmarkt offerierte, Arbeiten aus der Sammlung Prof. Häusser zum Aufruf.
Die Vorbesichtigung ist zu folgenden Terminen in Deutschland möglich:
19.-22. November, 11-17 Uhr | Ketterer Kunst, Meßberg 1, Hamburg, (ausgewählte Werke) |
24.-30. November, 10-19 Uhr | Ketterer Kunst, Fasanenstr. 70, Berlin, (ausgewählte Werke) |
01. - 02. Dezember, 11-17 Uhr 03. Dezember, 10-17 Uhr 04. Dezember, 10-15 Uhrr |
Ketterer Kunst, Prinzregentenstr. 61, München, (alle Werke) |
HVB Forum, Kardinal-Faulhaber-Str.1 (Eingang Prannerstraße), 80333 München |
Ketterer Kunst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als eines der wichtigsten
Kunst- und Buchauktionshäuser etabliert. Während das Stammhaus im Münchener Prinz-Alfons-Palais die
zwei jährlichen Traditionsauktionen Modern Art & Post War ausrichtet, finden im Hamburger Meßberghof
je zwei Auktionen pro Jahr mit folgenden Themenbereichen statt: Alte und Neuere Meister/Maritime Kunst
und Wertvolle Bücher - Autographen - Manuskripte - Dekorative Graphik sowie Modern Art & Post War,
wobei hier der Schwerpunkt bei Arbeiten auf Papier liegt. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen,
Sonder- und Benefizauktionen sowie Live Online-Auktionen statt.
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