Rechtzeitig zum Nikolaus: Ketterer Kunst hat Nolde im Sack
Nolde - Im Alter
München, 06. November 2007, (kk) - Den Rekordpreis von € 2.580.000* erlöste Emil Noldes Portrait „Nadja” gerade erst bei Ketterer Kunst. Mit einer Taxe von € 400.000-600.000 bringt Robert Ketterer nun am 5. Dezember ab 15:30 Uhr gleich zwei bedeutende Gemälde des Künstlers auf einer Leinwand zum Aufruf.
So prangt auf der einen Seite das 1918 in Noldes produkivster Schaffensphase entstande Gemälde „Im Alter”. Zu dieser Zeit wendet sich der Künstler verstärkt der Porträtmalerei zu. Dabei liegt ihm nicht so sehr die Person in ihrer Individualität, sondern vielmehr das für den Menschen an sich Charakteristische am Herzen. Der alte Mann mit dem weißen Bart fungiert als eindringliches Beispiel für Alter und Vergänglichkeit, stellt jedoch kein Memento mori dar. So bilden Komposition und Farbgebung in ihrer Dynamik eher einen Gegenpol zum Sujet, denn die hochaufragende Mütze scheint den geneigten Oberkörper des Mannes aufzurichten.
Nolde - Im Alter verso
Die andere Seite der 62 x 41 cm großen Leinwand zeigt ein Krokodil und zwei Kachina-Figuren, Maskenpuppen der nordamerikanischen Pueblo-Indianer, die 1912 gemalt und von Emil Nolde in seinem eigenen Gemäldeverzeichnis mit dem Titel „Fetisch” unter der Nummer 402 vermerkt sind. Später übermalte der Künstler die Arbeit mit blaugrauer Farbe. Im Gemäldeverzeichnis von 1930 ist das Werk mit dem Vermerk „selbst vernichtet” gekennzeichnet. Erst 1990 wurde die Übermalung entfernt und das Gemälde wieder freigelegt.
Neben so bedeutenden Werken wie August Mackes „Blondes Mädchen mit Buch” (Taxe: € 300.000-500.000), Wladimier Georgiewitsch von Bechtejeffs „Zirkusszene” (Taxe: € 180.000-240.000), Mappenwerken von Marc Chagall (Taxe: € 180.000-200.000) und dem Staatlichen Bauhaus (Taxe: € 150.000-170.000) und Gabriele Münters „Bäume am Hagenweg, Abend” (Taxe: € 100.000-150.000) - siehe dazu auch die separate Pressemitteilung - glänzt bei der Modernen Kunst unter anderem auch Wilhelm Morgners „Mann mit Karre”. In seinem 1911 entstandenen Ölgemälde vermeidet der Künstler jegliche Tiefenillusion, wobei die aufgetragene Farbe die einzelnen Flächen modelliert. Die bildhafte Vereinfachung und die pulsierende Formgebung bewirken eine gesteigerte Bildenergie, die den besonderne Reiz der mit € 100.000-150.000 geschätzten Arbeit ausmacht.
Im Bereich der Zeitgenössischen Kunst, die mit einem eigenen Katalog unter dem Titel Post War vertreten ist, besticht Enrico Castellani mit seiner „Superficie argento” aus dem Jahr 1965. Mit Hilfe von Nägeln, die er in zwei Arbeitsschritten in unterschiedlicher Weise einsetzt, erzeugt er Hebungen und Senkungen der silbrigen Oberfläche und setzt somit den Zusammenhang von Licht und Raum mit einfachsten Mitteln äußerst differenziert ins Bild. Die physisch-sinnliche Präsenz wird so auf ein Miniumum reduziert und die schwingene Rhythmik der monochromen Fläche tritt in den Vordergrund. Die Schätzung für diese optisch vibrierende, 120 x 100 cm große, Oberfläche liegt bei € 150.000-250.0000.
Für € 80.000-120.000 könnte ein Unikat von Roy Lichtenstein zu haben sein. Seine Collage „Ohne Titel (Seascape)” aus dem Jahr 1964 zählt zu den allerersten Arbeiten mit Rowluxflolie, deren farbig schillernden, reflektierenden Flächen Tiefe und Bewegung suggerieren. Heute sind nur etwa 100 Werke des Künstlers bekannt, die diese Technik benützen.
Für Spannung im Auktionssaal dürften neben dem Bronzerelief „Pflockkreuz” von Joseph Beuys, das mit einer Taxe von € 80.000-120.000 an den Start geht, vor allem auch Gerhard Richters „Sich Ankleidende” (Taxe: € 150.000-250.00) und „Peinture 127 cm x 99 cm, 23 septembre 1977” von Pierre Soulages (Taxe: € 120.000-150.000) sorgen, sowie Arbeiten von Horst Antes, Jörg Immendorff und Markus Lüpertz (siehe eigene Pressemitteilung).
Einen ganz besonderen Höhepunkt der Auktion stellt neben der bereits etablierten Sonderauktion Seitenwege der deutschen Avantgarde mit fast 90 Arbeiten u.a. von Josef Eberz, Carlo Mense, William Straube, Arnold Topp und Max Unold auch die außergewöhnliche Sammlung Prof. Robert Häusser dar, der ebenfalls ein eigener Katalog gewidmet ist.
Professor Robert Häusser, einer der wenigen international anerkannten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit, trug in den 1960er bis 1980er Jahren eine exquisite Sammlung zeitgenössischer Kunst zusammen. Durch Ausstellungen seiner eigenen fotografischen Werke wurden Künstler wie Winfried Gaul, Gotthard Graubner, Gerhard Hoehme und Georg Meistermann auf ihn aufmerksam. Karl Fred Dahmen und Karl Otto Götz zählten zu den ersten, die den direkten Kontakt zu Prof. Häusser für Fotoaufnahmen ihrer Werke suchten. So entstanden viele persönliche Beziehungen, die großen Einfluss auf die Sammeltätigkeit des Fotografen hatten. Im Rahmen der Sonderauktion kommen rund 30, noch nie auf dem Auktionsmarkt offerierte, Arbeiten aus der Sammlung Prof. Häusser zum Aufruf.
Die Vorbesichtigung ist zu folgenden Terminen in Deutschland möglich:
19.-22. November, 11-17 Uhr Ketterer Kunst, Meßberg 1,
Hamburg,
(ausgewählte Werke)
24.-30. November, 10-19 Uhr Ketterer Kunst, Fasanenstr. 70,
Berlin,
(ausgewählte Werke)
01. - 02. Dezember, 11-17 Uhr
03. Dezember, 10-17 Uhr
04. Dezember, 10-15 Uhrr
Ketterer Kunst,
Prinzregentenstr. 61,
München,
(alle Werke)
Auktionsort:
HVB Forum, Kardinal-Faulhaber-Str.1 (Eingang Prannerstraße), 80333 München
Ketterer Kunst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als eines der wichtigsten Kunst- und Buchauktionshäuser etabliert. Während das Stammhaus im Münchener Prinz-Alfons-Palais die zwei jährlichen Traditionsauktionen Modern Art & Post War ausrichtet, finden im Hamburger Meßberghof je zwei Auktionen pro Jahr mit folgenden Themenbereichen statt: Alte und Neuere Meister/Maritime Kunst und Wertvolle Bücher - Autographen - Manuskripte - Dekorative Graphik sowie Modern Art & Post War, wobei hier der Schwerpunkt bei Arbeiten auf Papier liegt. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen, Sonder- und Benefizauktionen sowie Live Online-Auktionen statt.