Lexikon
Tonalism

Tonalism oder Tonalismus bezeichnet eine zwischen etwa 1880 und 1920 in der nordamerikanischen Kunst vorherrschende Stiltendenz. Während der Begriff Tonalismus auch allgemein eine tonige, auf starke Farbwerte verzichtende Malerei beschreiben kann, ist der englische Terminus Tonalism auf eine Stilphase der amerikanischen Malerei beschränkt.
Gemeinhin werden als Charakteristika des Tonalism gedämpftes Kolorit, weiches und diffuses Licht sowie vage, dunstige Konturierungen angegeben. Ein mysteriöser, ruhiger Stimmungsgehalt ist ebenfalls oft kennzeichnend.
Gelegentlich wurde der amerikanische Tonalismus zwar auch auf Figur oder Interieur übertragen, doch zumeist wurden Landschaften im Stil des Tonalism dargestellt. Ein kontemplativer Romantizismus betont dabei den Stimmungsgehalt der Natur und verbindet die Maler des Tonalism gelegentlich mit symbolistischen Strömungen, wie etwa die bekannten "Nocturnes" von James McNeill Whistler bezeugen.
Vom amerikanischen Impressionismus, der sich zeitgleich entwickelte, unterscheidet sich der Tonalismus durch eine zurückgenommene Farbigkeit und einen gesteigerten subjektiven Gehalt. Dennoch nähern sich manche der tonalistischen Werke in Beleuchtung und Duktus dem Impressionismus an, wie es etwa im Falle von Dwight W. Tryon ("Maimorgen", 1911) beobachtet werden kann.
Zu den Hauptvertretern des Tonalism zählen James McNeill Whistler, George Inness, Thomas Wilmer Dewing, Dwight William Tryon, Alexander Helwig Wyant, Henry Ward Ranger und der als Fotokünstler bekannt gewordene Edward J. Steichen.