Lexikon
Tempera

Mit Tempera werden Farben bezeichnet, deren Farbpigmente mit einem Bindemittel aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden. Nach der Art des wässrigen Emulsionsanteils werden Temperafarben unterschieden in Gummi-, Ei-, Kasein- und Wachstempera. Als Öle werden trockene Öle wie Leinöl, Mohnöl, Walnussöl oder Sonnenblumenöl verwendet oder auch harzige Bindestoffe wie Lacke, Alkydharzlösungen, Terpentine, Wachse. Echte Temperafarben verderben in angemischtem Zustand sehr leicht. Als fertige Tubenfarben können sie nur mit starkem Einsatz von Konservierungsmitteln begrenzt haltbar gemacht werden (das gilt besonders für Kaseintempera). Leimgebundene Farben ohne Ölanteil werden fälschlich ebenfalls als Tempera bezeichnet, der korrekte Begriff für diese Farben ist jedoch Gouache (von ital. "quazzo" = Wasserpfütze). In Europa hat die Temperamalerei im Mittelalter die in der Antike und Spätantike übliche Enkaustik (Heißwachsmalerei) abgelöst. Die Temperamalerei selbst wird zu Beginn der Neuzeit von der Ölmalerei weitgehend verdrängt, da die Ölfarbe leichter zu handhaben und aufzubewahren ist, zudem Farbtiefen und Lasuren ermöglicht. Gleichzeitig können die Holztafeln durch größere und leichtere Leinwände ersetzt werden, für die sich die zu Rissen neigende Temperamalerei nicht eignet. Die Verdrängung der Temperamalerei durch die Ölmalerei ab dem 15. Jahrhundert beginnt im niederländischen Raum und findet schnell Verbreitung bis Italien und Spanien. Bekannte Maler, die von der Temperamalei auf die Ölmalerei umstiegen und beide Techniken gemischt und parallel einsetzten sind zum Beispiel die Gebrüder van Eyck. Allein für die traditionelle Ikonenmalerei ist Eitempera auf Holztafeln bis heute die bevorzugte Technik.