Lexikon
Synthetischer Kubismus

Der Synthetische Kubismus folgte ab 1912 als Stilphase auf den Analytischen Kubismus und blieb bis in die 1920er Jahre hinein wirksam, wenngleich der Kubismus bereits um 1915 seinen Höhepunkt überschritten hatte.
Im Ansatz unterscheidet sich der Synthetische Kubismus grundlegend von dem ihm formal verwandten Analytischen Kubismus: Während in der früheren Phase die Analyse des Gegenstandes und die Zerlegung seiner Form in der Mehransichtigkeit im Zentrum gestanden hatten, ging es nun um die "synthetische", also zusammenfügende Konstruktion eines Objektes aus geometrischen Einzelformen. Der Analytische Kubismus gelangte vom Konkreten zum Abstrakten - der Synthetische Kubismus nahm den umgekehrten Weg.
Im Synthetischen Kubismus sind die einander überlagernden Farbflächen häufig klar konturiert und weniger malerisch behandelt als im Analytischen Kubismus. Auch die Buntfarbigkeit kehrt nun in die Bilder zurück und wird zum wirkungsvollen Stilmittel. Das additive Grundprinzip des Synthetischen Kubismus stellt diese Strömung dem Konstruktivismus zur Seite.
Am Beginn des Synthetischen Kubismus steht einmal mehr Pablo Picasso, neben ihm ist Juan Gris (1887-1927) als Hauptfigur zu benennen. Letztgenannter hatte 1921 den Synthetischen Kubismus auch theoretisch fixiert.
Häufig bleiben die Werke des Synthetischen Kubismus betont flächig und deuten Räumlichkeit nur durch verdunkelte, einen Schlagschatten suggerierende Ebenen an. Plastischer verstand Fernand Léger (1881-1955) den Synthetischen Kubismus: Er entwickelte eine Stilvariante, welche die Form (erneut auf Cézanne fußend) aus plastischen Volumina wie Röhren, Zylindern und Kegeln zusammensetzt.