Lexikon
Surrealismus außerhalb Frankreichs

Frankreich war das Mutterland des Surrealismus. Doch auch außerhalb von Paris konnte die Strömung bald Fuß fassen, wobei sie sich zum Teil, wie etwa im Poetismus, auch auf der Grundlage nationaler Traditionen entwickeln konnte.
Seit dem Ende der 1920er Jahre und begünstigt durch große Surrealisten-Ausstellungen außerhalb von Paris, etwa in New York, London und Kopenhagen, verbreitete sich der Surrealismus in ganz Europa: In Belgien bildete sich schon früh eine bedeutende surrealistische Gruppierung um René Magritte, Raoul Ubac, Paul Delvaux und E. L. T. (Edouard Léon Théodore) Mesens. Im Osten Europas kam es zum Poetismus in der Tschechoslowakei, in Jugoslawien wirkten beispielsweise Marco Ristic oder Aleksandar Vuco, aus Rumänien stammte Victor Brauner. In Chile formierte sich 1938 die Gruppe "Mandragora", in Mexiko wirkte Wolfgang Paalen, und auch in den Skandinavischen Ländern lassen sich surrealistische Tendenzen feststellen. In unterschiedlichen Graden der Konsequenz fand der Surrealismus auch in England (Sir Roland Penrose, Paul Nash, Edward Burra u.a.), in Italien (E. Bay), der Schweiz (Walter Kurt Wiemken) und Deutschland (Richard Oelze, Hans Bellmer, Edgar Ende u.a.) Aufnahme.
Außerhalb Europas wirkten surrealistische Künstler in den USA, etwa Arshile Gorky, der direkt von André Breton gefördert wurde, oder Dorothea Tanning. Hier stand der Surrealismus mit seinen "automatischen" Techniken auch am Beginn des gestischen Abstrakten Expressionismus. Sogar in Japan arbeiteten etwa mit Harue Koga und Ichiro Fukuzawa surrealistische Künstler.
Der Surrealismus außerhalb von Paris wird aller Vielfalt zum Trotz durch die Aufnahme des "überwirklichen" oder "automatischen" Stils und die Sujetwahl geeint, die Traum, Vision und Phantastik integriert. Der Höhepunkt des internationalen Surrealismus liegt in den 1930er Jahren, wobei häufig, etwa in Spanien oder Jugoslawien, aber auch in Frankreich selbst, eine antifaschistische Ausrichtung der beteiligten Künstler zu bemerken ist.