Lexikon
Rubenisme

Die immense, europaweite Vorbildwirkung des Werkes von Peter Paul Rubens (1577-1640) wird unter dem Terminus "Rubenismus" zusammengefasst, ist jedoch, gerade im direkten Vergleich mit der Caravaggismus-Forschung, bislang nicht hinreichend erfasst. Der Grund für diese geringe Beachtung wird in der Tatsache vermutet, dass viele Nachfolger des Flamen sich auf die bloße Adaption seiner Kompositionen beschränkten, ohne eigene Erfindungswerte hinzuzufügen.
Die Grundlagen der internationalen Rubens-Rezeption können im Studium seiner Werke oder der Werke seiner direkten flämischen Nachfolger bestehen, gehen jedoch in den meisten Fällen auf die Reproduktionsgraphik zurück. Deren weite Verbreitung hatte der Meister selbst forciert und gefördert, und die Kupferstiche der Rubens`schen Stecherwerkstatt verhalfen den Kompositionen zu größtem, in ganz Europa spürbarem Nachruhm. Am deutlichsten prägte der Stil des Peter Paul Rubens naheliegend seine Landsleute, die ihrerseits zur Verbreitung des Rubenismus beitrugen. Darüber hinaus ist in Frankreich, Italien, Deutschland, England und Spanien die stilbildende Wirkung deutlich wahrzunehmen. Der Beginn des Rubenismus ist etwa um 1630 anzusetzen und währte nicht nur das gesamte 17. Jahrhundert, sondern auch noch im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts.
Im engeren Sinne wird der Begriff "Rubenismus" im Kontext eines Theoriestreits an der französischen Akademie gebraucht, der gegen Ende des 17. Jahrhunderts die "Poussinisten", welche die Zeichnung an die erste Stelle der Kunst setzten, von den "Rubenisten", den Verfechtern einer auf dem Kolorit basierenden Malerei, abspaltete. Zu diesen französischen Rubenisten zählten neben dem geistigen Führer Roger de Piles (1635-1709) auch Antoine Coypel und Nicolas de Largillière (1656-1746).