Lexikon
Römische Hochrenaissance

Seit dem 15. Jahrhundert hatte sich Rom zu einem kulturellen, religiösen und politischen Zentrum innerhalb Europas entwickelt. Für die Künstler der Renaissance war es selbstverständlich geworden, ihre Ausbildung in Rom zu vervollkommnen und dort zeitgenössische wie antike Objekte zu studieren, so dass Rom zugleich zu einem wichtigen Kunstzentrum wurde. Eine zentrale Rolle spielte die Kunstpolitik der Päpste, die Künstler engagierten, um ihren Visionen und ihrem Machtanspruch sichtbaren Ausdruck zu verleihen und damit die Entwicklung der Stadt voranzutreiben.
Zu den Höhepunkten der römischen Hochrenaissance, die ihre Blütezeit etwa zwischen 1500 und 1530 erreichte, zählen die Werke Michelangelos (1475-1564), der von Florenz nach Rom gekommen war und dort sein Können im Auftrag der Päpste in allen Kunstgattungen unter Beweis stellte. Hierzu gehören unter anderem das monumentale Gewölbefresko (1508-12) und das Jüngste Gericht (1536-41) in der Sixtinischen Kapelle, das Grabmal für Julius II. (1505-45) und die Arbeiten am Petersdom sowie auf dem Kapitolshügel.
Neben Michelangelo prägte Raffael (1483-1520) das künstlerische Gesicht Roms. Im Jahr 1508 begann er, die Privatzimmer Julius II., genannt Stanzen, im Vatikanischen Palast auszumalen. Eines seiner berühmtesten Werke, die "Schule von Athen", befindet sich in der "Stanza della Segnatura" (1508-11) und zeigt in einer zentralperspektivisch komponierten Architekturkulisse berühmte antike Philosophen, darunter Platon und Aristoteles.
In Rom entstanden außerdem zahlreiche Bauten, welche die architektonischen Prinzipien der Hochrenaissance vor Augen führen: Donato Bramantes auf rundem Grundriss erbauter "Tempietto" (1502) ebenso wie Neu St. Peter - ehe zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus liturgischen Gründen ein Langhaus ergänzt wurde - sind Meisterwerke der Zentralbaukunst.