Lexikon
Romantik im deutschsprachigen Raum

Die Epoche der Romantik ist im deutschsprachigen Raum nach unterschiedlichen zeitlichen wie topographischen Strömungen auszudifferenzieren. Die Entwicklung der romantischen Malerei in Deutschland war untrennbar mit dem nachrevolutionären Geschehen verbunden, da die Künstler die vorherrschenden Gefühle von Unsicherheit und Heimatlosigkeit mittels der Kunst gleich einer Flucht aus der Wirklichkeit zu kompensieren suchten. Innerhalb Deutschlands waren Dresden, Jena, Heidelberg und Berlin zu Zentren romantisch gesinnter Philosophen, Dichter und bildender Künstler geworden.
Philipp Otto Runge (1777-1810) und Caspar David Friedrich (1774-1840) sind die Hauptvertreter der Malerei der Frühromantik in Deutschland und dem Kreis der norddeutschen Romantiker zuzurechnen. Die Landschaft, häufig als Trägerin von Gefühlen und Weltbildern aufgefasst, war bevorzugtes Thema beider Künstler. Dabei löste sich die Landschaftsdarstellung allmählich von der klassizistischen Ideallandschaft und orientierte sich zunehmend an der eigenen und erfahrbaren Heimat.
Zu den wichtigsten Malern der Epoche gehört außerdem Carl Rottmann (1797-1850), in dessen berühmten Landschaftsdarstellungen romantische Elemente vorkommen. Vor allem Rottmanns Hauptwerk, die zwischen 1838 und 1850 entstandenen Landschaften Griechenlands, heute im Rottmann-Saal in der Neuen Pinakothek in München, zeichnen ein höchst malerisch aufgefasstes, gefühlsbetontes und melancholisches Bild kontemplativer Naturwahrnehmung.
Eine eigene Gruppierung im deutschsprachigen Romantikerkreis sind die Nazarener (Lukasbund), die sich 1809 in Wien formierten. In vielerlei Hinsicht nahmen die Nazarener im Umfeld der Romantiker eine besondere Stellung ein, waren sie doch bruderschaftlich organisiert und zeigten aufgrund ihres tief empfundenen christlichen Glaubens eine Vorliebe für biblische Sujets. Die Hauptmeister der Nazarener sind Franz Pforr und Friedrich Overbeck, zu ihrem Kreis gehörten unter anderem Peter von Cornelius, Julius Schnorr von Carolsfeld und Wilhelm von Schadow.
Moritz von Schwind (1804-71) oder Adrian Ludwig Richter (1803-84) stehen für die spätromantische Kunst im deutschsprachigen Raum ebenso wie die Düsseldorfer Malerschule, die sich im Lauf der Zeit verstärkt dem Realismus zuwandte. Ebenfalls zwischen Romantik und Realismus sind die Landschaften des Carl Blechen (1798-1840) anzusiedeln. Ein reiches Nachleben der romantischen Kunstauffassung ist ferner in den Werken der Präraffaeliten bemerkbar, die sich von den Nazarenern inspirieren ließen.