Lexikon
Rheinischer Expressionismus

Das dritte Zentrum des Expressionismus in Deutschland war nach Dresden/Berlin und München das Rheinland. Die rheinischen Expressionisten schlossen sich allerdings nicht zu einer künstlerischen Gemeinschaft zusammen, sondern entwickelten vielmehr ihren eigenen Stil, der Einflüsse aus den übrigen Teilen Deutschlands und vor allem aus dem nahen Frankreich verarbeitete.
Der Begriff "Rheinischer Expressionismus" wurde erst 1913 durch August Macke (1887-1914) geprägt - hauptsächlich aus strategischen Gründen. Er organisierte eine unter diesem Titel laufende Ausstellung in der Buchhandlung von Friedrich Cohen in Bonn, um das Rheinland als künstlerisches Zentrum zu etablieren. Die Auswahl der daran beteiligten Künstler war jedoch etwas willkürlich und keineswegs als stilistisches Kollektiv anzusehen. So fanden sich futuristische und fauvistische Tendenzen neben dem surrealistischen Werk von Max Ernst (1891-1976).
Die Künstler wurden allerdings durch einen expressiven Stil und eine für Deutschland besonders auffällige Nähe zur französischen Kunst verbunden. Sehr deutlich ist dies im Werk des bedeutendsten Malers des "Rheinischen Expressionismus", August Macke, zu sehen. Seine Sensibilität für harmonische Farbkombinationen, die durch den "Orphismus" mitbestimmte leuchtende Wirkung der Komposition und die Neigung zum Dekorativen verbinden August Mackes Werk mit der Pariser Avantgarde und zeigen eine Variante des deutschen Expressionismus, die weit vom aggressiven Pathos der "Brücke" entfernt ist.
Weitere Vertreter des "Rheinischen Expressionismus" sind Heinrich Campendonk, Ernst Moritz Engert, Otto Feldmann, Franz Seraph Henseler, Franz M. Jansen, Joseph Kölschbach, Helmuth Macke, Carlo Mense, Heinrich Nauen, Clara-Maria Nauen-Malachowski, Olga Oppenheimer, Paul Adolf Seehaus, William Straube und Hans Thuar.