Lexikon
Realismus
Begrifflich bezeichnet Realismus (lat. realis: wirklich, d.h. die Sache [lat. res] betreffend) jede Kunstform, die versucht, die Wirklichkeit nachzubilden. Geschieht dies wortwörtlich und ohne stilistisch gewollte Veränderungen der Realität im Bild, so spricht man von Naturalismus.
In der Kunstgeschichte können viele Epochen als realistische Strömungen bezeichnet werden, so etwa die Malerei der Flamen des 15. Jahrhunderts oder der hochbarocken Holländer. In England kann die Landschaftsmalerei von John Constable (1776-1837), William Turner (1775-1851) und den Vertretern der Norwich School auch im Sinne eines frühen Realismus beurteilt werden.
Im Besonderen versteht man unter dem Begriff jedoch eine sich zuerst in Frankreich ausprägende Stiltendenz, die vorrangig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitet war.
Dieser Realismus hat seine Anfänge schon in den 1830er Jahren und entstand als Gegenbewegung zu Romantik und Klassizismus. Bereits 1826 wurde der Begriff in diesem Sinne, den antikisch-idealen Klassizismus kontrastierend, ins Feld geführt ("Mercure français du XIX siècle").
Für eine programmatische Fixierung des Realismus sorgte allerdings erst Gustave Courbet (1819-77): Als seine Werke auf der Weltausstellung von 1855 zurückgewiesen wurden, veranstaltete er eine Gegenschau in einer nahegelegenen Baracke, die er "Pavillon du Réalisme" taufte. Im selben Jahr erschien sein "Realistisches Manifest", das den "Grundsatz des Realismus" mit der "Verneinung des Idealen" festlegt: Der Maler soll darstellen, was Teil seiner alltäglichen Lebenswelt ist und somit eine lebendige Kunst erschaffen.
Der Realismus des 19. Jahrhunderts ist also an erster Stelle, wenngleich nicht ausschließlich, eine Frage des Sujets: Die Kunst soll ihren Gegenstand nicht mehr der fernen Vergangenheit, sondern der Gegenwart, nicht dem verklärten Ideal, sondern der rauen Wirklichkeit entlehnen. Mit dieser Forderung stellte sich Courbet dem Akademismus entschieden entgegen, "Réalisme" wurde zur Parole, der Realismus zu einer der großen Hauptströmungen des pluralistischen 19. Jahrhunderts. In ganz Europa entstand bald realistische Kunst, Zentren wurden neben Frankreich der deutschsprachige Raum und Russland. Zu den internationalen Hauptvertretern rechnen Gustave Courbet, Jean-François Millet, Honoré Daumier, Adolph Menzel, Wilhelm Leibl, Ilja Repin und Giuseppe Pelizza da Volpedo.
Begrifflich bezeichnet Realismus (lat. realis: wirklich, d.h. die Sache [lat. res] betreffend) jede Kunstform, die versucht, die Wirklichkeit nachzubilden. Geschieht dies wortwörtlich und ohne stilistisch gewollte Veränderungen der Realität im Bild, so spricht man von Naturalismus.
In der Kunstgeschichte können viele Epochen als realistische Strömungen bezeichnet werden, so etwa die Malerei der Flamen des 15. Jahrhunderts oder der hochbarocken Holländer. In England kann die Landschaftsmalerei von John Constable (1776-1837), William Turner (1775-1851) und den Vertretern der Norwich School auch im Sinne eines frühen Realismus beurteilt werden.
Im Besonderen versteht man unter dem Begriff jedoch eine sich zuerst in Frankreich ausprägende Stiltendenz, die vorrangig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitet war.
Dieser Realismus hat seine Anfänge schon in den 1830er Jahren und entstand als Gegenbewegung zu Romantik und Klassizismus. Bereits 1826 wurde der Begriff in diesem Sinne, den antikisch-idealen Klassizismus kontrastierend, ins Feld geführt ("Mercure français du XIX siècle").
Für eine programmatische Fixierung des Realismus sorgte allerdings erst Gustave Courbet (1819-77): Als seine Werke auf der Weltausstellung von 1855 zurückgewiesen wurden, veranstaltete er eine Gegenschau in einer nahegelegenen Baracke, die er "Pavillon du Réalisme" taufte. Im selben Jahr erschien sein "Realistisches Manifest", das den "Grundsatz des Realismus" mit der "Verneinung des Idealen" festlegt: Der Maler soll darstellen, was Teil seiner alltäglichen Lebenswelt ist und somit eine lebendige Kunst erschaffen.
Der Realismus des 19. Jahrhunderts ist also an erster Stelle, wenngleich nicht ausschließlich, eine Frage des Sujets: Die Kunst soll ihren Gegenstand nicht mehr der fernen Vergangenheit, sondern der Gegenwart, nicht dem verklärten Ideal, sondern der rauen Wirklichkeit entlehnen. Mit dieser Forderung stellte sich Courbet dem Akademismus entschieden entgegen, "Réalisme" wurde zur Parole, der Realismus zu einer der großen Hauptströmungen des pluralistischen 19. Jahrhunderts. In ganz Europa entstand bald realistische Kunst, Zentren wurden neben Frankreich der deutschsprachige Raum und Russland. Zu den internationalen Hauptvertretern rechnen Gustave Courbet, Jean-François Millet, Honoré Daumier, Adolph Menzel, Wilhelm Leibl, Ilja Repin und Giuseppe Pelizza da Volpedo.
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