Die Pomologie (von lat. poma Baumfrucht oder Obst) ist die Lehre von den Obstsorten und vom Obstbau. Als Teilgebiet der Botanik behandelt die Pomologie die Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung und systematische Einteilung.
Bäume, vor allem Obstbäume, hatten in vielen verschiedenen Ländern besondere kultische Bedeutung ("Baum der Erkenntnis" u. a.). Neben Äpfeln, Grantatäpfeln und Feigen wurden auch Ölbäume, Palmen und Weinstöcke mit besonderen Bedeutungen belegt. Der Symbolcharakter der Bäume zeigt sich in den Illustrationen vieler mittelalterlicher Handschriften.
Eingehender beschrieben wurden Obstbäume schon in der Antike, so erwähnt Cato d. Ä. (234-149 v. Chr.) in seinem Werk De agri cultura bereits verschiedene Apfel- und Birnensorten. Etwa 200 Jahre später verfaßte Plinius d. Ä. (23-79 n. Chr.) seine berühmte Naturgeschichte, in der er 25 Apfel-, 36 Birnen- und 8 Kirschsorten aufführt. Die großen Pflanzen- und Kräuterbücher des 15. und 16. Jahrhunderts (siehe Kräuterbücher) behandeln zwar auch Obstbäume, von einer eigentlich wissenschaftlichen Beschreibung kann man jedoch erst bei den pomologischen Werken des 17. Jahrhunderts sprechen. Zu nennen sind hier u. a. Giovanni Battista Ferraris Hesperides sive de malorum aureorum cultura et usu (1646), die durch 102 Kupfer von Cornelis Bloemart illustriert sind und die Nederlantze Hesperides (1676) von Jan Commelin mit 27 Tafeln von Cornelis Kick. Unter dem pomologischen Schriften des 18. Jahrhunderts sind vor allem die mit 115 Kupfertafeln von Paul Decker u. a. illustrierte Nürnbergische Hesperides (1708) von Johann Christoph Volckamer zu nennen, des weiteren Batty Langleys Pomona (1729) und Johann Hermann Knoops Pomologia (1763).
Der Schwerpunkt der pomologischen Forschung lag vor allem in Frankreich und Deutschland. Zumeist gaben sich diese Autoren nicht nur mit Beschreibungen der Obstsorten zufrieden, sondern züchteten selbst und versuchten die Sorten zu verbessern. Viel Zeit verwandten sie auch auf die Systematik und Namensgebung einzelner Obstsorten. Aus der Vielzahl der erschienenen Schriften ragen besonders die Werke des Henri Louis Duhamel du Monceau hervor, deren deutsche Übersetzungen weiteste Verbreitung fanden.
Das 19. Jahrhundert zeichnet sich im Zuge von neuen Züchtungen durch ein starkes Interesse an pomologischen Bestimmungsbüchern und Forschungen aus. Die in diesem Zusammenhang erschienenen Werke sind häufig reich bebildert und kunstvoll ausgestaltet. Die Neubearbeitung von Duhamels Werken Traité des arbres et arbustes (1801-19) bildet mit ihren 498 Farbtafeln von Pierre Joseph Redouté und Pancrace Bessa sicherlich einen Höhepunkt der pomologischen Literatur. Außerdem zu nennen sind Traité des arbres fruitiers (1808-35) mit 422 farbigen Kupfern von P.-J-.F. Turpin und Antoine Poiteau sowie Louis Noisettes Le jardin frutier (1813-21) die mit Kupfern von Bessa illustriert sind.
Die moderne Pomologie hat sich – wie andere Wissenschaften auch – vielfach verzweigt und in neue Bereiche verlagert. Eine der wichtigsten Aufgaben ist heutzutage die Sammlung und der Erhalt alter, vom Aussterben bedrohter Sorten. Zusätzlich wird nach verschollenen Obstsorten gefahndet, die aus der Literatur oder dem Volksmund bekannt sind.
Die wichtigsten Bibliographien zu diesem Thema sind Claus Nissen Standardwerk Die botanische Buchillustration (1951-66) sowie das voluminöse Verzeichnis Taxonomic literature von Frans A. Stafleu und Richard S. Cowan (1976-88). Hilfreich sind ferner der Katalog der Oak Spring Garden Library (1990) sowie die älteren Werke von Max Güntz (Handbuch der landwirtschaftlichen Literatur, 1897-1902) und Friedrich Jakob Dochnahl (Vollständige Gartenbibliothek, 1861)/
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