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Phantastischer Realismus

Das Anknüpfen an die Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg legte den Schwerpunkt auf die Abstraktion, doch auch figürliche Tendenzen der Moderne wurden aufgegriffen und fortgeführt. In diesem Kontext ist der besonders in Österreich und Deutschland ausgeprägte Phantastische Realismus zu verorten, der, lange als epigonaler Kitsch verschrien, in jüngerer Zeit wieder verstärkte Anerkennung erfahren hat.
Der Begriff, in den 1950er Jahren durch den österreichischen Kritiker Johann Muschik geprägt, bezog sich zunächst auf eine Gruppe von Wiener Künstlern (Wiener Schule des Phantastischen Realismus). Eine 1959/60 im Wiener Belvedere gezeigte Ausstellung bewirkte erstmals eine breite öffentliche Kenntnisnahme des Phänomens, das sich auch weit über Wiens Grenzen hinaus verbreiten sollte.
Die stilistischen Wurzeln des Phantastischen Realismus sind besonders in Surrealismus und Magischem Realismus zu suchen und können darüber hinaus bis zu spätmittelalterlichen Meistern wie Hieronymus Bosch oder Grünewald zurückgeführt werden. Der grundlegenden Nähe zum Surrealismus steht jedoch ein prinzipiell anderes Kunstverständnis gegenüber: Während der Surrealismus mit dem "Automatismus" einen rein intuitiven Zugang zur Kunst propagierte, setzten die Phantastischen Realisten auf einen zielgerichteten und durchdachten Schöpfungsakt.
Kennzeichen der Kunst des Phantastischen Realismus ist die subtile Ausarbeitung manieristisch wirkender, grotesk-figürlicher Motive, deren phantastische Bildsprache auch oft erotische Tendenzen aufweist. Die Stoffe entlehnen die Phantastischen Realisten beispielsweise dem Alten Testament und der Apokalypse, aber ebenso dem Mythos oder der Traumvision.
Neben der Wiener Schule des Phantastischen Realismus sind Maler und Graphiker wie Hans Bellmer (1902-75), Horst Janssen (1929-95) und Paul Wunderlich (geboren 1927) als Hauptvertreter der Strömung anzuführen.



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