Lexikon
Nordalpiner Caravaggismus

Die Kunst Caravaggios wurde auch außerhalb Italiens aufgegriffen - oftmals handelte es sich nördlich der Alpen allerdings um einen "Caravaggismus aus zweiter Hand", wobei die Werke der italienischen Nachfolger, allen voran Manfredi und Saraceni, den hauptsächlichen Anknüpfungspunkt darstellten.
Die Schwerpunkte des nordalpinen Caravaggismus liegen in Frankreich, wo Georges de la Tour (1593-1652) und Simon Vouet (1590-1649) in der Manier des Italieners arbeiteten, und besonders in Holland. Bereits in Rom formierte sich die Gruppe der "Utrechter Caravaggisten", deren Kern der jung verstorbene Dirk van Baburen (um 1595-1624), Hendrick Terbrugghen (1588-1629) und Gerrit van Honthorst (1592-1656) bildeten. Die Utrechter Caravaggisten schufen Historiengemälde und Genrebilder, in besonderem Maße Musikanten- und Wirtshausszenen. Ein Utrechter Stilgriff, den wohl Saraceni anregte, ist die Erweiterung der caravaggesken Beleuchtung durch künstliche Lichtquellen, oftmals brennende Kerzen. Die Utrechter Caravaggisten wirkten ihrerseits auf den deutschen Caravaggismus eines Johannes Hertz, Simon Peter Tilmann oder Johann Briederl d.J., andere deutsche Maler wie Ulrich Loth (vor 1559-1662) beriefen sich dagegen direkt auf Caravaggio und dessen italienische Nachfolge.
Neben den Utrechter Caravaggisten ist in Holland auch im Werk von Rembrandt und Frans Hals, in den südlichen Niederlanden bei Peter Paul Rubens und Jacob Jordaens eine Rezeption Caravaggios festzustellen. In Spanien sind Jusepe de Ribera, Francisco de Zurbarán und Diego Velázquez vom Caravaggismus beeinflusst.